Krieg in Gaza: Israels Botschafter wirft SPD "Verrat an den Geiseln" vor

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Ron Prosor Israelischer Botschafter in Deutschland
© Florian Gaertner/​ photothek/​imago images

Israels Botschafter nennt SPD-Forderungen nach Gaza-Initiativen unverantwortlich. Das Militär bezeichnet den Angriff auf eine Kirche in Gaza als "Versehen". Das Liveblog

Aktualisiert am 23. Juli 2025, 15:56 Uhr

Alena Kammer

Israels Botschafter wirft SPD "Verrat an den Geiseln" vor

Der israelische Botschafter Ron Prosor hat Forderungen aus der SPD nach einer deutschen Unterstützung des Appells von 28 Staaten für ein Ende des Gazakriegs kritisiert. "Die Hamas verfolgt auch die Diskussion in Deutschland sehr genau. Ausgerechnet jetzt eine deutsche Beteiligung an Initiativen gegen Israel wie das Statement der 28 Staaten zu fordern, ist unverantwortlich", sagte Prosor. Damit werde der Hamas signalisiert, dass es sich lohnt, die Verhandlungen in die Länge zu ziehen. 

 "Das ist ein Verrat an den Geiseln und ein Bärendienst für die Bewohner des Gazastreifens."

Der israelische Botschafter Ron Prosor

Den Wortführern müsse klar sein, dass sie damit einen Waffenstillstand unwahrscheinlicher machten, sagte Prosor. "Israel wird weder bei der Freilassung der Geiseln noch bei der Sicherheit seiner Bürger Kompromisse eingehen. Diese Punkte sind nicht verhandelbar – auch Druck von außen ändert daran nichts."

Alena Kammer

Israelisches Militär bezeichnet Angriff auf Kirche als "Versehen“

Nach israelischen Angriffen im Gazastreifen, bei denen eine Kirche getroffen wurde, hat das israelische Militär Fehler eingeräumt. Die Kirche der Heiligen Familie sei in der vergangenen Woche versehentlich getroffen worden, teilten die Streitkräfte mit. Eine interne Untersuchung habe ergeben, dass die Kirche durch eine "unbeabsichtigte Abweichung der Munition" getroffen worden sei.

Die Kirche ist die einzige katholische im Gazastreifen. Bei dem Einschlag wurden am vergangenen Donnerstag drei Menschen getötet und zehn verletzt. Papst Leo XIV. und US-Präsident Donald Trump verurteilten den Angriff. Auch der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu äußerte sein Bedauern.

Alena Kammer

Wadephul kritisiert das Vorgehen der israelischen Regierung

Außenminister Johann Wadephul (CDU) hat seine veränderte Haltung zur israelischen Kriegsführung im Gazastreifen mit einem Verweis auf veränderte Rahmenbedingungen verteidigt. "Es liegt an den sich ändernden Umständen, auf die wir reagieren müssen“, sagte Wadephul. Er sprach von einem "Paradigmenwechsel“ in der israelischen Gazapolitik, insbesondere durch die humanitäre Blockade. Zwar habe es inzwischen Reaktionen Israels gegeben, diese reichten aber nicht aus.

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Mathias Peer

Mehr als 100 Hilfsorganisationen warnen vor Massenhungersnot im Gazastreifen

Eine große Zahl an Hilfsorganisationen wertet die Lage im Gazastreifen als verheerend. In einer von mehr 111 Organisationen unterzeichneten Erklärung hieß es, dass "unsere Kollegen und die Menschen, denen wir helfen, dahinsiechen". Die Hilfsgruppen warnten vor einer Massenhungersnot.

Zu den Unterzeichnern gehören auch Ärzte ohne Grenzen (MSF), Save the Children und Oxfam. Die Organisationen forderten sofortige Verhandlungen über eine Waffenruhe, die Öffnung aller Grenzübergänge und den ungehinderten Fluss von Hilfsgütern durch von den Vereinten Nationen kontrollierte Strukturen.

Johanna Sethe

Guterres "entsetzt" über israelische Angriffe auf UN-Einrichtungen

UN-Generalsekretär António Guterres hat sich "entsetzt" über Angriffe auf Gebäude der Vereinten Nationen im Zuge der israelischen Militäroffensive im Gazastreifen geäußert. Unter den Einrichtungen seien "UN-Büros für Projektdienste und der Weltgesundheitsorganisation (WHO), einschließlich des Hauptlagers der WHO" gewesen, sagte Guterres vor dem UN-Sicherheitsrat in New York. Alle Kriegsparteien seien über die Standorte dieser UN-Gebäude informiert gewesen.

Regelmäßig kommt das bedeutendste UN-Gremium zusammen, um über den israelischen Krieg im Gazastreifen zu beraten. "Diese Einrichtungen sind unverletzlich und müssen nach dem humanitären Völkerrecht ausnahmslos geschützt werden", sagte Guterres. Er verurteilte auch die aktuelle Lage in dem abgeriegelten Gazastreifen und bezeichnete das Ausmaß an Tod und Zerstörung als "in jüngster Zeit beispiellos". Die Unterernährung nehme rasant zu, während dem humanitären System die Voraussetzungen genommen würden, um den Hunderttausenden Notleidenden zu helfen.

