
Teilnehmer einer rechtsextremen Kundgebung
Foto: Christoph Reichwein / dpaDieser Artikel gehört zum Angebot von SPIEGEL+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.
In einer groß angelegten Razzia haben Bundesanwaltschaft und Bundeskriminalamt fünf Jugendliche und junge Männer festnehmen lassen. Nach SPIEGEL-Informationen werden die Ermittler ihnen vor, Mitglieder oder Unterstützer der rechtsextremen Gruppe »Letzte Verteidigungswelle« zu sein. Aus Sicht der Staatsschützer handelt es sich dabei um eine terroristische Vereinigung.
Polizisten nahmen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Hessen Verdächtige im Alter von 15 bis 18 Jahren fest. Drei weitere Beschuldigte aus Sachsen und Thüringen saßen bereits zuvor in Untersuchungshaft.
Die »Letzte Verteidigungswelle« ist eine in mehreren Bundesländern aktive Gruppe junger Neonazis. Seit dem vergangenen Jahr rekrutierte sie über soziale Medien wie Instagram, TikTok und Telegram Anhänger. Weitere ähnliche Gruppen tragen Namen wie »Jung und Stark«, »Der Störtrupp« und »Deutsche Jugend Voran«.
Anschläge in Brandenburg und Thüringen
Aus den Reihen der »Letzten Verteidigungswelle« sollen bereits mehrere Anschläge verübt worden sein, etwa im Oktober 2024 auf das Veranstaltungslokal Kultberg im brandenburgischen Altdöbern. Das Gebäude wurde bei dem Brandanschlag fast komplett zerstört, der Sachschaden belief sich auf Hunderttausende Euro. Bereits im Februar waren deshalb zwischenzeitlich zwei 15-Jährige festgenommen worden.
Die Behörden machen Mitglieder der »Letzten Verteidigungswelle« auch für einen Angriff auf eine Unterkunft für Geflüchtete im Januar im thüringischen Schmölln verantwortlich. Zwei junge Männer, damals 20 und 18 Jahre alt, sollen die Fassade mit rechtsradikalen Symbolen und fremdenfeindlichen Schriftzügen besprüht haben. Zudem sollen sie versucht haben, das Gebäude mit Feuerwerk in Brand zu setzen. Beide Beschuldigte sitzen bereits seit mehreren Monaten in Untersuchungshaft.
Auch einen Anschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft im brandenburgischen Senftenberg sollen Mitglieder der »Letzten Verteidigungswelle« geplant haben. Im Februar nahm die Polizei im sächsischen Landkreis Meißen einen 21-Jährigen fest. Die Ermittler fanden damals zwei sogenannte Kugelbomben, mit denen die Unterkunft offenbar attackiert werden sollte. Der Festnahme war ein Hinweis einer RTL-Reporterin vorausgegangen, die sich für eine Recherche in die Gruppe eingeschlichen hatte.