Freude, Jubel und der Preis für harte Arbeit: In Frankfurt sind am Dienstag die neuen Michelin-Sterne an Spitzenküchen in Deutschland verliehen worden. Die Zahl der Sternerestaurants in Deutschland ist dabei erneut gestiegen und hat den Höchstwert vom Vorjahr übertroffen.
Insgesamt 341 Betriebe können sich in diesem Jahr mit mindestens einem Stern der Gourmetbibel »Guide Michelin« schmücken. Das geht aus dem 480-seitigen Restaurantführer hervor, der Ende Juli erscheinen soll. (Lesen Sie hier mehr dazu, warum die Macht des »Guide Michelin« in den vergangenen Jahren immer weiter zugenommen hat.)
Insgesamt zwölf Restaurants dürfen 2025 die höchste Michelin-Auszeichnung tragen und sich mit drei Sternen schmücken. Gleich zwei neue Restaurants wurden am Dienstag in den Spitzenküchen-Olymp aufgenommen. Eine Seltenheit, denn »zuletzt verzeichnete die Auswahl 2008 mehr als einen Neuzugang auf dem kulinarischen Gipfel«, teilten die Veranstalter mit.
In diesem Jahr kommt nun das »Restaurant Haerlin« in Hamburg dazu. »Mit perfekten Kompositionen aus Topprodukten in hervorragender Balance sind hier drei Sterne zweifelsfrei verdient«, hieß es zur Auszeichnung von Küchenchef Christoph Rüffer von den Inspekteurinnen und Inspekteuren.
In München darf sich das »Tohru in der Schreiberei« über drei Sterne freuen. »Mit eigener Handschrift und feinfühliger Stilistik gelingt ihm eine äußerst spannende Verbindung von japanisch inspirierter und klassisch-französischer Küche«, erklärten die Inspekteure und würdigten Küchenchef Tohru Nakamura, der im vergangenen Jahr mit zwei Sternen ausgezeichnet worden war.
Neben den beiden haben zehn weitere Restaurants drei Sterne hierzulande: das »Rutz« in Berlin, »Bareiss« und »Schwarzwaldstube« in Baiersbronn (Baden-Württemberg), »Jan« in München sowie »Es:senz« in Grassau (Bayern), »The Table« in Hamburg, das »Aqua« in Wolfsburg (Niedersachsen), in Rheinland-Pfalz das »Waldhotel Sonnora« in Dreis und das »Schanz. Restaurant« in Piesport sowie im Saarland »Victor’s Fine Dining by Christian Bau« in Perl.
Die Inspektoren des »Guide Michelin« haben zudem 47 Restaurants mit zwei Sternen bewertet. Insgesamt fünf neue Restaurants dürfen sich künftig mit der Auszeichnung schmücken: »Oswalds Gourmetstube« in Teisnach (Bayern), »Gotthardt’s by Yannick Noack« in Koblenz und das »Intense« in Wachenheim an der Weinstraße (Rheinland-Pfalz), das »Pietsch« in Wernigerode (Sachsen-Anhalt) und das »Atama by Martin Stopp« in Sankt Ingbert (Saarland).
Sterne in Grün
282 Spitzenküchen wurden mit einem Stern – davon 30 neu – bewertet. Küchen, die besonders auf umweltbewusste und ressourcenschonende Gastronomie achten, können mit einem Grünen Stern ausgezeichnet werden. 2025 dürfen sich 80 Restaurants (14 neu) darüber freuen – drei mehr als noch im Vorjahr. Der Trend zu pflanzenbasierter Küche setzt sich auch in diesem Jahr fort, bei der Produktwahl kommen Regionalität und Saisonalität nach wie vor eine immense Bedeutung zu, sagte der internationale Direktor des Guide Michelin, Gwendal Poullennec. »80 Grüne Sterne beweisen das eindrucksvoll.«
33 Küchen mussten einen oder mehrere Sterne abgeben, weil sie geschlossen oder ein neues Konzept haben oder sich die Qualität verschlechtert hat. In Deutschland sind etwa zwei Dutzend Testerinnen und Tester anonym im Einsatz. Der Vergabe der begehrten Sterne liegt ein einheitliches Bewertungssystem zugrunde – egal in welchem Land. Als Kriterien gelten unter anderem die Qualität der Produkte, eine persönliche Note, das Preis-Leistungs-Verhältnis sowie eine auf Dauer gleichbleibende Qualität.
Die persönliche Note zählt mit
Zum ersten Mal wurde zudem der Cocktail-Award in Deutschland vergeben. Diesen erhielt Michele Heinrich, die sich im »Yaldy« in Frankfurt am Main mit »spannenden Kreationen hervorgetan hat«, hieß es.
Marie-Helen Krebs aus dem »Ikigai« bei Krün (Bayern) wurde mit dem Sommelier-Award ausgezeichnet. Der Mentor-Chef-Award ging an Claus-Peter Lumpp aus dem Dreisternerestaurant »Bareiss« in Baiersbronn.
Den Young-Chef-Award erhielt Luis Hendricks, der als Küchenchef des Restaurants »Pietsch« in Wernigerode (Sachsen-Anhalt) in diesem Jahr den zweiten Stern für das Lokal erkochte.
Über 100 Jahre Geschichte
Der kleine rote Reiseführer »Guide Michelin« sollte vor mehr als 100 Jahren mehr Autofahrer zum Reisen bewegen und so den Absatz der französischen Reifenfirma Michelin ankurbeln.
Der 1910 erstmals erschienene Reiseführer enthielt zunächst Karten sowie Tipps für Autofahrende zum Tanken, Reifenwechseln, Essen und Übernachten. Die ersten Sterne für gehobene Gastronomie wurden schließlich 1926 vergeben. In Deutschland gab es 1966 die ersten Michelin-Sterne.