Nur etwa 30 Prozent der Menschen, bei denen Krebs in der Leber gefunden wird, leben fünf Jahre später noch. Teilweise liegt die sogenannte Fünfjahres-Überlebensrate gar bei nur fünf Prozent. Und weltweit erkranken immer mehr Menschen an Leberkrebs.
Geht das so weiter, rechnen Fachleute mit 1,52 Millionen Neuerkrankungen bis zum Jahr 2050 – ein Anstieg um 76 Prozent im Vergleich zum Jahr 2022, schreibt eine Fachkommission im Medizinblatt »The Lancet«. Dabei ließen sich viele Fälle vermeiden.
»Leberkrebs ist weltweit ein wachsendes Gesundheitsproblem«, sagt Jian Zhou von der Fudan Universität in Shanghai. »Und er zählt zu den am schwierigsten zu behandelnden Krebsarten.«
Risikofaktoren: Hepatitis, Alkohol, Übergewicht
Die Kommission analysierte Hunderte Studien zu Leberzellkrebs und entwickelte daraus Prognosen für die Entwicklung bis zum Jahr 2050 für verschiedene Weltregionen. Dabei berücksichtigten die Experten etwa, wie stark die Bevölkerung in der jeweiligen Region altert oder wie viele Erkrankungen mit Hepatitis es gibt – beide Faktoren begünstigen bösartige Tumoren an der Leber.
Dabei untersuchten die Wissenschaftler nur Krebsformen, die in den Zellen der Leber entstehen, andere Typen von Leberkrebs ließen die Forschenden außen vor.
Die Zahl der jährlichen Todesfälle durch Leberkrebs könnte demnach sogar um knapp 81 Prozent steigen: von 0,76 Millionen im Jahr 2022 auf 1,37 Millionen im Jahr 2050. Die weiteren Ergebnisse im Überblick:
Besonders betroffen – sowohl heute als auch im Jahr 2050 – ist Asien, wo mehr als 70 Prozent aller weltweiten Fälle von Leberkrebs auftreten.
Den größten Zuwachs, wenn auch ausgehend von einer niedrigen Ausgangsbasis, erwartet die Kommission in Afrika, mit einer Steigerung um rund 145 Prozent.
Für Europa ist die Prognose von allen Erdteilen am günstigsten: Bis 2050 steigt die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen demnach um 30 Prozent, die der Todesfälle um 36 Prozent.
Rund 60 Prozent der Leberkrebs-Fälle gehen laut den Fachleuten auf bekannte Risiken zurück, die sich vermeiden ließen: die Viruserkrankungen Hepatitis B und Hepatitis C sowie die alkoholische und die nicht alkoholische Fettleber, die häufig mit Übergewicht einhergeht. (Wie Sie Ihre Leber in kurzer Zeit entlasten können, lesen Sie hier.)
5700 Neuerkrankungen in Deutschland
Die Kommission empfiehlt unter anderem, vermehrt gegen Hepatitis B zu impfen und Erwachsene auf Hepatitis C zu testen, um diese frühzeitig zu behandeln. Zudem sollten alkoholische Getränke mit Warnhinweisen versehen und teurer werden, Werbung dafür sollte verboten werden. Bei Angehörigen von Risikogruppen sollte regelmäßig die Leber untersucht werden.
Nach Angaben des Zentrums für Krebsregisterdaten des Robert Koch-Instituts (RKI) erkranken in Deutschland jährlich etwa 5700 Menschen neu an Leberzellkrebs – bei insgesamt 9800 Fällen von Leberkrebs. Männer sind mehr als doppelt so häufig betroffen wie Frauen. Für beide beträgt die mittlere Fünf-Jahres-Überlebensrate hierzulande etwa 17 Prozent.
Symptome für Leberkrebs sind laut der Deutschen Krebshilfe unter anderem allgemeine Schwäche, Druckschmerz im rechten Oberbauch, unerklärlicher Gewichtsverlust, Flüssigkeitsansammlung in der Bauchhöhle und gelb gefärbte Haut und Augen.