Zehn israelische Geiseln sollen nach Angaben der Hamas freikommen. US-Präsident Donald Trump zeigt sich hinsichtlich einer zeitnahen Waffenruhe optimistisch. Das Liveblog
Aktualisiert am 9. Juli 2025, 22:39 Uhr
Hamas kündigt Freilassung von zehn Geiseln an
Die radikalislamische Hamas will nach eigenen Angaben zehn israelische Geiseln freilassen. Dies sei im Rahmen "schwieriger" Waffenruhe-Verhandlungen mit Israel vereinbart worden, teilte die Hamas in einer Erklärung mit.
Über andere zentrale Bedingungen für einen Waffenruhe-Deal sind sich beide Seiten weiter uneinig, darunter die Lieferung von Hilfsgütern in den Gazastreifen oder ein Rückzug der israelischen Armee aus dem Palästinensergebiet.
Trump sieht Waffenruhe in Reichweite
US-Präsident Donald Trump ist nach eigenen Angaben optimistisch, dass zeitnah eine Waffenruhe im Gazastreifen erreicht werden könnte. Es bestehe eine "sehr gute Chance", dass ein entsprechendes Abkommen zwischen Israel und der Hamas "diese oder nächste Woche" erreicht werden könnte, sagte Trump nach einem Treffen mit dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu.
Derzeit verhandeln beide Kriegsparteien im katarischen Doha über die Bedingungen einer solchen Waffenruhe. Vorgesehen ist eine Unterbrechung der Kampfhandlungen für zunächst 60 Tage. Angaben der Nachrichtenagentur AP zufolge, die Einblicke in einen von der israelischen Seite übermittelten Vorschlag erhielt, will Trump die Waffenruhe im Falle einer Einigung unbedingt selbst verkünden.
Israels Militär beginnt mit Umstellung von Beit Hanun
Nach den tödlichen Angriffen auf israelische Soldaten in Beit Hanun hat die israelische Armee nach eigenen Angaben damit begonnen, die Stadt zu umstellen. Der Einsatz diene dazu, "Terroristen auszuschalten und die terroristische Infrastruktur sowie die militärischen Kapazitäten der Hamas in dem Gebiet zu zerstören", teilte die Armee mit. Einem Reporter des Nachrichtensenders Al-Jazeera zufolge ist nahe der Stadt "schwerer israelischer Artilleriebeschuss" zu hören, unabhängig bestätigen lässt sich dies jedoch bisher nicht.
Am Montagabend waren in Beit Hanun fünf israelische Soldaten durch eine am Straßenrand platzierte Bombe getötet und 14 weitere verletzt worden.
Mehrere Tote nach weiteren israelischen Angriffen
Erneut sind bei Angriffen der israelischen Armee im Gazastreifen mehrere Menschen getötet worden. Berichten der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa zufolge starben unter anderem in Gaza-Stadt drei Menschen, darunter ein Kleinkind. Das Militär soll zuvor ein Wohnhaus inmitten der Stadt getroffen haben. Die israelische Armee äußerte sich nicht zu den Berichten.
Bei einem weiteren Angriff im Norden der Stadt sollen zudem elf Menschen getötet worden sein, teilte Wafa weiter mit. Auch dort soll bei den Angriffen ein Familienhaus getroffen worden sein. Dem Bericht geht die Armee nach eigenen Angaben nach.
Vier Tote gab es dem arabischen Nachrichtensender Al-Jazeera zufolge darüber hinaus im Küstengebiet Al-Mawasi, wo ein Auto angegriffen worden sei. Zudem sollen mindestens acht Menschen bei dem Versuch, Essen an einer der wenigen Ausgabestellen zu bekommen, getötet worden sein. Insgesamt seien seit dem Morgen 39 Menschen im Gazastreifen getötet worden, teilte der Sender unter Berufung auf medizinische Kreise vor Ort mit.
Die Geschichte von Flucht und Vertreibung im Nahen Osten
Die Gedankenspiele der USA und Israels, die palästinensische Bevölkerung umzusiedeln, reihen sich in eine lange Geschichte von Flucht und Vertreibung in der Region ein. ZEIT-Autor Thomas Speckmann gibt einen historischen Überblick, welche Rolle Migration im Nahen Osten schon immer gespielt hat.
