Krieg in Gaza: Netanjahu ordnet sofortige Verhandlungen über Geiselfreilassung an

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 Benjamin Netanjahu
© UPI Photo/​imago images

Der israelische Premierminister hat sich zu neuen Verhandlungen bereiterklärt. Dies sei eine Reaktion auf den jüngsten Vorschlag von Vermittlern, sagt er. Das Liveblog

Aktualisiert am 21. August 2025, 19:55 Uhr

Konstantin Zimmermann

Netanjahu ordnet sofortige Verhandlungen über Geiselfreilassung an

Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu hat sich zu neuen Verhandlungen bereiterklärt. Netanjahu gab in einem Video bekannt, "sofortige Verhandlungen" über die Freilassung aller Geiseln angeordnet zu haben. Dies sei eine Reaktion auf den neuen Vorschlag für eine Waffenruhe, der von Vermittlern vorgelegt wurde. Die Hamas hatte vor kurzem bekanntgegeben, einem Vorschlag von Ägypten und Katar zuzustimmen.

Zudem sagte Netanjahu, er bereite sich darauf vor, die Pläne der Armee zur Einnahme der Stadt Gaza und zur Zerschlagung der Hamas "zu genehmigen“.

David Rech

Proteste in Tel Aviv und Gaza gegen Ausweitung des Kriegs

In Israel und im Gazastreifen haben Menschen gegen eine Ausweitung des Krieges demonstriert. In Gaza-Stadt versammelten sich Hunderte Menschen und schwenkten Fahnen und Plakate zwischen zerstörten Gebäuden. 

In Tel Aviv versammelten sich Angehörige einiger der 50 Geiseln und verurteilten die geplante Ausweitung des militärischen Einsatzes. Israel geht davon aus, dass noch etwa 20 Geiseln am Leben sind. Für Donnerstagabend waren weitere Proteste in Tel Aviv geplant. 

Konstantin Zimmermann

Großbritannien bestellt israelischen Botschafter wegen Siedlungsplans ein 

Wegen eines umstrittenen Siedlungsplans Israels für das Westjordanland hat Großbritannien den israelischen Botschafter in London einbestellt. Das als E1 bekannte Projekt im israelisch besetzten Westjordanland sei ein "eklatanter" Bruch des Völkerrechts, der die Zweistaatenlösung untergrabe, teilte die britische Regierung mit. Auch von vielen anderen Ländern, darunter Deutschland, kam Kritik an dem israelischen Plan.

Konstantin Zimmermann

Israel hält sich bedeckt

Israelische Bodentruppen haben Vororte von Gaza-Stadt eingenommen – einem Gebiet, das zu den 25 Prozent gehört, die Israel bisher nicht kontrolliert. Nun stellt sich die Frage: Wie geht Israel vor? Wann wird es einen nächsten großen Einmarsch geben? "Ähnlich wie bei Rafah scheint Israels Armee darauf zu setzen, dass die Zivilisten frühzeitig die Flucht ergreifen“, schreibt meine Kollegin Steffi Hentschke.

Lesen Sie hier ihre gesamte Analyse:

Monja Stolz

Israel evakuiert Krankenhäuser im Norden Gazas

Die israelische Armee will die Krankenhäuser im nördlichen Gazastreifen evakuieren. Medizinisches Personal und internationale Organisationen sollten sich "auf eine Evakuierung der Bevölkerung in den südlichen Gazastreifen" vorbereiten, hieß es in einer Erklärung. Die Armee forderte die Verantwortlichen demnach auf, die Ausstattung der Krankenhäuser in den Süden zu verlegen. Dort werde ein "Feldlazarett oder ein anderes Krankenhaus" zur Verfügung gestellt.

