Es war eine ungewöhnliche Verleihung des Friedensnobelpreises in Oslo. Nicht häufig kommt es vor, dass eine Preisträgerin nicht selbst vor Ort ist – wie María Corina Machado, die es schlichtweg nicht pünktlich schaffte.
Machados Tochter nahm den Preis stellvertretend in Empfang. Die venezolanische Oppositionelle, im Widerstand gegen Diktator Nicolás Maduro in den Untergrund gegangen, wird in der norwegischen Hauptstadt erwartet. Nach einer dramatischen Reise, wie es Medienberichte darstellen.
Wie das »Wall Street Journal« unter Berufung auf US-Beamte berichtet, verließ Machado das venezolanische Staatsgebiet am Dienstag per Boot, um in den Karibikstaat Curaçao zu gelangen. Dort setzte sie ihre Reise dann offenbar mit anderen Transportmitteln fort.
Machado dankte ihren Helferinnen und Helfern, die im Geheimen an der Ausreise gearbeitet hatten. So viele Menschen hätten ihr Leben riskiert, um ihre Reise nach Oslo zu ermöglichen, sagte Machado in einem Telefonat mit Jørgen Watne Frydnes vom Nobelkomitee. Darin kündigte sie auch an, es zwar nicht pünktlich zur Preisverleihung zu schaffen, aber dennoch nach Oslo zu reisen. Dort stehen weitere Veranstaltungen an.
Kristian Berg Harpviken, Vorsitzender des Nobelinstituts, sagte dem norwegischen Sender NRK, dass es schwieriger sei als gedacht, Machado nach Oslo zu bekommen. »Sie lebt schlicht und einfach mit einer Todesdrohung des Regimes.« Und das betreffe nicht nur Venezuela, sondern gehe über das Land hinaus, überall auf der Welt gebe es Freunde des venezolanischen Regimes, sage Berg Harpviken.
Das Nobelkomitee hatte im Oktober verkündet, dass Machado ausgezeichnet wird. Es ehrte »ihren unermüdlichen Einsatz für die demokratischen Rechte des venezolanischen Volkes und für ihren Kampf für einen gerechten und friedlichen Übergang von Diktatur zur Demokratie«. Machado gilt als einende Kraft der Opposition in Venezuela und entschiedene Widersacherin des seit 2013 autoritär regierenden Nicolás Maduro. Sie hatte sich 2023 um die Präsidentschaftskandidatur in ihrem Land bemüht, wurde jedoch wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten von der Wahl im darauffolgenden Jahr ausgeschlossen.
»Dieser Preis hat eine tiefgreifende Bedeutung: Er erinnert die Welt daran, dass Demokratie für Frieden unerlässlich ist.«
Aus der Nobelrede von María Corina Machado
Sie widmete die Auszeichnung »dem leidenden Volk Venezuelas« sowie US-Präsident Donald Trump für seine Unterstützung der venezolanischen Opposition. Machthaber Maduro bezeichnete sie daraufhin indirekt als »dämonische Hexe«. Ihren Namen nennt er für gewöhnlich nicht.
Am Mittwoch nahm Machados Tochter Ana Corina Sosa, die im Ausland lebt, die prestigeträchtige Nobelmedaille und ein dazugehöriges Diplom entgegen. Im Anschluss verlas sie auch die Nobelrede, die ihre Mutter für den Anlass geschrieben hatte. »Dieser Preis hat eine tiefgreifende Bedeutung: Er erinnert die Welt daran, dass Demokratie für Frieden unerlässlich ist.« Die Lektion der langen und schwierigen Reise Venezuelas sei, dass man bereit sein müsse, für die Freiheit zu kämpfen, wenn man Demokratie haben wolle.
María Corina Machado verteidigt eine Intervention der USA in Venezuela. Damit entzweit sie auch die Gegner von Machthaber Nicolás Maduro. Mehr dazu lesen Sie hier .

vor 23 Stunden
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