News des Tages: Streit über Bürgergeld, Donald Trump in Japan, Elon Musk »Grokipedia«

vor 18 Stunden 1

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1. Die Mitglieder begehren auf

 Mitglieder wollen Bürgergeld-Pläne stoppen

SPD-Bundesparteitag im Juni: Mitglieder wollen Bürgergeld-Pläne stoppen

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IPON / IMAGO

Bis gestern dachte man noch, die schwarz-rote Koalition hätte einen großen Streitpunkt beigelegt: das Bürgergeld. Anfang Oktober hatten sich die Spitzen von SPD und Union auf eine Reform geeinigt: härtere Sanktionen, ran an das Vermögen der Betroffenen. Und das Ganze solle künftig Grundsicherung heißen.

Doch seit heute ist fraglich, ob es dazu kommt. Denn Teile der SPD-Basis wenden sich in einem Mitgliederbegehren gegen die geplante Bürgergeldreform. »Die SPD darf keine Politik mittragen, die Armut bestraft«, heißt es in dem Schreiben, das unter anderem von Juso-Chef Philipp Türmer unterzeichnet wurde. Er und seine Mitstreiter sind gegen eine Verschärfung der Sanktionen; stattdessen fordern sie mehr Unterstützung, Qualifizierung und psychosoziale Hilfe für Betroffene.

Kritik an der Parteispitze zu äußern, ist natürlich das gute Recht jedes Einzelnen. Und schön, dass die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner für ihre Überzeugungen eintreten, dass ihnen die Zukunft Deutschlands nicht egal ist. Und trotzdem habe ich vor allem den Impuls, ihnen zuzurufen: Leute, muss das sein? Ich glaube auch nicht daran, dass härtere Sanktionen die Lösung sind, aber noch mehr nervt mich der anscheinend nie endende Streit der Parteien, die unser Land regieren sollen.

2. Vergoldete Golfbälle und ein Versprechen

US-Präsident Donald hat den heutigen Tag in Japan verbracht. Dort hat er den Kaiser Naruhito (Trump: »Great man. Great man.«) getroffen und mit Premierministerin Sanae Takaichi eine Marinebasis besucht. Sie beschenkte ihn unter anderem mit vergoldeten Golfbällen und dem Versprechen, Trump für den Friedensnobelpreis vorzuschlagen.

Takaichi vertritt eine nationalistische »Japan First«-Politik, in China sieht sie den Hauptgegner ihres Landes. Damit ist sie ganz auf Trumps Linie. Kein Wunder also, dass sie bei dem Treffen Japan und die USA als »größte Alliierte auf der Welt« rühmte.

Ganz so rosig schätzt mein Kollege Wieland Wagner die Lage allerdings nicht ein. »Eine Partnerschaft auf Augenhöhe sieht anders aus«, schreibt er. Japan könne sich nicht auf den US-Präsidenten verlassen. Es sei vorstellbar, dass der plötzlich einen eigenen Deal mit Peking mache. Und das schon bald. Als Nächstes geht es für Trump nämlich nach Südkorea (hier  mehr zu seiner Asienreise), wo er in Seoul am Rande des Asien-Pazifik-Gipfels Chinas Parteichef Xi Jinping treffen will.

In Japan gab es heute übrigens ein weiteres Gesprächsthema: Der Attentäter von Ex-Premier Shinzō Abe, der den Politiker vor drei Jahren auf offener Straße erschoss, hat sich zum Prozessbeginn schuldig bekannt. Er habe aus Hass auf die umstrittene Vereinigungskirche gehandelt (hier mehr dazu)

3. (K)eine Alternative zu Wikipedia

Ab sofort gibt es eine Alternative zur Online-Enzyklopädie Wikipedia: »Grokipedia«. Zumindest hätte der Techmilliardär Elon Musk das gern, der hinter dem Projekt steht. Entwickelt wurde »Grokipedia« bei Musks KI-Firma xAI. Der Name lehnt an den xAI-Chatbot Grok an.

»Im jetzigen Zustand ist die Grokipedia nicht nur keine Herausforderung für Wikipedia, sie zeigt im Gegenteil, wie unersetzbar die Online-Enzyklopädie derzeit ist«, sagt mein Kollege Torsten Kleinz aus dem Ressort Netzwelt. (Hier mehr dazu.) Tatsächlich befindet sich das Projekt noch im Rohbau. Die Webseite erinnert mit der Suchmaske und den Artikeln mit Quellenverweisen an das Original. Viele Artikel sollen Medienberichten zufolge einfach von Wikipedia abgepinnt worden sein.

Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie, schließlich hatte Musk immer wieder behauptet, die Enzyklopädie sei nicht objektiv und habe eine linke politische Ausrichtung. »Musks Feldzug gegen Wikipedia reiht sich ein in seinen Kampf gegen etablierte Medien und überhaupt etablierte Fakten, die seiner persönlichen Weltsicht widersprechen«, sagt Torsten.

In den vergangenen Jahrzehnten gab es immer wieder Vorstöße, um Wikipedia Konkurrenz zu machen; der russische Präsident Wladimir Putin etwa initiierte eine patriotische Online-Enzyklopädie. Besonders erfolgreich waren all diese Versuche nicht.

Was heute sonst noch wichtig ist

  • Ungarn kündigt »Ukraine-skeptischen« Ost-Bund an: Viktor Orbán hofft seinem Berater zufolge auf ein neues Bündnis gegen die Ukrainepolitik der EU-Kommission. Die Zusammenarbeit mit der Slowakei und Tschechien habe zuvor bereits gut funktioniert.

  • Bundesrechnungshof warnt vor Milliardenrisiken bei Wasserstoff-Förderung: Wasserstoff soll beim klimafreundlichen Umbau der deutschen Wirtschaft eine Schlüsselrolle spielen. Die Bundesregierung fördert die Umstellung mit Milliarden – doch der Bundesrechnungshof sieht massive Risiken für Steuerzahler.

  • Warum die Vogelgrippe in diesem Jahr anders ist: Mehr als eine halbe Million Tiere mussten bereits gekeult werden. Forschende ordnen die frühe und ungewöhnlich heftige Vogelgrippewelle ein.

  • Prinz Andrew soll Sexualstraftäter Epstein auf sein Privatanwesen geladen haben: Lange bestritt der ehemalige Duke of York, allzu eng mit Jeffrey Epstein befreundet gewesen zu sein. Nun berichtet die BBC von privaten Treffen – auch eine einstige Hollywoodgröße war dabei.

Mein Lieblingsinterview heute: »Ich wollte nie Zeit sparen, ich wollte Gas sparen.«

Wird sie ein Klassiker oder verschwindet sie in der Versenkung? Die neue Turbo Moka

Wird sie ein Klassiker oder verschwindet sie in der Versenkung? Die neue Turbo Moka

Foto: Vittoria & Teresa de Franceschini

Aus meiner subjektiven Erfahrung sind Leute, die ihren Kaffee am liebsten aus der Bialetti trinken, eher Traditionalisten. Vollautomaten (zu dünn, zu viel Milch) verachten sie genauso wie die Siebträgermaschinen (zu extravagant, zu teuer). Deshalb wundert es mich kaum, dass es jetzt Kritik an der Turbo Moka gibt, einer Espressokanne, die schneller blubbert. Mein Kollege Claudio Rizzello hat mit dem Erfinder Matteo Frontini gesprochen. Und der reagiert auf die Kritik so: »Leute, schaltet doch einfach auf die niedrigste Stufe. Dann könnt ihr wieder fünf Minuten warten, aber ihr verbraucht dabei weniger.«

Was heute weniger wichtig ist

Jennifer Lawrence

Jennifer Lawrence

Foto: Ettore Ferrari / EPA
Aus einem Prospekt des Kaufhauses Ceka

Aus einem Prospekt des Kaufhauses Ceka

Entdecken Sie hier noch mehr Cartoons.

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Klaus Stuttmann

 Der Mann, der migrantische Sprache wenn nicht salonfähig, dann doch wenigstens sichtbar gemacht hatte

Rapper Haftbefehl: Der Mann, der migrantische Sprache wenn nicht salonfähig, dann doch wenigstens sichtbar gemacht hatte

Foto: Netflix

Heute startet endlich die Netflix-Doku über den Rapper Haftbefehl, »Babo – Die Haftbefehl-Story«. Ich habe bislang nur den

Trailer 

gesehen, aber schon gefühlt alle Texte über den Film gelesen. Und alle Rezensenten sind sich einig: Es wird krass. Warum? Das beschreibt mein Kollege Juan Moreno, der Regie geführt hat,

in diesem Text 

anschaulich: »Die schönen Momente waren die Ausnahme. Das meiste, was wir drehten, war verstörend: ein Mann, den seine Dämonen unaufhaltsam in den Abgrund trieben. Die mit Abstand häufigste Frage, die ich ihm stellte, war: »Willst du wirklich, dass ich das zeige?« Es war das, was uns alle beschäftigte.«

Einen schönen Abend. Herzlich

Ihre Laura Backes, Autorin

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