Schon seit 2021 vertreibt Synology neben den NAS-Geräten auch Festplatten unter eigenem Namen, die von Toshiba und Seagate hergestellt werden. Seitdem werden die Kompatibilitätslisten des Unternehmens immer kürzer, insbesondere bei den Enterprise-Geräten für Rack-Einbau werden überwiegend die eigenen Laufwerke empfohlen.
Für kommende NAS der Plus-Serie, welche auch für private Nutzung und kleine und mittlere Unternehmen vorgesehen sind, ergibt sich nun aber eine wichtige Änderung: Werden in diesen Geräten nicht auf den Listen stehende Festplatten eingesetzt, verliert das gesamte System einen Teil seiner Funktionen. Laut einer Mitteilung von Synology gilt das für alle Plus-NAS, die 2025 und danach noch vorgestellt werden sollen. Konkrete Modellnummern nennt das Unternehmen jedoch bisher nicht.
Firmware-Updates nur für empfohlene Festplatten
Es schreibt jedoch, dass die Einschränkung nur gilt, wenn andere als "Synology-eigene Festplatten sowie nach den Vorgaben von Synology zertifizierten Festplatten von Drittherstellern" verwendet werden. Wenn solche nicht freigegebenen Laufwerke im NAS stecken, werden diese unter anderem nicht mehr mit automatischen Firmware-Updates versehen. In Synologys Mitteilung ist nicht davon die Rede, dass das auch für das Betriebssystem des NAS gilt, das dürfte auch wegen immer wieder gefundener Sicherheitslücken für die auf Wunsch auch aus dem Internet erreichbaren Geräte auch kaum sinnvoll sein.
Aber auch andere Funktionen fehlen mit nicht zertifizierten Festplatten. Dazu schreibt Synology: "Der Einsatz kompatibler und nicht gelisteter Festplatten wird künftig bestimmten Einschränkungen unterliegen, wie beispielsweise bei der Erstellung von Pools und dem Support bei Problemen und Störungen, die auf den Einsatz inkompatibler Speichermedien zurückzuführen sind. Volume-weite Deduplizierung, Lifespan-Analysen und automatische Firmware-Updates der Festplatten werden künftig nur noch für Synology-Festplatten zur Verfügung stehen."
Keine Storage-Pools und Lebensdauer-Infos für Fremdlaufwerke
Darin stecken zwei besonders unangenehme Funktionsbeschränkungen. Wenn etwa ein bestehender Speicherpool in der Kapazität erweitert oder eine defekte Festplatte daraus ersetzt werden soll, ist das offenbar nur noch mit den von Synology gelisteten Laufwerken möglich. Was das Unternehmen unter "Lifespan-Analysen" versteht, ist in dieser Formulierung nicht ganz klar.
Im schlimmsten Fall können damit auch die SMART-Selbsttests der Laufwerke gemeint sein, über welche diese Defekte melden können, bevor sie ganz ausfallen – auch wenn SMART nicht vor allen Problemen einer Festplatte schützt. Bisherige Versionen von Synologys proprietären NAS-Betriebssystemen konnten bisweilen mindestens die SMART-Daten auch von Laufwerken überwachen, die nicht in den Kompatibilitätslisten standen. Alternde Festplatten vor einem Ausfall zu erkennen, gehört eigentlich zu den Grundfunktionen eines NAS.
Umweg über älteres NAS für nicht unterstützte Festplatten
Dass es sich bei dem Funktionsentzug für Fremdlaufwerke nicht um eine irgendwie an Hardware festzumachende Beschränkung handelt, verrät Synology in seiner Mitteilung gleich selbst. Wenn eine nicht zertifizierte Festplatte in einem NAS des Herstellers initialisiert wurde, lässt sie sich auch in den kommenden Plus-Modellen verwenden. Das bedeutet unter anderem, dass die Migration von Laufwerken zu einem neuen NAS möglich bleiben soll. Wer weiterhin auf Synology setzen will, tut also gut daran, ein älteres Gerät zu behalten, und wenn es nur zum Initialisieren von nicht gelisteten Festplatten ist.
Der Schritt von Synology ist umso ärgerlicher, weil rein preislich die als NAS-Laufwerke beworbenen Festplatten in den vergangenen Jahren immer unattraktiver wurden. Die früher in der Regel deutlich teureren Enterprise-Festplatten für große Server sind bei gleicher Funktionalität häufig günstiger zu haben. Falls Synology nun auch diese nicht mehr testen sollte, und fast nur noch seine eigenen Festplatten empfiehlt, ist das eine deutliche Einschränkung.
(nie)