Gute Nachrichten kann die Deutsche Bahn brauchen. Der Staatskonzern musste gerade wieder einen Milliardenverlust verkünden und kämpft nach wie vor mit zahlreichen Verspätungen und Zugausfällen. Um die zu verringern, hofft die Bahn auf einen erheblichen Teil des 500 Milliarden Euro schweren Sondervermögens für die Infrastruktur. Da kann es nicht schaden, guten Willen zu zeigen.
Wenn sie die Störungen schon nicht auf die Schnelle abstellen kann, so will die Bahn zumindest die Art verbessern, wie sie darüber kommuniziert. Denn bislang ärgern sich viele Passagiere darüber , dass Zugausfälle oder Gleiswechsel erst in letzter Minute bekannt gegeben werden. Oder dass die angezeigte Verspätung für eine Verbindung sprunghaft ansteigt. Den Unmut spiegeln der Bahn sowohl Umfragen als auch Gespräche mit dem Fahrgastverband Pro Bahn.
Auch über die Ostertage könnte wieder so mancher Passagier kopfschüttelnd auf Bahn-App oder Gleisanzeiger blicken. Zum einen gibt es eine »sehr gute Buchungslage für die Feiertage«, wie Stefanie Berk, Marketing-Vorständin für den Fernverkehr, am Montag berichtete. Zugleich gelte: »Wir bauen sehr viel über Ostern.« Deshalb sollten Passagiere »unbedingt noch mal die Reiseauskunft checken«.
Bei dieser Auskunft will die Bahn nun im Zuge ihres Sanierungsprogramms S3 messbar besser werden. Der Konzern habe sich »ambitionierte Ziele gegeben«, kündigte Daniela Gerd tom Markotten, Digitalvorständin des Konzerns, an. Konkret will sich der Konzern in drei Bereichen verbessern: der Prognose der Ankunftszeit, der Ansage von Gleiswechseln und dem Ausfall von Halten oder ganzen Verbindungen. Bis 2027 soll in 80 Prozent der Fälle der jeweilige Zielwert für alle drei Faktoren erreicht werden. Bislang gelinge das in 74 Prozent der Fälle.
Eine Stunde Vorlauf – statt bislang elf Minuten
Im Einzelnen hat sich die Bahn vorgenommen, dass Gleiswechsel mindestens sieben Minuten im Voraus angezeigt werden. Das würde so manchen Sprint vermeiden, den leidgeprüfte Bahnkunden bislang regelmäßig hinlegen. Der Ausfall eines Halts oder einer Verbindung soll im Fernverkehr künftig mindestens eine Stunde im Voraus angekündigt werden, im Regionalverkehr beträgt die Frist 30 Minuten und bei S-Bahnen 15 Minuten.
Bislang waren die Vorgaben deutlich weniger ambitioniert: Gerade einmal elf Minuten vorher mussten Ausfälle im Fernverkehr kommuniziert werden – da waren viele Passagiere längst auf dem Weg zum Bahnhof. Umso mehr betonte Digitalvorständin Gerd tom Markotten, sie habe schon jetzt eine »gute Nachricht« für die Öffentlichkeit: Stand heute könne die Bahn »nahezu 100 Prozent korrekte Informationen über die Wagenreihung an unsere Kunden weitergeben«. Dabei war die Unberechenbarkeit der Wagennummern lange ein Running Gag unter Bahnkunden. Mittlerweile aber gibt es laut Gerd tom Markotten genügend Sensoren in Werken und Abstellbereichen, die Änderungen in der Wagenreihung rechtzeitig weitergeben.
Auch die jeweilige Lage der ersten Klasse oder Gleiswechsel sollen Passagiere in Zukunft schneller erkennen – mithilfe sogenannter IRIS+-Anzeigen, auf denen mehrere Verbindungen nebeneinander und mit farbigen Markierungen angezeigt werden. Verbesserungen verspricht die Bahn auch für Nutzer des Deutschlandtickets: In der Bahn-App DB Navigator können sie nun bei Verbindungssuche und Ticketkauf von vorneherein nur für sie passende Angebote angezeigt bekommen.
Solche Änderungen an der Software können jedoch nicht so manches Problem beheben, welches die Bahn mit ihrer Hardware hat. Dazu gehört, dass immer noch nicht alle ICEs technisch in der Lage sind, Fahrgastinformationen in Echtzeit zu erhalten. Statt auf Durchsagen des Personals zu warten, sollten Passagiere deshalb laut Berk »im Zweifel in der Tat lieber ins Handy schauen«.