News: Russland-Ukraine-Krieg, Silvesternacht am Kölner Hauptbahnhof, Whiskey-Krise

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Kein bisschen Frieden in den großen Konflikten

Eigentlich macht die westliche Welt an Weihnachten einen Deal: Sie hält inne. Mindestens bis Neujahr. Menschen nehmen sich Urlaub. Behörden arbeiten im reduzierten Betrieb. Politiker und Politikerinnen verbreiten vorbereitete Neujahresgrüße. Selbst hartgesottenes Militär konnte sich einst der geheimnisvollen Kraft der Feiertage nicht entziehen. Lange her, aber etwas ungläubig liest man heute die Berichte vom Mini-Frieden im Ersten Weltkrieg. Als an vielen Stellen der Front die deutschen, britischen und französischen Soldaten aus ihren Schützengräben stiegen. Für wenige Stunden hielten sie inne, spielten Fußball, sangen Lieder. Statt Handgranaten warfen sie einen gut verpackten Schokoladenkuchen in die gegenüberliegenden Stellungen. »We not shoot, you not shoot!« Ein Szenario, das gerade in diesen Tagen absurd erscheint.

 Man könnte eine Liste dieser Tage endlos weiterführen

Ukrainische Soldaten an der Front: Man könnte eine Liste dieser Tage endlos weiterführen

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REUTERS

Bereits vor den Feiertagen hat Russland den Vorschlag für einen Weihnachtswaffenstillstand im Angriffskrieg gegen die Ukraine abgelehnt. Ein Appell von Papst Leo XIV. hat da ebenso wenig genutzt wie ein Vorstoß von Bundeskanzler Friedrich Merz. Und so sind auch am Weihnachtfest – das viele Christen in Russland und der Ukraine nach orthodoxem Brauch erst am 7. Januar begehen – und in den Tagen darauf durch russische Drohnenangriffe Menschen getötet und verletzt worden. Die Ukraine hat Angriffe auf den russischen Energiesektor geflogen.

Man könnte eine Liste dieser Tage endlos weiterführen: Saudi-Arabien hat Stellungen der Separatisten im Jemen bombardiert. China startet ein Großmanöver um Taiwan – als »ernste Warnung«.

Aber es sind nicht nur Militärschläge an der Front. Die USA haben gezeigt, dass auch sie in diesen Tagen nicht gewillt sind, einen kleinen Frieden in den großen Konflikten zu setzen. Zwar lobt Donald Trump seine angeblich sehr guten Friedensverhandlungen bei einem Treffen mit Wolodymyr Selenskyj (mehr hier ), verknüpft seine Weihnachtswünsche zuvor aber mit einem Angriff auf die »radikale Linke«. Nur einen Tag vor Heiligabend verhängte das US-Außenministerium Sanktionen gegen eine deutsche NGO, einen früheren EU-Binnenmarktkommissar und weitere Europäer. Am Montagabend verkündete Trump, erstmals ein Ziel in Venezuela angegriffen zu haben.

Wer dennoch zwischen diesen sogenannten Jahren einen Moment des Innehaltens findet, mag daran denken: Friede ist kein Geschenk des Kalenders, sondern eine Entscheidung. Jeden Tag neu. Oder gar nicht.

Die dunkle Seite des Jahreswechsels

Weihnachten ist vorbei, nun rückt der Jahreswechsel näher. Und die Frage, wie man den letzten Stunden des Jahres begegnet. Die einen gestalten diese Zeit mit Ritualen – mit den immer gleichen Freunden, Sekt, Raketen oder einer Ferienwohnung in Dänemark. Andere schenken dem Jahreswechsel demonstrativ keine Bedeutung, was fast auch schon ein Ritual ist. So weit, so harmlos. Doch es gibt auch eine dunkle Seite von Silvester: Menschen, die den Ausnahmezustand suchen. Vor zehn Jahren, in der Silvesternacht 2015, wurden am Kölner Hauptbahnhof Hunderte Frauen sexuell belästigt und beklaut. Es war ein Exzess. Ein Moment, der bis heute für Sexismus und Gewalt gegen Frauen steht (mehr hier ). War das auch ein Wendepunkt für die Migrationspolitik in Deutschland?