David Rech

Gaza-Kliniken melden mindestens 36 Tote durch israelische Angriffe

Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen sind nach Krankenhaus-Angaben mindestens 36 Menschen getötet worden. Das Al-Awda-Krankenhaus teilte mit, im Zentrum des Küstengebiets seien 19 Menschen bei Luftangriffen getötet worden, darunter fünf bei dem Versuch, Hilfsgüter zu beschaffen. Acht Menschen hätten in Schulgebäuden für Vertriebene Schutz gesucht.

Das Nasser-Klinikum im Süden des Gazastreifens gab an, mindestens neun Menschen seien bei dem Versuch getötet worden, Hilfslieferungen zu bekommen. Acht Menschen seien zudem bei einem Luftangriff in der Nähe von Chan Junis getötet worden. Die Zahl der Toten durch Angriffe am Mittwoch im Norden des Küstengebiets stieg um weitere 39 Menschen, wie das Schifa-Krankenhaus mitteilte.

In der zentral gelegenen Stadt Deir al-Balah zerstörten Luftangriffe nach Angaben des nahegelegenen Al-Aksa-Krankenhauses mindestens 100 Zelte von Menschen, die durch die Kämpfe vertrieben worden waren. Augenzeugen berichteten, dass Rauch über dem Gebiet aufgestiegen sei und sich Feuer schnell in den provisorischen Unterkünften ausgebreitet habe. Zivilschutzteams eilten zum Ort des Angriffs und löschten die Flammen.

Luis Kumpfmüller

SPD-Fraktionschef Miersch fordert höheren Druck auf Israel

SPD-Fraktionschef Matthias Miersch hat die Bundesregierung dazu aufgerufen, den Druck auf Israel angesichts des Siedlungsbaus im Westjordanland und der Offensive im Gazastreifen zu erhöhen. "Das halte ich für wichtig, weil das Völkerrecht über allem steht", sagte Miersch den Sendern RTL/ntv. Sanktionen wolle er nicht ausschließen. Auch sei es richtig, dass keine Rüstungsgüter mehr an Israel geliefert würden, die im Gazastreifen eingesetzt werden könnten. 

"Wir sind im Gespräch, die Bundesregierung mit den europäischen Nachbarn und mit den internationalen Organisationen. Insofern ist es wichtig, dass jetzt auch die deutsche Bundesregierung diesen Druck erhöht." 

Matthias Miersch, Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion

Zwar sei es wichtig, gegen die Hamas vorzugehen; dabei müsse sich Israel, das sich als einzige Demokratie der Region verstehe, jedoch das Völkerrecht beachten.

Sophia Boddenberg

Israelische Bodenoffensive zur Einnahme von Gaza-Stadt soll offenbar im September beginnen

Detaillierte Militärpläne zur vollständigen Einnahme von Gaza-Stadt sollen in den nächsten Tagen vom Sicherheitskabinett abschließend gebilligt werden. Das berichtete das Wall Street Journal unter Berufung auf israelische Beamte. Demnach dürfte die Bodenoffensive im September beginnen

Israelischen Medien zufolge soll das Sicherheitskabinett noch heute zusammenkommen. 

Sophia Boddenberg

UN-Generalsekretär Guterres fordert sofortigen Waffenstillstand in Gaza

Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, hat vor den Folgen der israelischen Militäroperation gewarnt. Zuvor hatte Israel die ersten Schritte einer Operation zur Einnahme von Gaza-Stadt angekündigt. "Es ist von entscheidender Bedeutung, unverzüglich einen Waffenstillstand in Gaza zu erreichen", sagte Guterres am Rande einer Konferenz in Japan.

Dies sei nötig, um den Tod und die Zerstörung zu verhindern, die eine Militäroperation gegen Gaza-Stadt verursachen würde. Er forderte Israel zudem auf, eine Entscheidung zum Ausbau des "illegalen" Siedlungsbaus im Westjordanland rückgängig zu machen. 

