Mitten in der Nacht zum Samstag fuhr ein Mann bei demokratischen Politikern in Minnesota vor, gekleidet wie ein Polizist. Es heißt, das Auto habe ausgesehen wie ein Streifenwagen. Dann fielen die Schüsse. Der Senator John Hoffman und seine Frau Yvette wurden in ihrem Haus in Champlin bei Minneapolis schwer verletzt, Ärzte kämpfen in einer Klinik um ihr Leben. Die Abgeordnete Melissa Hortman und ihr Mann Mark, die wenige Meilen entfernt in Brookyln Park wohnten, sind tot. Erschossen.
Als mutmaßlicher Täter gilt laut CNN Vance B., 57, er arbeitet demnach für eine Sicherheitsfirma und wurde von der Armee ausgebildet. Er war bis zuletzt auf der Flucht, in der Umgebung wurde eine Großfahndung eingeleitet, die Tat erschüttert die USA. „Es handelt sich offenbar um einen politisch motivierten Mord“, sagte der Gouverneur von Minnesota, Tim Walz, der 2024 der Running mate der demokratischen Präsidentschaftskandidatin gewesen war. „Wir alle, in Minnesota und im ganzen Land, müssen uns gegen alle Formen politischer Gewalt stellen.“
Die Attentate geschahen an einem Tag, an dem die Auseinandersetzung um seine zunehmend autoritäre Regierung von Donald Trump auf einen neuen Höhepunkt zusteuerte. In Washington stand die größte amerikanische Militärparade seit Jahrzehnten an, zum 250. Jubiläum der US Army, nicht ganz zufällig auch zum 79. Geburtstag des Oberbefehlshabers. Gleichzeitig wurde in vielen Städten des Landes gegen seinen Amtsmissbrauch demonstriert, Titel „No Kings“, keine Könige.
Weitere Zielpersonen stehen unter Polizeischutz
In Minnesota warnten die Behörden angesichts der Lage vor einer Teilnahme den Protesten, dennoch versammelten sich Tausende Menschen vor dem Kapitol in St. Paul. In dem Fahrzeug des Flüchtigen lagen Zettel mit Aufschrift „No Kings“, jedenfalls zeigt das ein Polizeifoto. Außerdem seien dort ein Manifest und eine Liste mit weiteren Zielen des mutmaßlichen Schützen gefunden worden, die Genannten werden jetzt besonders geschützt. Vor allem für Melissa und Mark Hortman kommt die Warnung zu spät.
Der erste Notruf aus der Nachbarschaft war gegen 2 Uhr morgens eingegangen, Behörden entdeckten die angeschossenen Hoffmans und brachten sich in ein Krankenhaus. Um kurz nach 3.30 Uhr fuhren Beamte dann an die Adresse des Ehepaars Hortman und sahen laut Polizeibericht den Verdächtigen in Uniform, es kam zu einem Schusswechsel. Der mutmaßliche Täter entkam, drinnen fanden die Polizisten die beiden Toten.
Melissa Hortman, 55, saß seit zwanzig Jahren für die Minnesota Democratic-Farmer-Labor Party im Repräsentantenhaus von Minnesota. Von 2019 bis Januar 2025 war sie dort Sprecherin gewesen. Neben ihr starb ihr Mann Mark, sie hinterlassen zwei Kinder. Während der vergangenen Legislaturperiode hatte die Juristin maßgeblich dazu beigetragen, dass die Demokraten mit knapper Mehrheit im Regionalparlament das Abtreibungsrecht erweiterten, Marihuana für den Eigenkonsum legalisierten und Arbeitgeber dazu verpflichteten, Arbeitgeber bei Krankheit und Urlaub weiterzubezahlen.
Die getötete Hortman war Vertraute des Gouverneurs Tim Walz
Sie setzte sich auch für den Schutz von Transgender-Rechten, Investitionen in sozialen Wohnraum und Steuererleichterung für Minderverdienende ein. Ihren Wahlkreis gewann sie jeweils klar. In den ersten Monaten der neuen Amtszeit hatte Melissa Hortman einen Boykott in Minnesotas Regionalparlament angeführt, während um das Kommando dort gestritten wurde. Beide Parteien hatten bei den Wahlen 2024 gleich viele Sitze bekommen, aber den Demokraten wurde ein Mandat aberkannt, weil ein Abgeordneter nicht den richtigen Wohnsitz nachweisen konnte. So übernahm eine Republikanerin Hortmans Posten als Sprecherin.
„Unser Staat hat eine große Anführerin verloren, und ich habe eine unserer liebsten Freundinnen verloren“, sagte Walz. Melissa Hortman habe „mit Anmut, Mitgefühl, Humor und einem Sinn für Service“ gedient, sie sei„ eine beeindruckende Staatsdienerin“, gewesen, „eine feste Größe“. John Hoffman, 60, ist seit 2013 Mitglied im Senat von Minnesota, wo seine Demokraten bisher einen Sitz mehr haben als die Republikaner. Eine Kugel soll knapp sein Herz verfehlt haben, auf einem Foto der New York Times sind Einschusslöcher in der Haustür der Familie Hoffmann zu sehen.
Donald Trump erklärte in einem Statement, „solch schreckliche Gewalt wird in den Vereinigten Staaten von Amerika nicht toleriert“. Er selbst war vor einem knappen Jahr bei einer Wahlkampfrede in Pennsylvania einem Anschlag knapp entkommen, eine Kugel aus dem Sturmgewehr eines Attentäters streifte sein rechtes Ohr. Die frühere Abgeordnete Gabby Giffords, der 2011 nahe von Tucson in den Kopf geschossen worden war und die schwere Schäden davontrug, äußerte ebenfalls ihr Entsetzen. „Ich bin entsetzt und untröstlich.“
Dies sei „ein schwarzer Tag für Minnesota und für die Demokratie“, sagte Bob Jacobson, der das Ministerium für öffentliche Sicherheit von Minnesota leitet. Der frühere US-Präsident Joe Biden nennt die Ermordung von Melissa und Mark Hortman „abscheulich“, solch politisch motivierte Gewalt dürfe in Amerika niemals vorkommen. „Wir dürfen Hass und Extremismus keinen sicheren Hafen bieten und müssen uns als Nation gegen politische Gewalt vereinen. Jill und ich senden allen, die in dieser unvorstellbaren Zeit von dieser sinnlosen Tragödie betroffen sind, Kraft.“