Anne-Sophie Lang

Israel soll mehr als 1.000 nach Nahrungshilfe suchende Menschen getötet haben

Das israelische Militär hat den Vereinten Nationen zufolge in der Nähe von Verteilzentren für Nahrungshilfe der Gaza Humanitarian Foundation, einer von den USA unterstützten Stiftung, seit Ende Mai 766 Menschen getötet. Das sagte Thameen al-Kheetan, ein Sprecher des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte, der Nachrichtenagentur AFP.

Weitere 288 Menschen hätten israelische Soldaten in der Nähe von Hilfskonvois der UN oder weiterer Organisationen getötet.

Anne-Sophie Lang

EU-Außenbeauftragte Kallas verurteilt israelische Angriffe auf Hilfszentren in Gaza

Als "nicht zu rechtfertigen" hat die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas die jüngsten Angriffe der israelischen Armee (IDF) im Gazastreifen kritisiert. "Die IDF muss aufhören, Menschen an Verteilzentren zu töten", schrieb Kallas auf X. Den israelischen Außenminister Gideon Sa'ar habe sie ermahnt, die EU – wie Mitte Juli vereinbart – Hilfsgüter an die Bevölkerung in Gaza liefern zu lassen.

"Wenn Israel sich nicht an seine Zusagen hält, bleiben alle Optionen auf dem Tisch", schrieb Kallas. Mehrere EU-Länder hatten die EU-Kommission aufgefordert, das bestehende Assoziierungsabkommen mit Israel zu überprüfen. Theoretisch wäre es möglich, das Abkommen einzuschränken oder auszusetzen. Dafür gibt es bislang aber keine Mehrheit unter den EU-Ländern.

Eric Voigt

Berichte über mindestens 16 Tote nach israelischen Angriffen in Gaza

Im Gazastreifen soll es bei Angriffen des israelischen Militärs wieder Tote gegeben haben. Das berichteten mehrere palästinensische Medien. Allein im Flüchtlingsviertel Al-Schati im Norden des Gazastreifens seien mindestens 16 Palästinenser getötet und zahlreiche verletzt worden, als dort Zelte von Vertriebenen getroffen worden seien.

Unter den Opfern seien auch Frauen und Minderjährige, meldete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Israels Armee äußerte sich zunächst nicht zu den Berichten.

Wafa meldete unter Berufung auf medizinische Kreise weitere Angriffen an Verteilstationen für humanitäre Hilfe. Das israelische Militär habe dabei mindestens sieben Hilfesuchende getötet und zahlreiche weitere Menschen verletzt. Weitere Einzelheiten, etwa wie genau die Menschen getötet worden sein sollen, wurden von der Nachrichtenagentur zunächst nicht genannt. 

In der Gegend gibt es eine Verteilstelle der umstrittenen Gaza Humanitarian Foundation (GHF). Es war zunächst aber unklar, ob die Menschen dort Hilfsgüter abholen wollten. Israels Militär äußerte sich auch zu diesem Bericht zunächst nicht. Auch von der GHF gab es zunächst keine Stellungnahme.

Eric Voigt

Frankreich bezeichnet humanitäre Lage in Gaza als "Skandal"

Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot hat Israels Vorgehen im Gazastreifen stark kritisiert. "Die humanitäre Lage in Gaza ist unwürdig, es ist ein Skandal, der sofort beendet werden muss", sagte Barrot dem Radiosender France Inter. Es gebe "keine Rechtfertigung mehr für die Militäroperationen der israelischen Armee in Gaza. Es ist eine Offensive, die eine bereits katastrophale Situation noch verschlimmern wird, die zu weiteren Zwangsumsiedlungen führen wird, die wir aufs Schärfste verurteilen."

Barrot verlangte darüber hinaus mehr Freiheiten für die Presse im Gazastreifen. "Ich fordere, dass die freie und unabhängige Presse Zugang zu Gaza erhält, um zu zeigen, was dort geschieht, und um darüber zu berichte."

Alexander Eydlin

Huthis feuern mehrere Raketen auf israelischen Flughafen ab

Die jemenitische Huthi-Miliz hat nach eigenen Angaben den Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv mehrfach mit Raketen angegriffen. Innerhalb weniger Stunden seinen zwei Raketen, darunter eine Hyperschallrakete, eingesetzt worden, teilte der Armeesprecher der Huthi-Miliz mit. Stunden zuvor hatte er von einem ersten Angriff auf den Flughafen gesprochen. Die israelische Luftverteidigung sprach ebenfalls von einer vom Jemen aus abgefeuerten Raketen, die abgefangen worden sei.