Anna-Lena Schlitt

Italien kritisiert Israels Siedlungsprojekt im Westjordanland

Italiens Außenminister Antonio Tajani hat Israels Genehmigung für ein neues Siedlungsprojekt im besetzten Westjordanland als "inakzeptabel" kritisiert. Die Entscheidung Israels, neue Siedlungen im Westjordanland zu errichten, "verstößt gegen das Völkerrecht und könnte die Zweistaatenlösung endgültig gefährden", schreib Tajani bei X. 

Ungeachtet internationaler Proteste hatte Israel zuvor ein groß angelegtes Bauprojekt mit dem Namen E1 im besetzten Westjordanland genehmigt. Ein dem israelischen Verteidigungsministerium unterstehendes Gremium billigte den Plan des rechtsextremen Finanzministers Bezalel Smotrich für den Bau von 3.400 Wohneinheiten östlich von Jerusalem.

Mathis Gann

Geiselangehörige kritisieren militärisches Vorgehen Israels

Angehörige der israelischen Geiseln, die sich in der Gewalt islamistischer Organisationen befinden, haben im Grenzgebiet zum Gazastreifen erneut für die Freilassung ihrer Angehörigen und ein Abkommen mit der Hamas demonstriert. Militärischer Druck rette Geiseln nicht, sondern töte sie, sagte Ofir Braslavski, der Vater von Rom Braslavski. Die Hamas hatte Anfang August ein Video des jungen Mannes verbreitet, auf dem dieser ausgezehrt und stark geschwächt gezeigt wurde. Es wird vermutet, dass noch mindestens 20 der 50 Geiseln am Leben sind.

Der Protest der Familien und Freunde der Geiseln findet statt an einem Tag, an dem nach Angaben eines Militärsprechers die nächste Phase des Krieges eingeleitet wurde. Seit heute läuft laut der Armee die erste Phase der Militäroperation, die unter anderem die Einnahme von Gaza-Stadt zum Ziel hat.

"Militärischer Druck rettet die Geiseln nicht – er tötet sie. 42 Geiseln (…) sind bereits in Leichensäcken aus dem Gazastreifen zurückgekehrt. (…) Ich möchte nicht, dass mein Kind Nummer 43 wird."

Ofir Braslavski, Vater einer israelischen Geisel

Mathis Gann

Israelischer Minister nennt Freilassung aller Geiseln als Voraussetzung für Feuerpause 

Israels Minister für strategische Aufklärung, Ron Dermer, hat laut einem Medienbericht die Freilassung aller Geiseln zur "Bedingung für eine Waffenruhe" im Gazakrieg erklärt. Wie der israelische Kanal 12 berichtet, soll Dermer sich in Paris mit hochrangigen Beamten aus Katar getroffen und ihnen die Freilassung als Vorbedingung genannt haben.

Vorausgegangen war der Äußerung des israelischen Ministers ein ägyptisch-katarischer Vorschlag für eine Waffenruhe, der in einem ersten Schritt eine 60-tägige Feuerpause, die Entlassung Hunderter palästinensischer Häftlinge sowie die Freilassung von rund der Hälfte der noch im Gazastreifen befindlichen Geiseln vorsieht. Die Hamas hatte dem Vorschlag zugestimmt.

Mathis Gann

Israels Armee beginnt erste Phase der Offensive auf Gaza-Stadt

Die israelischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben nach Zusammenstößen mit der Hamas ihre geplante Offensive auf Gaza-Stadt begonnen. Militärsprecher Effie Defrin teilte mit, Vororte der größten Stadt im Gazastreifen seien bereits eingenommen worden. Gaza-Stadt bezeichnete er als eine "Hochburg des staatlichen und militärischen Terrors" der Hamas und die Terrororganisation selbst als eine geschwächte und angeschlagene Guerillatruppe.

"Wir haben mit den Vorbereitungen und den ersten Phasen des Angriffs auf Gaza-Stadt begonnen, und bereits jetzt halten IDF-Truppen die Außenbezirke der Stadt."