Lesen Sie hier den ganzen Text:
Deutschlands Israelpolitik braucht eine Neuausrichtung
Wohin steuert die deutsche Israelpolitik unter Bundeskanzler Friedrich Merz? Die Kritik von Merz und Außenminister Johann Wadephul an Israel vor einigen Wochen war deutlich. "Doch statt Taten gab es bislang nur verbale Rückzieher. Man eiert herum", findet ZEIT-Autorin Andrea Böhm.
Sie fordert einen neuen Kurs in der Beziehung Deutschlands zu Israel. Und zwar eine Politik, "die Völkerrecht und Staatsräson in Einklang bringt".
Wie das funktionieren könnte und welche Denke die innerdeutsche Debatte über Israel blockiert, lesen Sie hier im Kommentar von Andrea Böhm:
Schifa-Klinik im Gazastreifen steht offenbar kurz vor Schließung
Der Direktor des Schifa-Krankenhauses im Gazastreifen hat davor gewarnt, dass die Klinik aufgrund eines Mangels an Treibstoff in den kommenden Stunden voraussichtlich nicht mehr betrieben werden könne. Das berichtete die israelische Zeitung Ha'aretz. Demnach könnten kritische Abteilungen wie die Intensivpflege und die innere Medizin dann nicht mehr funktionieren. Es sei zu erwarten, dass Hunderte Patienten sterben, sollte nicht sofort eine Lösung gefunden werden.
Der Direktor appellierte demnach an die internationale Gemeinschaft, dringend zu handeln und die Grenzübergänge für Hilfsgüter und Treibstoff zu öffnen, um eine größere medizinische Katastrophe zu verhindern.
Israelische Armee verhaftet erneut Menschen im Westjordanland
Im besetzten Westjordanland hat die israelische Armee erneut mehrere Menschen festgenommen. Das berichteten die israelischen Zeitungen Ha'aretz und Times of Israel. Demnach wurden seit Montag bereits elf Menschen verhaftet. Die israelische Armee wirft ihnen Terrorismus vor. In dem Dorf Zurif nahe der völkerrechtswidrigen israelischen Siedlung Bat Ajin sollen Palästinenser in der Nacht Fahrzeuge in Brand gesetzt haben. Daraufhin marschierten Truppen der israelischen Armee in das Dorf ein.
In den vergangenen Wochen hatten Siedler immer wieder Palästinenser angegriffen. Seit Beginn des Kriegs im Gazastreifen wurden im Westjordanland Hunderte Palästinenser von der israelischen Armee und extremistischen Siedlern getötet, darunter zahlreiche Kinder.
Israel hält das Westjordanland seit dem Sechstagekrieg im Jahr 1967 besetzt. Im vergangenen Jahr hatte der Internationale Gerichtshof ein sofortiges Ende der Besatzung der palästinensischen Gebiete gefordert.
Netanjahu: Fokus mit Trump auf Befreiung der Geiseln
US-Präsident Donald Trump und Israels Premierminister Benjamin Netanjahu haben sich in ihrem Treffen insbesondere über "die Bemühungen um die Befreiung unserer Geiseln“ ausgetauscht. Das sagte Netanjahu in einer Videobotschaft. In derselben Botschaft dankte er den "heldenhaften Soldaten", die weiterhin militärischen Druck ausüben werden. "Wir lassen keinen Moment nach“, sagte er in dem Video, wie die Times of Israel berichtet. Er sei zuversichtlich, alle seine Ziele im Gazastreifen zu erreichen und die militärischen sowie staatlichen Kapazitäten der Hamas zu "eliminieren“. In den Gesprächen mit Trump soll auch darüber gesprochen worden sein, was am "Tag nach“ dem Krieg mit der Hamas mit Gaza passieren könnte.
Neben dem Gazakrieg sei auch der Iran ein Thema gewesen. Insbesondere die Folgen und Möglichkeiten des "großen Sieges, den wir über den Iran errungen haben“, seien besprochen worden.
Donald Trump und Benjamin Netanjahu treffen sich erneut
US-Präsident Donald Trump hat sich zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen im Weißen Haus mit Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu getroffen. Das Gespräch, an dem auch US-Vizepräsident JD Vance teilnahm, habe 90 Minuten gedauert, berichteten US-amerikanische und israelische Medien. Zum Inhalt des Gesprächs wurde nichts offiziell mitgeteilt.
