Tempo, Dribbelkunst, aber kein Mittelstürmer: Die Probleme von PSG

vor 1 Tag 1

Beim 0:1 gegen Bayern München wurde einmal mehr deutlich, wo die Defizite von Paris St. Germain liegen. Luis Enrique ließ nachvollziehbarerweise ohne Mittelstürmer spielen - und hatte auch im Tor keinen Garanten.

Ousmane Dembelé, Kang-In Lee und Bradley Barcola (v. li.) kamen am Dienstag kaum durch.

Ousmane Dembelé, Kang-In Lee und Bradley Barcola (v. li.) kamen am Dienstag kaum durch. imago images

Einkalkuliert hatten sie dieses Szenario, sicher, doch wirklich damit gerechnet, dass es so knapp werden würde, hatten sie in Paris nicht. Das durch das 0:1 in München weiterhin mögliche Aus in der Champions League trifft den Verein, der sich auf dem rechten Weg wähnt, der jedoch den Eindruck hatte, weiter zu sein, als es sich nun gegen die Bayern zeigte. Dafür verantwortlich sind mehrere Faktoren.

Zum einen ist da der fehlende Mittelstürmer. Der Ansatz, ohne einen solchen zu spielen, war jedoch gar nicht so verkehrt. Was hätte Luis Enrique auch tun sollen? Schließlich standen dem Trainer von Paris Saint-Germain für die Position des Neuners lediglich fachfremde Offensivspieler wie der international bisweilen überforderte Kang-In Lee sowie der als Neuner zu oft blasse Marco Asensio zur Verfügung.

Zudem fehlte der einzige echte Neuner Goncalo Ramos lange verletzt, feierte gegen München ein wenig überzeugendes 18-minütiges Comeback. Und Randal Kolo Muani? Der erreicht bei PSG zu selten jene Form, die er zuletzt in der Nationalmannschaft gezeigt hatte.

Noch vor zwei Jahren war PSG für die überragende Offensive bekannt

Kurzerhand entschied sich der spanische Coach deshalb, keine der genannten Optionen aufzustellen und auf einen Zweier-Angriff bestehend aus den beiden Flügelspielern Bradley Barcola (links) und Ousmane Dembelé (rechts) zu setzen. Überraschend für die meisten, auch wenn Ramos nach Spielende sagte, dass "jeder überall und immer spielen könne".

Für die Ligue 1 mag das zutreffen, jedoch stand Paris recht breit stand und stieß mit Joao Neves oder Warren Zaire-Emery aus der Dreierkette im Mittelfeld nur teilweise in die Spitze. Vor allem dann, wenn Dembelé und Barcola sich weit außen postierten und Achraf Hakimi oder Nuno Mendes dafür aufrückten. Durch diese Rotation entstand ein enges Geflecht im PSG-Mittelfeld, das zwar wenig zuließ, aber auch nach vorn kaum gefährlich wurde.

Und da liegt das Problem der Pariser, die noch vor zwei Jahren für ihre überragend besetzte und unberechenbare Offensive gerühmt wurden, nun - zumindest international - aber nicht viel mehr zu bieten haben als ein enormes Tempo und hohe Dribbelkunst. Beides war gegen Bayern zu selten zu sehen, zudem fehlte im Zentrum eine Anspielstation, wenn die Flügelspieler dann mal durchbrachen.

Auch Torwart Safonov offenbarte Schwächen

Was gegen die Bayern zudem fehlte, ist die Erfahrung der einzelnen Spieler. Sicher, ein Zaire-Emery, ein Joao Neves, ein Pacho verfügen über Qualität, gerade der Portugiese hatte einige starke Aktionen mit dem und gegen den Ball. Doch gegen einen Gegner wie die Bayern reicht das eben nur zu wenigen Chancen, Joao Neves versuchte es unter anderem mit zwei Distanzschüssen.

Trotzdem sorgen gerade solche Spiele für eine neue Erfahrung und dafür, dass eine recht junge Mannschaft dazulernt. Sie bräuchte aber eben einen Stürmer, bestenfalls einen Erfahrenen. Goncalo Ramos fehlt die Praxis, er kann sich entwickeln, idealerweise jedoch an der Seite eines erfahrenen Kollegen.

Auch Matvei Safonov, der Vertreter des von einem Virus zurückgeworfenen Gianluigi Donnarumma, offenbarte Schwächen, die deutlichste beim Gegentor. Auch der 25-Jährige lenkte einen Ball stark an den Pfosten, aber er verschuldete eben auch die Niederlage. Selbst erfahrene Akteure wie Dembelé enttäuschten, der Ex-Dortmunder fehlt aufgrund seines Platzverweises im kommenden Spiel. Dieses findet in Salzburg statt und muss unbedingt gewonnen werden, wenn PSG seine Chance auf die Zwischenrunde wahren will.

Michael Postl

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