Weil er den russischen Angriffskrieg kritisiert hat, muss Dmitri Talantow in Haft. Der 64-Jährige sagt, er fürchtet, dass er eine Haft nicht überleben werde.
29. November 2024, 2:01 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, AFP, spr
Wegen Kritik am russischen Vorgehen in der Ukraine ist ein ehemaliger Anwalt eines inhaftierten Journalisten in Russland zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Das Gericht in der Republik Udmurtien sah es unter anderem als erwiesen an, dass Dmitri Talantow willentlich "falsche" Informationen über die russische Armee verbreitet habe.
Der Anwalt war laut Angaben der Menschenrechtsorganisation Perwiy Otdel im Juli 2022 verhaftet worden, nachdem er in Onlinemedien geschrieben hatte, die Taten der russischen Armee in den ukrainischen Städten Mariupol und Butscha erinnerten an "Nazi-Praktiken". Der Tatbestand der Verbreitung von Falschinformationen über die Armee wurde in Russland nach dem Beginn des Ukrainekriegs eingeführt.
Talantow sagte vor Gericht, er fürchte, dass er die Gefängnisstrafe nicht überlebe. "Ich bin 64, und es fällt mir schwer, vorzustellen, dass ich lebend aus dem Gefängnis herauskomme", sagte er in der Rede, die von Perwiy Otdel veröffentlicht wurde.
Talantow hatte 2021 den Journalisten Iwan Safronow verteidigt
Talantow hat bereits zweieinhalb Jahre in Untersuchungshaft verbracht, davon zwei in Isolationshaft. Seinen Angaben zufolge wurde in seiner Zelle morgens und abends die russische Nationalhymne gespielt, darauf folgte demnach eine kremlfreundliche Radiosendung. Talantow beschrieb seine bisherigen Haftbedingungen weiter als "mittelalterlich", seine Zelle sei mit einem Loch, das als Toilette diente, und einem Wasserhahn ausgestattet gewesen.
Talantow hatte 2021 den Journalisten Iwan Safronow verteidigt, der derzeit eine 22-jährige Haftstrafe absitzt. Safronow war Militärjournalist. Seine Verhaftung sorgte in der russischen Medienwelt für Bestürzung.