Münchner Polizei überwacht mit mobilen Videotürmen

vor 13 Stunden 1

Am Münchner Karlsplatz, auch Stachus genannt, sowie im alten botanischen Garten der bayerischen Landeshauptstadt stehen seit einigen Wochen neue Überwachungsanlagen. Die Polizei München und das bayerische Innenministerium nennen sie "Videotürme", und das ist auch, was die Apparate machen: Sie filmen die Umgebung und sich selbst mit drei Kameras. Die Behörden stellten die Anlagen in der vergangenen Woche erst vor.

Zwei der Kameras an jedem Turm sind PTZ-Geräte (pan/tilt/zoom) des deutschen Anbieters Dallmeier und sitzen nicht in den typischen Kuppeln von Überwachungskameras. Durch die einheitliche schwarze Farbe des PTZ-Mechanismus´ ist von unten mit bloßem Auge jedoch kaum zu erkennen, wohin die Kameras gerade blicken. Eine dritte filmt vom Turm mit einem Fischaugenobjektiv stets senkrecht nach unten.

Wie der Münchner Polizeipräsident Thomas Hampel dem Lokalsender München TV sagte, hat diese Kamera auch die beiden anderen Geräte im Blick und soll so Vandalismus am Videoturm dokumentieren. Zudem besitzen die Wagen, auf denen die Türme montiert sind, laut einer Mitteilung des bayerischen Innenministeriums auch eine nicht genauer beschriebene "Alarmauslösung" – man sollte sich also nicht an ihnen zu schaffen machen.

Die Videotürme sind wie Polizeifahrzeuge gestaltet und entsprechend auffällig.

(Bild: Nico Ernst)

Die Bilder der Kameras landen als Live-Feed mit Rückspulmöglichkeit in der Inspektion 11, München-Altstadt, sowie in der Einsatzzentrale der Polizei. Dort werden sie verschlüsselt gespeichert und nach 21 Tagen gelöscht, wie die Behörden der Deutschen Presse-Agentur sagten. Insgesamt hat die Münchner Polizei drei der Türme angeschafft, zum Stückpreis von 70.000 Euro. Zwei davon laufen beim Fehlen einer externen Stromversorgung auch mit Brennstoffzellen. Vorübergehend aufgestellt wurden bisher nur zwei, die Polizei will die Anlagen auch flexibel bei Großveranstaltungen einsetzen. Das dürfte wohl nicht für das Oktoberfest gelten, dort ist Videoüberwachung mit festen Kameras seit Jahren Teil des Sicherheitskonzepts.

Die beiden bisher aufgestellten Videotürme sollen laut Angaben der Süddeutschen Zeitung am Stachus und im alten botanischen Garten verbleiben, die dritte die Parkanlage aus weiteren Winkeln überwachen. Der lange stark vernachlässigte Garten war in den letzten Jahren zu einem Hotspot der Drogenszene geworden. Aufgeschreckt wurde die Münchner Öffentlichkeit im Herbst 2024 durch ein Tötungsdelikt in diesem Park, der mutmaßliche Täter konnte festgenommen werden. Schon zuvor begannen umfangreiche Umbauarbeiten an der Anlage, die sich inzwischen langsam wieder zu einer familienfreundlichen Oase mitten in der Stadt wandelt.

Ein kaum in den Griff zu bekommender Brennpunkt, zumindest für Münchner Verhältnisse, ist der Karlsplatz/Stachus, vor allem im Sommer, wo ein großer ebenerdiger Springbrunnen Abkühlung bietet. Am Ende der Fußgängerzone mit ihren zahlreichen Geschäften und über einem U- und S-Bahnhof gelegen ist der Platz stets sehr belebt, auch durch Touristen. Delikte wie Taschendiebstähle und laut Polizeichef auch sexuelle Belästigungen sind dort häufig.

Der Videoturm am Stachus, am Rande des Abgangs zur S-Bahn, überblickt den gesamten Platz.

Bei einem Besuch am vergangenen Wochenende wurde der Videoturm am Stachus von den Passanten kaum zur Kenntnis genommen. Ob er auch wirksam abschreckt, lässt sich derzeit nicht beurteilen. Ergebnisse von diesem Ort liegen noch nicht vor. Im alten botanischen Garten soll sich laut den Behörden die Lage seit der Videoüberwachung entspannt haben. Das Land Bayern will in den kommenden Jahren insgesamt 3,8 Millionen Euro in den Ausbau von Videoüberwachung stecken. Das wären mehr als 50 weitere Videotürme, obwohl diese nicht die einzigen Mittel bleiben dürften.

(nie)

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