Der Moment, in dem man in "Oblivion" das Abwassersystem der kaiserlichen Gefängnisanlage verlässt und zum ersten Mal in die offene Spielwelt schreitet, ist Gaming-Kulturerbe. In der Remastered ist dieser Anblick hübsch wie nie – wenn man denn so weit kommt. Für viele PC-Spieler crasht das Spiel nämlich verlässlich im davorliegenden Ladebildschirm.
Aber selbst wenn man durch den Loading Screen kommt, wird der eigentlich atemberaubende Anblick doch deutlich getrübt: Die bis dato in Innenräumen solide Performance geht in der offenen Spielwelt des "Oblivion Remasters" nämlich komplett in den Keller. Wie so oft gilt bei der modernen Unreal Engine: Man muss das Gute mit dem Schlechten nehmen. Und bei "Oblivion Remastered" überwiegt aktuell noch das Schlechte. Vor allem: Ruckler, auch auf einem High-End-System mit RTX 5080 und Ryzen 7 7800X3D in 4K-Auflösung. Die Konsolenversionen haben wir noch nicht ausprobiert.
Unreale Problemzonen
Dank der umfangreichen Grafikeinstellungen des Remasters wird es für viele PC-Systeme grundsätzlich möglich sein, eine spielbare Bildrate zu bekommen: DLSS, FSR und XeSS skalieren niedrige Auflösungen leistungssparend hoch, im Zweifelsfall kann man die FPS noch mit Frame Generation boosten. Aber all das hilft nicht viel, wenn ein Spiel seine Stotterer nicht in den Griff bekommt. So ist es leider bei "Oblivion Remastered": Selbst bei hohen Bildraten jenseits der 100 FPS fühlt sich das Spiel hakelig und insgesamt einfach unflüssig an, weil das Frame Pacing instabil ist. Die Bilder werden also nicht gleichmäßig ausgeliefert. Dazu kommen größere, besonders gut wahrnehmbare Ruckler, wenn man die Spielfigur oder die Kamera bewegt.
Frametime-Graph des Grauens (links oben): Im Idealfall sollte der Graph eine möglichst flache Linie darstellen. Jeder Ausschlag bedeutet visuellen Schluckauf und trägt zu einem unrunden Spielgefühl bei. Besonders die großen Ausschläge machen sich als deutlich wahrnehmbare Ruckler bemerkbar, in denen das Bild kurz stillsteht. Das hier gezeigte Ruckelmuster bedeutet subjektiv: unspielbar.
(Bild: heise online)
Wenn man "Oblivion Remastered" zum ersten Mal startet, wird man mit einem Ladebildschirm für die Shader-Kompilierung begrüßt. Das ist nervig, aber eigentlich höchst sinnvoll: Werden die Shader vorab kompiliert, kann dieser Schritt während des Spielens entfallen. Die typischen Shader-Compilation-Ruckler, die dann während des Spielgeschehens auftreten würden, fallen also weg. Zumindest in der Theorie.
In der Praxis kranken viele Unreal-Engine-Spiele trotz initialer Shader-Kompilierung auch im Spielgeschehen an Rucklern, wenn neue Effekte zum ersten Mal auf dem Bildschirm zu sehen sind. Zudem stottern die Spiele häufig, wenn man sich einfach von A nach B bewegt. All das hat den Ruf der Unreal Engine in der Gaming-Community doch arg beschädigt. "Oblivion Remastered" zeigt diese Problemzonen schonungslos auf.
Zwei Grafik-Streichkandidaten
Das Tückische in den Unreal-Engine-Rucklern besteht darin, dass man sie oft nicht komplett durch Grafikeinstellungen in den Griff bekommt. Man muss sie hinnehmen. An ein paar Stellschrauben kann man aber drehen, um die Performance in "Oblivion Remastered" zu verbessern: Besonders die Einstellung für Hardware-Lumen, die Unreal-Engine-Form von Raytracing, frisst Performance. Ganz ohne Lumen geht es in "Oblivion Remastered" nicht, aber die Software-Variante läuft deutlich performanter – mit entsprechenden optischen Einbüßen.
