Schwimmweltmeisterschaft in Singapur: Lukas Märtens und Klara Bleyer hoffen auf Gold

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Die World Aquatics Championships finden dieses Jahr vom 11. Juli bis zum 3. August in Singapur statt. Rund 2.500 Athletinnen und Athleten aus über 200 Nationen werden in 75 Medaillen-Wettbewerben in sechs Disziplinen antreten: Schwimmsport, Synchronschwimmen, Wasserspringen, Wasserball, Freiwasserschwimmen und Klippenspringen. Für Deutschland gehen 23 Athletinnen und Athleten an den Start.

Auf wen ist im DSV-Team zu achten?

Zu den deutschen Hoffnungsträgern gehört Olympiasieger Lukas Märtens, der im April über 400 Meter Freistil einen Weltrekord aufgestellt hat. Zusätzlich tritt er über 800 Meter Freistil und 200 Meter Rücken an. Im Blick behalten sollte man auch Florian Wellbrock (1500 Meter Freistil), der sich nach einem enttäuschten achten Platz bei den Olympischen Spielen in Paris zurückmelden will. Vergangenes Jahr holte er bei der WM in Doha Silber.

Lukas Märtens hält den Weltrekord über 400 Meter Freistil

Lukas Märtens hält den Weltrekord über 400 Meter Freistil

Foto: Christoph Soeder / dpa

Angelina Köhler will ihren Weltmeistertitel über 100 Meter Schmetterling verteidigen, auch wenn die Konkurrenz in diesem Jahr stärker sein dürfte als bei ihrem Triumph 2024. Isabel Gose gewann im vergangenen Jahr einmal Silber (800 Meter Freistil) und zweimal Bronze (400 Meter und 1500 Meter Freistil) und zählt im Freiwasser sowie im Becken zu den Medaillenanwärterinnen.

 »Es ist schon traurig, dass man Spenden sammeln muss«

Synchronschwimmerin Klara Bleyer: »Es ist schon traurig, dass man Spenden sammeln muss«

Foto: Sascha Thelen / dpa

Im Kunstspringen wollen Timo Barthel und Moritz Wesemann nach ihrem gemeinsamen EM-Gold im 3-Meter-Synchron auf das WM-Podest. Bei den Frauen gehören Lena Hentschel und Jette Müller zu den Favoritinnen. Klara Bleyer hofft als erste deutsche Europameisterin in der Geschichte des Synchronschwimmens auf weiteres Edelmetall.

Wer sind die internationalen Stars?

Auf der internationalen Bühne gilt allen voran der Franzose Léon Marchand als Favorit auf mehrere Titel, in Paris glänzte er mit vier Goldmedaillen. Auch die Amerikanerin Katie Ledecky, Weltrekordhalterin über 800 Meter Freistil, gehört zum engsten Favoritenkreis, ebenso wie die Kanadierin Summer McIntosh, die zuletzt drei Weltrekorde über 400 und 200 Meter Lagen sowie 400 Meter Freistil gebrochen hatte. Während Kaylee McKeown, Kyle Chalmers oder Lani Pallister für Australien angreifen wollen, verzichtet die viermalige Olympiasiegerin Ariarne Titmus auf einen Start.

Im Freiwasser über die 10 Kilometer werden alle Augen auf den ungarischen Olympiasieger Kristof Rasovszky gerichtet sein. Bei den Frauen fehlt Sharon van Rouwendaal, zweifache Olympiasiegerin und amtierende Weltmeisterin über fünf und zehn Kilometer. Die australische Silbermedaillengewinnerin von Paris, Moesha Johnson, könnte davon profitieren. Und auch im Wasserball wird es spannend: Weltmeister Kroatien fordert Serbien heraus – Revanche für das verlorene Olympiafinale von 2024.

Wo wird die Schwimm-WM übertragen?

ARD und ZDF bieten kostenlose Livestreams auf sportschau.de und zdf.de an. Das ZDF plant laut eigenen Angaben, die Beckenwettbewerbe ab dem 27. Juli täglich im Livestream zu übertragen. Zudem stellt der Weltverband World Aquatics einen umfangreichen Stream über Eurovision Sport zur Verfügung, der nach Anmeldung kostenfrei ist.

