Song Contest in Wien: Auch Island entscheidet sich gegen eine ESC-Teilnahme

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Logi Einarsson, der Kulturminister Islands, gab am Dienstag schon einmal die Line vor. Es wäre bedauerlich, wenn Island unter den gegenwärtigen Umständen nächstes Jahr am Eurovision Song Contest (ESC) teilnehmen würde. Das sei allerdings nur seine persönliche Ansicht, er werde sich in die Entscheidung des verantwortlichen Senders Ríkisútvarpið (RÚV) nicht einmischen, sagte er in einem Interview. Doch auch der RÚV-Verwaltungsrat hielt am Mittwoch an dem schon zuvor angedrohten Boykott fest: Der isländische Rundfunk habe beschlossen, nicht am ESC in Wien teilzunehmen, hieß es in einer am Abend veröffentlichten Erklärung. Man habe die Europäische Rundfunkunion (EBU) bei der Generalversammlung ihrer Mitglieder vergangene Woche in Genf aufgefordert, den israelischen Sender KAN von dem Wettbewerb auszuschließen, auch weil die Angelegenheit dem Wettbewerb und der EBU schon geschadet habe.

Eine große Mehrheit der EBU-Mitglieder sah das allerdings anders. Eine Abstimmung über einen Ausschluss Israels wegen des andauernden Kriegs im Gazastreifen war insofern auch gar nicht nötig geworden. Die Vertreter der Rundfunkstationen nahmen mit großer Mehrheit die von der EBU vorgeschlagenen Regeländerungen an, was für den Sender RÚV nicht genügte. „Der Song Contest und die Eurovision hatten stets das Ziel, das isländische Volk zu vereinen. Nun ist jedoch klar, dass dieses Ziel nicht erreicht werden kann.“ Etliche Kulturschaffende Islands hatten sich in den vergangenen Monaten klar gegen Israel positioniert, und auch die öffentliche Debatte wurde entsprechend geführt. RÚV konnte fast gar nicht anders, als sich dem anzuschließen.

Bulgarien, Moldau und Rumänien kehren zurück

Damit folgt Island den vier anderen europäischen Ländern, die schon am vergangenen Donnerstag wegen der Teilnahme Israels ihren Rückzug für 2026 erklärt hatten: Irland, die Niederlande, Slowenien und Spanien. Im nächsten Mai entsenden nur 34 Länder Künstler nach Wien zum ESC, so wenige wie seit mehr als 20 Jahren nicht. Drei Länder kehren zu dem Wettbewerb zurück: Bulgarien, Moldau und Rumänien. Darüber hinaus sind auch die ehemaligen ESC-Länder Andorra, Bosnien-Hercegovina, Nordmazedonien und die Slowakei nicht in Wien dabei, allerdings aus jeweils anderen Gründen.

Kanada, das mit Unterstützung seines Premierministers Mark Carney Interesse bekundet hat, als Gastland teilzunehmen, hat bisher noch keine Einladung zu dem Jubiläums-ESC bekommen – es ist die 70. Ausgabe seit 1956. Und auch Kasachstan, das erstmals sich dem ESC anschließen möchte, wartet weiterhin auf eine mögliche Zusage.

Geplant sind trotz der geringen Teilnehmerzahl zwei Halbfinale (12. und 14. Mai), in denen es wieder Jurys und nicht nur ein Zuschauer-Voting geben wird, so wie zuletzt nur noch im Finale. Das findet am 16. Mai in der Wiener Stadthalle statt. Die Jurys in den Halbfinals, statt fünf sind es 2026 pro Land dann sieben Juroren, gehören zu den von der EBU vorgeschlagenen und inzwischen auch angenommenen Regeländerungen. Die Rundfunkunion hat auch bestätigt, dass die Teilnahmegebühren für die konkurrierenden Sender nicht erhöht werden, um die Kosten für den Rückzug der fünf Sender zu decken.

Das bestätigte auch der Südwestrundfunk, der in diesem Jahr die Verantwortung vom NDR für den ESC übernommen hat: Der Boykott führe nicht zu einer finanziellen Mehrbelastung für die verbleibenden Sender, teilte der SWR mit. Am Mittwoch gab der Sender auch das Datum für den deutschen Vorentscheid bekannt: Demnach entscheidet sich am 28. Februar in einer Show voller Überraschungen und musikalischer Highlights, wer Deutschland in Wien vertreten wird. Titel der Sendung: „Eurovision Song Contest – Das Deutsche Finale 2026“. Ein internes Auswahlverfahren sei schon angelaufen, Teil des mehrstufigen Verfahrens waren laut SWR auch Songwriting-Camps, in denen Künstler „mit international renommierten Songwritern und Producern gemeinsam Songs für den ESC entwickelt haben“. Eine engere Auswahl von Liedern und Künstlern sei anschließend von Experten aus der Musikbranche sowie einer internationalen Jury und Publikumsjuroren eingeschätzt und bewertet worden. „Die vielversprechendsten Acts kommen im Finale auf die große Bühne.“

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