 »In Deutschland existierte schon lange zuvor beides parallel, Offenheit und Ablehnung gegenüber Geflüchteten«

Silvesternacht 2015 in Köln: »In Deutschland existierte schon lange zuvor beides parallel, Offenheit und Ablehnung gegenüber Geflüchteten«

Foto: Markus Boehm / dpa

Mein SPIEGEL-Kollege Lukas Eberle hat sich darüber mit der Historikerin Maria Alexopoulou unterhalten. Sie widerspricht der These, dass die Kölner Silvesternacht das Ende der Willkommenskultur war. »In Deutschland existierte schon lange zuvor beides parallel, Offenheit und Ablehnung gegenüber Geflüchteten«, sagt Alexopoulou. »Die Silvesternacht hat denjenigen, die gegen die Willkommenskultur waren, eine Legitimation verschafft. Für sie waren die Übergriffe ein Beweis für einen Kontrollverlust im Land und ein Anlass, restriktivere Maßnahmen zu fordern.«

Wer an die Silvesternacht 2015 denkt, der sollte also nicht nur an Sexualstraftaten und Gewalt denken. Es wäre wünschenswert, sich gleichzeitig auch zu fragen, ob diese Nacht etwas mit dem Erstarken der AfD zu tun hat. Warum viele Jahre später eine Bemerkung über »Probleme im Stadtbild« wie ein hässlicher Code über Migration gelesen wird. Und, letztlich wird das oft vergessen, was dieser Abend auch in der migrantischen Community ausgelöst hat.

Über Listen

Wenn Journalisten am Ende des Jahres nicht mehr weiterwissen, dann schreiben sie Listen und basteln daraus Artikel. Das war jetzt natürlich nur ein böser Scherz. Denn Leserinnen und Leser lieben Listen. Die Listen der Besten. Die Listen der Schlechtesten. Überraschende Listen. Todeslisten. Einkaufslisten. Listen to your heart. Listen geben einem das beruhigende Gefühl, Dinge zu ordnen. Zu sortieren. Meistens möchte man dem Leben eben ein paar Bullet Points abtrotzen.

 Listen geben einem das beruhigende Gefühl, Dinge zu ordnen

Listen und Tücke: Listen geben einem das beruhigende Gefühl, Dinge zu ordnen

Foto: via / imago images / Schöning

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Verlierer des Tages…

…ist der Whiskey. In jeder Familie oder dem näheren Freundeskreis gibt es ja diesen einen Onkel oder Fußballkumpel, der sich plötzlich für Alkohol interessiert. Also so richtig, nicht bloß trinkt. Mit Jahreszahlen, Abfüllungen, Fässern, Anbaugebieten. Das ist am Ende vor allem teuer. Und es kostet das Umfeld viele Nerven. Was bei mir hängen blieb: Whiskey aus Japan soll irgendwie gut sein, aber vor allem Whiskey aus den USA gilt seit Jahren als Kult und Sammlerobjekt (Bitte schicken Sie mir diesbezüglich keine Anmerkungen zu Whiskey, es interessiert mich einfach nicht genug).

 Der Durst auf Whiskey ist vergangen

Eine Flasche unter wenigen: Der Durst auf Whiskey ist vergangen

Foto: Yuriko Nakao / Bloomberg / Getty Images

Nun ist vielen Konsumenten der Durst allerdings vergangen (und da wird es für mich wieder interessant). Das berichtet jedenfalls meine Kollegin Ines Zöttl: Jim Beam will seine Destillerie in Kentucky für ein Jahr stilllegen. Brown-Forman, Eigner von Jack Daniel’s und Woodford Reserve, hat im Frühjahr seine Fassherstellung in Louisville geschlossen und angekündigt, zwölf Prozent der Belegschaft abzubauen. Noch stärker haben kleinere Betriebe zu kämpfen. In gewisser Weise ist die Branche Opfer ihres eigenen Erfolgs, schreibt Ines. Welche Rolle dabei Überproduktion und Trumps Handelskrieg hat, schlüsselt sie in ihrem Text auf. Cheers!

Die jüngsten Meldungen aus der Nacht

  • Ministerpräsident unter Korruptionsverdacht: Seit Jahren läuft gegen Benjamin Netanyahu ein Korruptionsprozess. Laut US-Präsident Trump steht nun dessen Begnadigung bevor. Israels Präsident Herzog widerspricht.

  • CIA leitete offenbar Drohnenangriff auf Hafenanlage in Venezuela: Donald Trump hatte den Vorfall verkündet, nun legt der Sender CNN nach: Demnach war der US-Auslandsgeheimdienst federführend beim Beschuss eines Docks in Venezuela. Der Konflikt dürfte sich noch einmal verschärfen.

  • Ecuadorianischer Verbrecherboss in den Vereinigten Arabischen Emiraten gefasst: Sie nannten ihn den »Manager«: Roberto Carlos Álvarez Vera, ein international gesuchter Gangsterchef aus Ecuador, ist kein freier Mann mehr. Geschnappt wurde er jedoch nicht in seiner Heimat.

Heute bei SPIEGEL Extra: Wie Ihre Muskeln die richtige Balance im Training finden

Foto:

Jenny Bewer / DER SPIEGEL

Sport lässt die Muskeln wachsen. Aber nicht immer gleichmäßig. Sind Unwuchten ein Problem? Zwei Expertinnen erklären, wann Dysbalancen zum Risiko werden – und zeigen Übungen für Läufer, Radler und Fußballer .

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag.

Ihr Jonas Leppin, Chef vom Dienst

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