News des Tages: Litauen, DHL-Maschine, Jean-Claude Juncker, Extra-Prämien für Mitarbeiter

vor 22 Stunden 1

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1. »Eher ein fliegerisches als ein technisches Problem«

Wenn Pilotinnen oder Piloten ein Flugzeug landen, sind sie auf das Funktionieren ihrer Technik und auf die Fluglotsen angewiesen, die Befehle zum Landevorgang geben. Im Cockpit und bei der Flugsicherung sitzen Menschen – und genau die könnten dazu beigetragen haben, dass die in Leipzig gestartete Maschine in Litauen abgestürzt ist . Darauf gibt zumindest der Funkverkehr zwischen den Piloten und Fluglotsen erste Hinweise: Er weckt den Verdacht, dass die Crew mit einer hochdynamischen Situation konfrontiert war und die Gefahr nicht rechtzeitig erkannt hat.

»Eine erste Sichtung und vorsichtige Deutung der spärlichen verfügbaren Daten lässt eher auf ein fliegerisches als auf ein technisches Problem schließen«, sagt auch der Pilot und Flugzeugbauingenieur Claus Cordes. Womöglich hätten die Piloten die Maschine bei ihrem Anflug auf die Landebahn noch einmal durchstarten müssen.

Der Funkverkehr verrät unter anderem, dass die Anweisung einer Fluglotsin für Verwirrung sorgte – und schließlich ging beim Durchgeben von wichtigen Ziffern eine verloren, weswegen die Piloten den Tower nicht erreichen konnten. Ist die Maschine verunglückt, weil Menschen unter Stress standen?

Erklären lässt sich der Absturz allein anhand des Funkverkehrs und öffentlich zugänglichen Flugdaten noch nicht. Zudem waren die äußeren Bedingungen gut, die Sicht war klar und es gab keine Turbulenzen. Die Crew muss die Landebahn aus der Ferne bereits gesehen haben. Gegen die ersten Spekulationen über einen möglichen Anschlag auf die Maschine spricht zumindest schon jetzt, dass bis zum Abreißen des Funkverkehrs keinerlei Notfall gemeldet wurde.

2. »Ich habe Trump ernst genommen«

Nach seinem Gespräch mit Jean-Claude Juncker habe ich meinen Kollegen Markus Becker gleich gefragt: »Und, hat er dich geküsst?«

Denn von dem ehemaligen EU-Kommissionschef weiß man ja: Bei wichtigen Treffen zeigt er gern vollen Körpereinsatz. Während seiner Amtszeit küsste er Martin Schulz auf die Stirn, Angela Merkel bekam Umarmungen und Wangenküsse – und dann gab es dieses Bild mit Donald Trump, damals US-Präsident und bald wieder, auf dem die beiden sich herzten.

Markus Becker hat Juncker fünf Jahre nach dem Ende seiner Amtszeit gefragt, was da los war im Sommer 2018. »Wir waren nach unserem Gespräch allein im Oval Office«, kommt Juncker ins Erzählen. »Zumindest dachte ich das. Ich hatte keine Ahnung, dass der Fotograf des Weißen Hauses hinter uns stand. Dann hat Trump mich geküsst. Ich habe seinen mannhaften Kuss erwidert.« So beschreibt Juncker, wie er es in dem damaligen Sommer schaffte, woran Merkel und Macron zuvor gescheitert waren: Juncker schloss mit Trump einen Deal und brachte ihn so von einem Handelskrieg mit der EU ab.

Nun droht Trump wieder, kündigt Strafzölle auf Importe aus den Nachbarländern an, Europa könnte sein nächstes Ziel sein.  Was tun? »Ich habe Trump ernst genommen«, sagt Juncker rückblickend, ein kurzer Satz, der verrückt klingt in diesen Tagen und der doch die hohe Kunst der Diplomatie offenbart.

Markus Becker hat übrigens keinen Kuss von Juncker bekommen, die beiden trafen sich per Videocall. Dafür hätte das Timing für das Gespräch kaum besser sein können, sagt Markus. »Am 9. Dezember feiert Juncker seinen 70. Geburtstag – und in den Tagen zuvor habe er bereits zahlreiche Interviewtermine, erzählte Juncker. Es musste also schnell gehen. Der Videocall ist eigentlich keine optimale Lösung, diesmal aber war er ein Glücksfall: Kaum war das Interview fertig, machte Trumps neue Zolldrohung weltweit Schlagzeilen.«

3. »Die Unternehmen wollen das Blaumachen reduzieren«

Solange ich gesund bin, gehe ich gern ins Büro. Leider geht das nicht allen Menschen so: Unternehmen wie Tesla und Daimler zahlen Mitarbeitenden deswegen Extrageld, wenn sie regelmäßig zur Arbeit kommen – ein Anreiz, der dafür sorgen soll, dass sie nicht schwänzen, so tun, als seien sie krank.