(Bild: heise online)
Unter der Unreal Engine läuft in "Oblivion Remastered" nach wie vor Bethesdas eigene Gamebryo/Creation Engine. Offiziell bietet Bethesda keinen Modding-Support. Doch die Modding-Community hat schon Wege gefunden, trotzdem Inhalte zu verändern: Auf Nexusmods gibt es bereits erste Modifikationen, die beispielsweise die Farbe von Rüstungen verändern. Modding-Veteranen stellen dem Remaster ein gutes Zeugnis aus und erwarten umfangreiche Modding-Möglichkeiten.
Die bekannten Konsolen-Befehle aus den "Elder Scrolls"-Spielen funktionieren in der Remastered-Version dagegen nicht richtig: "tcl" wird zwar akzeptiert, schaltet die Kollision aber nicht tatsächlich aus. Auch Befehle, um das Nutzer-Interface zu verstecken, klappen aktuell nicht. Stattdessen kann man mit Befehlen aus der Unreal-Engine-Umgebung experimentieren. Die Entwicklerkonsole öffnet man mit dem "#"-Knopf der Tastatur.
Die Implementierung von Motion Blur in "Oblivion Remastered" zeigt Artefakte und sollte deshalb komplett ausgeschaltet werden. Auch die Option Screen Space Reflections macht Wasserspiegelungen eher hässlicher als hübscher. Die restlichen Einstellungen kann man nach den persönlichen Vorlieben, Toleranzen und Performance-Zielen einstellen. Der wichtigste Hebel ist das Upscaling per DLSS, XeSS oder FSR, das die Bildrate deutlich verbessern kann.
"Oblivion Remastered": Motion Blur und Screen Space Reflections (3 Bilder)

heise online
)Flüssiger wird's nicht
Letztlich haben wir "Oblivion Remastered" auch auf Minimaleinstellungen nicht komplett flüssig bekommen – die Stotterer wird man einfach nicht los. Auch ansonsten macht das Rollenspiel noch einen technisch unausgegorenen Eindruck: Ladebildschirme frieren gerne mal ein, sogar der Soundtrack stoppt, bevor es dann doch weiter geht. Und beim Wechsel ins Spielmenü fallen teilweise sekundenlange Wartezeiten an.
Mit höheren Bildraten läuft "Oblivion Remastered" etwas stabiler – die Ruckler bekommt man trotzdem nicht los, wie der Frametime-Graph links oben belegt.
(Bild: heise online)
Bleibt also zu hoffen, dass Bethesda und das Spielestudio Virtuos die Performance-Macken von "Oblivion Remastered" in den kommenden Wochen noch in den Griff bekommen. Auch die Grafikkartenhersteller könnten etwa noch mit Treibern nachbessern. In seinem aktuellen Zustand würden wir das Rollenspiel noch nicht spielen wollen.
"Oblivion Remastered": Minimale vs maximale Einstellungen (2 Bilder)

heise online
)Das ist schade, denn abseits der technischen Makel macht das Remaster einen ausgezeichneten Eindruck: Die neuen Kreatur-Designs sind hervorragend gelungen, das neue Nahkampfsystem ist wuchtig und macht tatsächlich Spaß, Magie-Effekte sind ein Augenschmaus. Unter allen Neuerungen bleibt außerdem die "Oblivion"-Identität zweifelsfrei erhalten: Die vorzüglich verhunzten NPC-Dialoge hat Bethesda auch im Remaster beibehalten, der Charaktereditor kann auf Wunsch erneut unvergleichliche Schreckensgestalten hervorbringen. Der grandiose Charme von "Oblivion" bleibt im Remaster erhalten, die Gameplay-Verbesserungen zünden. Es könnte sich also lohnen, auf Patches zu warten, die ein paar technische Schranken hoffentlich beseitigen können.
(dahe)