Effie Defrin, Sprecher der israelischen Armee

Auf die Frage israelischer Journalisten, warum es dem Militär nicht gelinge, die Hamas zu zerschlagen, antwortete Defrin laut der Zeitung Ha'aretz, die Organisation sei bereits "an allen Orten, an denen die israelische Armee operiert hat", besiegt worden. Final besiegt sei die Hamas jedoch erst dann, wenn sie kein Gebiet mehr kontrolliere. "Wir können nach dem Krieg nicht mit einer Herrschaft der Hamas leben", sagte der Militärsprecher.

Zuvor war bekannt geworden, dass Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu den Zeitplan für die neue Offensive deutlich gestrafft hat. Laut seines Büros sollen die erklärten Ziele der Operation – die Eroberung der Hochburgen der Hamas und die Zerschlagung der Terrororganisation – bereits früher erreicht werden als bislang geplant.

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David Rech

Ein Drittel der Kinder im Gazastreifen soll unterernährt sein

Im Gazastreifen hat sich die Zahl unterernährter Kinder seit März nach UN-Angaben verdreifacht. In der Stadt Gaza sei nahezu ein Drittel der Kinder unterernährt, schrieb Philippe Lazzarini, der Leiter des UN-Hilfswerks für Palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) auf der Plattform X. Das sei eine sechsmal so hohe Zahl wie vor dem Ende der Waffenruhe im März und der Blockade des Gazastreifens. Grundlage der UNRWA-Zahlen ist eine Untersuchung von fast 100.000 Kindern unter fünf Jahren.

"Das ist keine Naturkatastrophe. Es ist menschengemachtes, vermeidbares Verhungern."

Philippe Lazzarini, Leiter von UNRWA

UNRWA und andere Hilfsorganisationen würden seit bald sechs Monaten daran gehindert, Hilfsgüter nach Gaza zu bringen. Dabei seien in den Lagern der Organisation in Ägypten und Jordanien Vorräte, mit denen 6.000 Lastwagen beladen werden könnten und die Lebensmittel für drei Monate enthielten, hieß es. 

David Rech

Hamas greift israelische Soldaten im Gazastreifen an

Israelische Soldaten wurden nach Angaben Israels im Gazastreifen angegriffen. Am Mittwoch gegen 9.00 Uhr seien "mehr als 15 Terroristen aus mehreren Ausgängen eines Tunnels" nahe einem Militärvorposten im Süden von Chan Junis gekommen, teilte die israelische Armee mit. Dabei sollen mindestens zehn Hamas-Kämpfer getötet worden sein. Ein israelischer Soldat sei schwer verwundet, zwei weitere leicht verletzt worden.

Die Hamas-Kämpfer hätten einen "kombinierten Angriff mit Schusswaffen und Panzerabwehrraketen" auf den Posten ausgeführt, teilte die Armee mit. Mehrere Angreifer seien im Nahkampf und durch Luftangriffe getötet worden. Acht weitere Angreifer konnten sich demnach in den Tunnel zurückziehen. Laut dem israelischen Militärjournalisten Doron Kadoch handelt es sich dabei um einen "außergewöhnlichen" Angriff seit Beginn des Krieges im Gazastreifen. Nach Angaben des israelischen Senders Channel 12 zielte der darauf ab, israelische Soldaten als Geiseln zu entführen.

Die Al-Kassam-Brigaden, der bewaffnete Arm der Hamas, bekannte sich zu dem Angriff: Am Morgen hätten Kämpfer "einen Überfall auf eine neu eingerichtete feindliche Stellung südöstlich von Chan Junis" verübt, teilten die Brigaden in einer Erklärung mit. Dabei sei ein israelischer "Panzerkommandant" getötet worden. Zudem habe sich einer der Brigadenkämpfer "inmitten der israelischen Soldaten in die Luft gesprengt" und dabei "Tote und Verwundete hinterlassen". Verluste in den eigenen Reihen wurden nicht genannt. Auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP dementierte ein Sprecher der israelischen Streitkräfte die Behauptung der Brigaden hinsichtlich eines Selbstmordanschlags

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