Auch die zweite Rakete wurde demnach abgewehrt. Die israelischen Streitkräfte wiederum hatten gestern nach eigener Darstellung Stellungen der Huthis im Jemen angegriffen. Im Hafen von Hudaida sei militärische Technik, darunter Pionierfahrzeuge, Treibstoffbehälter und vom Iran gelieferte Waffen, angegriffen worden. Verteidigungsminister Israel Katz drohte der vom Iran unterstützten Miliz weitere Angriffe an. 

Sophia Boddenberg

Israelisches Militär fängt Rakete aus dem Jemen ab

In mehreren Gegenden Israels ist mit Sirenen Luftalarm ausgelöst worden. Die israelische Luftabwehr fing nach eigenen Angaben erneut eine aus dem rund 2.000 Kilometer entfernten Jemen abgefeuerte Rakete ab. Der Angriff erfolgt einen Tag nach einem israelischen Angriff auf Huthi-Ziele im Hafen von Hudeida im Jemen. Der israelische Einsatz richtete sich gegen die vom Iran unterstützten Huthi-Milizen als Reaktion auf deren Angriffe auf Schiffe, die Israel ansteuern, und frühere Raketenangriffe.

Seit Beginn des Gazakrieges im Oktober 2023 greift die proiranische Huthi-Miliz Israel regelmäßig mit Raketen und Drohnen an – nach eigenen Angaben als Ausdruck ihrer Solidarität mit der Hamas in Gaza.

Anna-Lena Schlitt

Gesundheitsbehörde meldet zwölf Tote in Gaza-Stadt 

Bei einem israelischen Angriff im Westen von Gaza-Stadt sind palästinensischen Angaben zufolge mindestens zwölf Menschen getötet worden. Weitere seien verletzt worden, teilte die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde im Gazastreifen mit. Angaben von Ärzten zufolge feuerten die nördlich des Lagers Schati stationierten israelischen Panzer zwei Granaten auf die Zelte, in denen vertriebene Familien untergebracht waren. Von israelischer Seite gab es zunächst keine Stellungnahme. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. 

Sarah Vojta

Israels Militär soll mehrmals Mitarbeiterwohnheim der WHO im Gazastreifen angegriffen haben

Im Gazastreifen ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Wohnheim für Mitarbeitende in Deir al-Balah dreimal angegriffen worden. Auch die Hauptlagerhalle der WHO sei attackiert worden, teilte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus auf X mit. Das israelische Militär ist demnach auf das Gelände vorgedrungen.

Zwei WHO-Mitarbeiter und zwei Angehörige seien festgenommen worden. Drei seien später freigelassen worden, aber ein Mitarbeiter befinde sich noch in Gewahrsam. Tedros fordert die sofortige Freilassung sowie Schutz für alle WHO-Mitarbeiter. Israel äußerte sich bisher nicht zu den Vorwürfen. Israelische Panzer rückten heute erstmals in die südlichen und östlichen Bezirke von Deir al-Balah vor.

Sarah Vojta

UNRWA-Leiter bezeichnet Verteilzentren als "Todesfallen"

Der Leiter des UN-Hilfswerks für die Palästinenser (UNRWA), Philippe Lazzarini, hat die Verteilzentren der GHF für Hilfsgüter im Gazastreifen als "sadistische Todesfallen" bezeichnet. "Heckenschützen eröffnen das Feuer willkürlich auf Menschenmengen, als hätten sie die Lizenz zum Töten", schrieb Lazzarini auf X. "Eine massive Menschenjagd, bei völliger Straflosigkeit."

Auch UN-Generalsekretär António Guterres äußerte sich zu Berichten, wonach im Umfeld von Verteilzentren der Stiftung erneut tödliche Schüsse israelischer Soldaten auf Zivilisten abgegeben worden waren. "Am Wochenende kam es in Gaza zu weiteren Massenerschießungen und Tötungen von Menschen, die UN-Hilfe für ihre Familien suchten – eine grausame und unmenschliche Tat, die ich aufs Schärfste verurteile."

Der von der Hamas kontrollierte Zivilschutz berichtete von mindestens 93 Menschen, die gestern von israelischen Soldaten getötet worden sein sollen, als sie auf Essensrationen warteten. Israel bestreitet dies. Seit Ende Mai wurden nach Angaben der Vereinten Nationen Hunderte Menschen bei Verteilzentren getötet.

Dieter Hoß

Kardinal Pizzaballa hält Israels Vorgehen für "nicht mehr zu rechtfertigen"

Der ranghöchste katholische Geistliche im Heiligen Land, Pierbattista Kardinal Pizzaballa, hat das militärische Vorgehen Israels im Gazastreifen deutlich kritisiert. "Wir haben die moralische Pflicht, mit absoluter Klarheit und Offenheit die Politik dieser Regierung im Gazastreifen zu kritisieren", sagte der Lateinische Patriarch von Jerusalem dem Portal Vatican News. Pizzaballa äußerte sich nach einem Besuch der einzigen katholischen Gemeinde in Gaza-Stadt. Anlass des Besuchs war ein tödlicher Panzerbeschuss. Israels Vorgehen sei "nicht mehr zu rechtfertigen", sagte der Kardinal.

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