Einen ausführlichen Zeitplan finden Sie auf der Seite des World Aquatics .

XXL-Veranstaltung kostet mehr als sonst

Die diesjährige WM findet über einen so langen Zeitraum statt und ist so teuer wie noch nie. Insgesamt fast 300.000 Dollar (rund 256.000 Euro) soll die 24 Tage lange WM das deutsche Team kosten, so Christian Hansmann, Vorstand Leistungssport beim Deutschen Schwimm-Verband (DSV). Das sei 20 bis 30 Prozent teurer als bei vorangegangenen Weltmeisterschaften.

Gleichzeitig müssten die Athletinnen und Athleten im Beckenschwimmen, Wasserspringen und Freiwasser mit 15 Prozent weniger Bundesmitteln auskommen. Diese Kürzung hatte das Bundesinnenministerium Ende vergangenen Jahres beschlossen.

Ein Zimmer für die Sportler kostet nach Angaben des Wassersprung-Bundestrainers Christoph Bohm pro Nacht 380 US-Dollar, für die Trainer 520 US-Dollar. »Das ist der ultimative Wahnsinn«, so Bohm. Direktflüge nach Singapur sowie Trainingslager, um sich zu akklimatisieren, seien aufgrund der schlechten finanziellen Lage nicht möglich.

Synchron-Nationalmannschaft auf Spenden angewiesen

Für die Synchron-Nationalmannschaft musste der Verband bereits vor Wochen eine Spendenaktion starten, um die Gelder für Flüge, Verpflegung und Unterkunft aufzutreiben. Darüber seien bislang rund 15.000 Euro zusammengekommen, so der Verband.

»Es ist schon traurig, dass man Spenden sammeln muss, um die Nationalmannschaft zu Wettkämpfen zu schicken«

Synchronschwimmerin Klara Bleyer, 21

Auch abseits des Finanziellen hat die Europameisterin mit schwierigen Voraussetzungen zu kämpfen. »Die Trainingsbedingungen sind nicht so gut für uns. Wir trainieren teilweise mit den Schulen zusammen im Bad«, sagte sie. »Ich war vor ein paar Monaten in Spanien. Die haben einen großen Sportkomplex mit den besten Bedingungen. Da denkt man sich: Deutschland ist so ein reiches Land. Wieso bekommt Spanien das hin und wir nicht?«, so Bleyer.

Das Freiwassergelände der Schwimm-WM auf Sentosa Island, Singapur

Das Freiwassergelände der Schwimm-WM auf Sentosa Island, Singapur

Foto: Then Chih Wey / Xinhua / IMAGO

Neben den hohen Kosten kämpfen die Schwimmerinnen und Schwimmer mit der extremen Hitze in Singapur. Bis zu 31 Grad Wassertemperatur sind vor Sentosa Island bereits gemessen worden, dort sollen die Wettbewerbe im Freiwasser und Klippenspringen stattfinden. Damit ist die vom Weltverband vorgegebene Höchstgrenze erreicht.

Russen erstmals wieder startberechtigt

Bei der WM werden erstmals seit dem Beginn des Angriffskriegs auf die Ukraine russische Athletinnen und Athleten unter neutraler Flagge an den Start gehen. Die Liste derjenigen, die von der »Integrity Unit« des Weltverbandes zugelassen wurden, umfasst 113 Sportlerinnen und Sportler. Darunter finden sich die Olympia-Medaillengewinner Kliment Kolesnikow (50 und 100 Meter Rücken) und Julija Jefimowa (200 Meter Brust).

Die Entscheidung trifft im deutschen Team auf gemischte Reaktionen. »Auch wenn ich die Entscheidung von World Aquatics natürlich respektiere: Ich finde es persönlich schlimm, dass man so Russland de facto einen Auftritt ermöglicht, während der Angriffskrieg unvermindert weitergeht«, sagte Leistungssport-Vorstand Christian Hansmann.

Europameisterin Lena Hentschel (Wasserspringen) hingegen sieht die Rückkehr positiv: »Ich persönlich finde es aus dem sportlichen Aspekt nicht schlecht, dass die Russen jetzt wieder dabei sind, dass wir in den Dialog gehen und Sport diese verbindende Wirkung hat«, sagte die Berlinerin.

Mit Material von dpa und sid

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