Tesla Cybertruck oder Ram: Handelsdeal könnte Europas Straßen für US-Monstertrucks öffnen

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Die Europäische Union und die USA haben sich überraschend geeinigt, auf Regeln für die Zulassung von Pkw zu verzichten. Das besagt eine am Donnerstag veröffentlichte gemeinsame Rahmenerklärung  für ein geplantes Handelsabkommen. »Mit Blick auf Automobile beabsichtigen die Vereinigten Staaten und die Europäische Union, eine gegenseitige Anerkennung der jeweiligen Standards zu akzeptieren«, heißt es in dem Papier. Dies wurde als erstes Beispiel für die Beseitigung »nicht tarifärer Handelshemmnisse« genannt. Dem Deal zufolge wollen die USA auch den Zoll auf die Einfuhr europäischer Pkw auf 15 Prozent senken.

Demnach könnten Autos von einer Seite des Atlantiks künftig auf der anderen Seite ohne Typgenehmigung verkauft und für den Straßenverkehr zugelassen werden. Kritiker warnen, der Deal würde die strengen europäischen Sicherheits- und Abgasvorschriften unterlaufen. In den vergangenen Wochen hatte die EU-Kommission noch versichert, ein Verzicht auf Pkw-Standards stehe nicht zur Debatte.

Dieser »Verrat« werde »auf Europas Straßen Leben kosten«, warnte Antonio Avenoso, Geschäftsführer des Europäischen Verkehrssicherheitsrats ETSC. Avenoso zufolge drohe Europa »eine Flut überdimensionierter, unterregulierter US-Pick-up-Trucks und SUV«. Solche schweren Fahrzeuge seien gefährlicher für die Fahrer anderer Pkw, Fußgänger oder Radfahrer – »und überhaupt nicht im Einklang mit Europas Vision von einer sichereren, nachhaltigeren Mobilität«.

Dreimal so viele Fußgänger getötet

Bislang kritisierte der ETSC Brüssel bereits für einen laxen Umgang mit einem Schlupfloch: Manche Importeure haben sich auf US-Pick-ups spezialisiert, die in Europa keine Typgenehmigung bekommen, mit einer sogenannten Einzelgenehmigung für jedes Fahrzeug aus einem beliebigen EU-Mitgliedstaat aber trotzdem legalisiert werden können. Im vergangenen Jahr wurden laut der Umweltorganisation »Transport & Environment« (T&E) rund 7000 solcher Pick-ups eingeführt, die meisten von der Marke Ram, die neben Opel, Fiat oder Peugeot zum europäischen Stellantis-Konzern gehört. Nun könnte das stark wachsende Nischengeschäft zum Massenmarkt werden, fürchtet die Organisation. Laut ihrer Schätzung würde der Deal ein derartiges Fahrzeug in der EU um 6000 Euro verbilligen.

Laut T&E »kapituliert« Europa gegenüber dem vielfach höheren CO₂-Ausstoß der nordamerikanischen Fabrikate und ebenso drastisch höheren Motorhauben, hinter denen Pick-up-Fahrer etwa ein vor dem Auto stehendes neunjähriges Kind gar nicht mehr sehen könnten. T&E verwies darauf, dass die Unfallzahlen in den USA im Zuge des Pick-up-Trends hochschnellten, während sie in Europa noch sanken. War die Zahl der getöteten Fußgänger im Verhältnis zur Bevölkerung noch 2009 in beiden Regionen gleich hoch, sei sie inzwischen in den USA dreimal so hoch wie in der EU und Großbritannien.

Als Beispiele für europäische Gesetze, die das Handelsabkommen infrage stelle, nannte T&E vorgeschriebene Sicherheitssysteme wie Notbremsassistenten oder Gurtwarner, aber auch das Verbot »rasiermesserscharfer Kanten« wie beim Cybertruck  von Tesla. Dessen Chef Elon Musk räumte ein, das eigenwillige Fahrzeug sei in seiner derzeitigen Form außerhalb Nordamerikas nicht zulassungsfähig.

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