News: Prinz Andrew, Wiederaufbau auf Jamaika, Massaker im Sudan

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Der Fall des Prinzen

Sie war Jeffrey Epsteins berühmtestes Opfer: Schon als Minderjährige wurde Virginia Roberts Giuffre von dem Amerikaner jahrelang missbraucht. Später ist sie unter anderem daran zerbrochen, im April nahm sich Giuffre, Mutter von drei Kindern, mit 41 Jahren das Leben.

 »Sie hat nie aufgehört zu kämpfen«

Jugendliche Guiffre (Mitte) mit Andrew und Maxwell: »Sie hat nie aufgehört zu kämpfen«

Foto: Us Department Of Justice / PA Media / dpa

Es kann für die Pein, die Guiffre und ihre Familie erlitten haben, keine Wiedergutmachung geben, allenfalls ein Stück Linderung. Guiffre hat entscheidend dazu beigetragen, dass die Verbrechen, die Epstein begangen hat, öffentlich wurden. Es ist nicht zuletzt ihrem Mut zu verdanken, dass Epsteins Komplizin Ghislaine Maxwell voraussichtlich für zwei Jahrzehnte im Gefängnis sitzen wird, wie meine Kollegin Julia Amalia Heyer schreibt. Epstein starb 2019 in Untersuchungshaft (die SPIEGEL-Titelgeschichte zu dem Fall hier ).

Mitte Oktober erschien posthum Guiffres Buch »Nobodys Girl« in dem sie von ihrem Leben erzählt. Es sorgt für Furore auch deshalb, weil sie darin die Vorwürfe gegen Prinz Andrew erneuert, der sie ebenfalls sexuell missbraucht haben soll. Wie am Donnerstagabend bekannt wurde, soll Andrew nun wegen seiner früheren Verbindungen zu Epstein sämtliche Titel und Ehren verlieren. Der Bruder des Königs werde künftig nur mehr Andrew Mountbatten Windsor, teilte der Buckingham Palace mit. Er soll zudem aus der Royal Lodge ausziehen.

»Heute hat ein ganz normales amerikanisches Mädchen aus einer ganz normalen amerikanischen Familie einen britischen Prinzen mit ihrer Aufrichtigkeit und ihrem außergewöhnlichen Mut zu Fall gebracht«, teilte Guiffres Familie in einer Stellungnahme mit. »Virginia Roberts Giuffre (…) hat nie aufgehört, dafür zu kämpfen, dass die Verantwortlichen für das, was ihr und unzähligen anderen Überlebenden wie ihr widerfahren ist, zur Rechenschaft gezogen werden.«

Das neue Normal

Der Hurrikan »Melissa« zog in den vergangenen Tagen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 295 Kilometern pro Stunde über die Karibik hinweg. Er riss auf Haiti, Jamaika und Kuba Bäume um, hob Dächer von Gebäuden, Wassermassen schoben sich durch die Straßen. Mindestens 50 Menschen starben (mehr zu den Ursachen für den Supersturm lesen Sie hier ).

 »Noch nie dagewesenes Ausmaß der Verwüstung«

Küste in Jamaika: »Noch nie dagewesenes Ausmaß der Verwüstung«

Foto: Matias Delacroix / AP / dpa

Während der Sturm nun Bermuda erreicht, beginnt unter anderem auf Jamaika langsam der Wiederaufbau. Es ist eine Jahrhundertaufgabe. Die Uno spricht von einem »noch nie dagewesenen Ausmaß der Verwüstung«. Die USA wollen Rettungsteams entsenden, Großbritannien hat bereits knapp drei Millionen Euro Katastrophenhilfe zugesagt, mit dem Geld sollen unter anderem Notunterkünfte finanziert werden.

Wie in anderen Regionen, wie Valencia nach der Flut vor einem Jahr oder Los Angeles nach dem Feuer im Januar (mehr dazu hier ), werden auch die Menschen in der Karibik ihre Gemeinwesen neu errichten. Sie werden eines Tages, wenn die groben Schäden beseitigt sind, zu einer Art von Alltag zurückkehren. Was jedoch bleibt, ist die Ahnung, wie krisenanfällig dieser Alltag inzwischen ist.

Einzelne Extremphänomene wie »Melissa« lassen sich selten direkt auf den Klimawandel zurückführen – ihre Häufung und ihre Heftigkeit jedoch sehr wohl. Maßnahmen zum Klimaschutz wurden in den vergangenen Monaten unter anderem von der Trump-Regierung rückgängig gemacht. Menschen haben sich vielerorts angewöhnt, die verheerenden Konsequenzen der Erderwärmung zu verdrängen – doch das geht immer nur bis zur nächsten Katastrophe.