Der Ökonom Timo Vogelsang und sein Team haben solche Anwesenheitsprämien wissenschaftlich untersucht. Im Gespräch mit meinem Kollegen Florian Gontek sagt Vogelsang: »Die Intention der Unternehmen ist nicht, dass sich die Angestellten krank zur Arbeit schleppen. Sie wollen mit den Prämien das Blaumachen reduzieren. Außerdem geht es auch darum, diejenigen im Team zu belohnen, die immer da sind. Abwesenheiten beanspruchen nämlich meist das ganze Team.«

Bloß: In der Praxis bewirken die Prämien nicht viel. Die Azubis mit einer Geldprämie für regelmäßige Anwesenheit seien sogar häufiger zu Hause geblieben als diejenigen ohne. »In einem Fragebogen im Anschluss der Untersuchung gaben sie an, die Boni hätten ihnen signalisiert, dass es akzeptiert sei, nicht zur Arbeit zu kommen. Sie haben sich weniger schuldig gefühlt, zu Hause zu bleiben, obwohl sie vielleicht gar nicht krank waren.«

Geld sei wichtig, sagt Vogelsang, aber es sorge nicht allein dafür, dass Arbeitnehmende zufrieden sind. Vielmehr müsse etwa die Feedbackkultur in Unternehmen stimmen: »Eine Alternative zu Bonuszahlungen kann also sein, mit Leuten regelmäßig zu reden.«

Was heute sonst noch wichtig ist

Meine Lieblingsgeschichte heute …

 Seit mehr als 20 Jahren zusammen

Gerd Blank und seine Frau: Seit mehr als 20 Jahren zusammen

Foto: Gerd Blank

... ist einer dieser Texte, nach dem ich als Leserin denke: Mache ich alles richtig im Leben? Vielleicht hat Gerd Blank sich diese Frage auch gestellt und ist dann losgefahren. Mit seiner Frau. Und leichtem Gepäck. Sie waren schon immer viel auf Reisen, mit ihrem Wohnmobil häufig sogar mehr als 100 Tage im Jahr. Je länger die Touren dauerten, desto schwerer fiel es den beiden, zu Hause wieder anzukommen. Also kündigten sie ihre Wohnung in schönster Hamburger Lage , verkauften oder verschenkten Möbel. Und das Abenteuer durch Europa ging erst richtig los: 14 Länder bereisten die beiden, jahrelang.

Was wir heute bei SPIEGEL+ empfehlen

  • »Selbst Angela Merkel hält lieber eine Armlänge Abstand zu Merz«: Die SPD-Spitze ist nach der verstolperten K-Frage unter Druck geraten. Parteichef Lars Klingbeil sagt, warum es doch wieder Olaf Scholz wurde – und was er Friedrich Merz vorwirft .

  • »Schritt eins: Faustschlag ins Gesicht. Schritt zwei: Lasst uns verhandeln«: Donald Trump kündigt happige Strafzölle auf Importe aus den Nachbarländern an. Nur ein Bluff? Darauf sollten Kanada und Mexiko nicht wetten. Und Europa könnte nächstes Ziel sein .

  • Warum ist im Libanon möglich, was in Gaza nicht geht?: Israel und die Hisbollah haben sich auf eine Waffenruhe geeinigt. Der Entwurf für das Abkommen stammt aus Washington. Wie es dazu kam. Und warum die Lage in Gaza so viel komplizierter ist .

Was heute weniger wichtig ist

Aus dem »Schwarzwälder Boten«

Aus dem »Schwarzwälder Boten«

Entdecken Sie hier noch mehr Cartoons.

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Illustration: Thomas Plaßmann

... freue ich mich darüber, dass mein Kollege Sebastian Maas ein Comeback hingelegt hat: mit Frühlingsrollen für 2,20 Euro! Sebastian ist Rezepte-Erfinder für alle, die kein Vermögen ausgeben und trotzdem anspruchsvoll essen wollen. In seine Rollen kommt eine Füllung aus Karotten, Kohl, Pilzen und Frühlingszwiebeln – simple Zutaten, die in Reispapier eingewickelt eine ganz eigene Wucht entfalten. Das Schöne: Ein festes Verhältnis für die Mengen gibt es nicht, Sebastian empfiehlt, danach zu gehen, was der Vorratsschrank gerade so hergibt.

Könnte es etwas Einfacheres geben an diesem dunklen Novemberabend?

Ihre Nike Laurenz, stellvertretende Ressortleiterin Leben

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