Ein Genozid vor den Augen der Welt

Sie nannten sich Dschandschawid, »Teufel auf Pferden«, über Jahre hinweg mordete die Reitermiliz unter der Führung ihres Kommandeurs Mohamed Hamdan Daglo, genannt Hemeti, in Darfur im Westen des Sudans. Fast eine halbe Million Menschen sollen bei dem Genozid zwischen 2003 und 2012 ums Leben gekommen sein. Anders als Sudans Ex-Diktatur Umar al-Baschir wurde Hemeti nie für seine Verbrechen zur Verantwortung gezogen. Er stieg nach der Revolution 2019 zwischenzeitlich zum zweitmächtigsten Mann des Landes auf.

 Weltweit größte humanitäre Krise

Geflüchtete aus Faschir: Weltweit größte humanitäre Krise

Foto: Mohammed Jammal / UNICEF / AP / dpa

Die EU prüfte, mit ihm in der Migrationspolitik zusammenzuarbeiten (Die SPIEGEL-Recherche hier). 2023 putschte Hemeti gegen seinen Vorgesetzten, Armeechef Abdel Fattah al-Burhan. Seither kämpfen seine Truppen, die Rapid Support Forces (RSF), gegen das Militär.

Der Krieg zwischen Hemeti und Burhan hat die derzeit weltweit größte humanitäre Krise ausgelöst. 150.000 Menschen sind laut Schätzungen bei den Gefechten gestorben, 13 Millionen Männer, Frauen und Kinder mussten fliehen, 25 Millionen Sudanesen leiden unter Hunger. Die Lage dürfte sich nun weiter zuspitzen. Am vergangenen Sonntag nahmen die RSF die Stadt Faschir in Dafur ein. Bis zuletzt harrten rund 260.000 Menschen in Faschir aus. 20.000 Bewohner konnten wohl in den Norden fliehen. Beobachter fürchten jetzt Massaker wie zu Beginn der Nullerjahre (mehr dazu hier ).

Die Weltgemeinschaft erwies sich bislang unfähig oder unwillig, das Morden im Sudan zu stoppen. Dabei hätte sie gerade gegenüber Hemeti einen Hebel, wie mein Kollege Fritz Schaap analysiert. Die Vereinigten Arabischen Emirate sind der wichtigste Hemeti-Unterstützer, auch wenn sie ihr Engagement immer wieder bestreiten. »Würden die VAE ihre Waffenlieferungen an die RSF einstellen, wäre der Krieg wahrscheinlich bald vorbei«, sagt Fritz.

Lesen Sie hier den aktuellen SPIEGEL-Leitartikel

  • Diese Geizkragen plündern die Bundeskasse: Seit Jahren lassen sich die Länder ihre Zustimmung zu Steuererleichterungen vom Bund teuer bezahlen. Das muss ein Ende haben. 

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Verlierer des Tages…

…ist der ehemalige CDU-Abgeordnete Axel Fischer, der sich an diesem Freitag vor dem Oberlandesgericht in München wegen Bestechlichkeit verantworten muss.

 Vorwurf der Bestechlichkeit

Ex-Parlamentarier Fischer: Vorwurf der Bestechlichkeit

Foto: Kay Nietfeld / picture alliance / dpa

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, von Aserbaidschan über Jahre hinweg Zehntausende Euro in bar erhalten zu haben, dafür, dass er sich im Gegenzug in der Parlamentarischen Versammlung des Europarats für das Land einsetzt. Auch etliche andere Politiker sollen von dem Regime in Baku geschmiert worden sein (mehr dazu hier). Fischer bestreitet die Vorwürfe.

Die jüngsten Meldungen aus der Nacht

  • Trump fordert Abschaffung der Filibuster-Regel im Senat: Es sei Zeit, die »Trump-Karte« zu spielen, verkündet der US-Präsident. Um den andauernden Regierungsstillstand zu beenden, will Trump die Mehrheitsverhältnisse im US-Senat verändern. Ein Ende der Blockade ist jedoch nicht in Sicht.

  • USA wollen nur noch 7500 Geflüchtete pro Jahr aufnehmen: Die US-Regierung schränkt die Aufnahme von Geflüchteten massiv ein. Künftig sollen höchstens 7500 Menschen pro Jahr aufgenommen werden. Gute Chancen sollen weiße Südafrikaner haben.

  • Macron bei Franzosen so unbeliebt wie noch nie: Extrem niedrige Werte für den französischen Präsidenten: Lediglich elf Prozent der Bevölkerung glauben noch an die Führungskraft von Emmanuel Macron – ein neuer Negativ-Rekord. Und es könnte noch schlimmer kommen.

Heute bei SPIEGEL Extra: Was ich über Genuss lernte, als ich Schweinedarm in meiner Küche frittierte

 »Ich kann nicht glauben, wie lecker das ist, was ich da gekocht habe«

Glücklicher Autor Hofmann: »Ich kann nicht glauben, wie lecker das ist, was ich da gekocht habe«

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Anton Roentz / DER SPIEGEL

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