Bei dem Treffen sollte es nach Ankündigung Trumps "fast ausschließlich" um die Lage im Gazastreifen gehen. "Es ist eine Tragödie, und er will sie lösen, und ich will sie lösen, und ich glaube, die andere Seite will das auch", sagte Trump vor der Ankunft Netanjahus vor Journalisten. Netanjahu seinerseits sagte vor dem Treffen auf die Frage, ob eine Vereinbarung für eine Waffenruhe zwischen der Hamas und Israel im Gazastreifen unmittelbar bevorstehe: "Wir arbeiten auf jeden Fall daran."
Libanesische Behörden melden drei Tote nach israelischem Angriff
Bei einem israelischen Angriff im Norden des Libanons sind nach libanesischen Angaben mindestens drei Menschen getötet worden. 13 weitere Menschen seien verletzt worden, teilte das libanesische Gesundheitsministerium in Beirut mit.
Aus libanesischen Sicherheitskreisen hieß es, in der Nähe der Hafenstadt Tripoli sei ein Fahrzeug von einer Drohne getroffen worden. Israels Militär teilte mit, bei Tripoli einen hochrangigen Hamasterroristen angegriffen und getötet zu haben. Er sei während des Krieges für Raketenangriffe auf Städte im Norden Israels verantwortlich gewesen.
Witkoff spricht sich erneut für 60-tägige Waffenruhe aus
Der Nahost-Berater von US-Präsident Donald Trump, Steve Witkoff, hofft auf eine Vereinbarung für eine Feuerpause in Gaza bis Ende der Woche. Bei einer Kabinettssitzung im Weißen Haus nannte er dafür die bereits von Vermittlern vorgeschlagene Dauer von 60 Tagen.
Trump selbst will sich heute Abend in Washington, D. C. erneut mit Israels Premierminister Benjamin Netanjahu treffen.
Palästinenser berichten von 51 Toten nach israelischen Angriffen
Im Gazastreifen sind nach Angaben von Krankenhäusern 51 Menschen bei den jüngsten israelischen Angriffen getötet worden. Das Nasser-Krankenhaus teilte mit, ihm seien 41 Leichen gebracht worden. Ein Angriff in Chan Junis im Süden habe ein Zelt mit Kriegsvertriebenen getroffen. Dabei habe es vier Tote gegeben. Ein weiterer Angriff in der Stadt tötete nach Angaben der von der Terrororganisation Hamas kontrollierten Behörden eine Familie.
Das Auda-Krankenhaus in Nuseirat gab bekannt, weitere Angriffe hätten eine Menschenmenge getroffen. Zehn Menschen seien getötet und weitere 72 verletzt worden. Das israelische Militär äußerte sich zunächst nicht.
Hamas soll sexualisierte Gewalt als "taktische Kriegswaffe" eingesetzt haben
Die Hamas hat einem neuen Bericht zufolge während ihres Terrorangriffs auf Israel am 7. Oktober 2023 sexualisierte Gewalt als "taktische Kriegswaffe" eingesetzt. Der Bericht des Dinah-Projekts, einer Gruppe israelischer Rechts- und Genderexpertinnen, basiert unter anderem auf den Aussagen von Überlebenden des Massakers und der Geiselhaft im Gazastreifen sowie den Ergebnissen von Untersuchungen von Leichen.
Im Zuge der Recherche zeigten sich dem Bericht zufolge klare Muster bei der Art und Weise, wie sexualisierte Gewalt verübt wurde: Opfer seien etwa teilweise oder vollständig nackt, mit gefesselten Händen an Bäumen oder Masten gefunden worden. Es gebe außerdem Hinweise auf Gruppenvergewaltigungen mit anschließender Hinrichtung sowie Genitalverstümmelung und öffentliche Demütigung, hieß es.
Der Bericht empfiehlt, konfliktbezogene sexualisierte Gewalt anders zu behandeln als Sexualverbrechen in herkömmlichen Situationen. Die meisten Opfer sind dem Bericht zufolge "dauerhaft zum Schweigen" gebracht worden: Sie seien entweder während oder nach den Übergriffen getötet worden oder zu traumatisiert, um zu sprechen. Dies stelle Herausforderungen für die Beweisführung bei der strafrechtlichen Verfolgung der Täter dar.
Fünf israelische Soldaten im Gazastreifen getötet
Fünf israelische Soldaten sind nach Angaben der israelischen Armee im Gazastreifen getötet worden. Das gab das Militär auf Telegram bekannt. Die Infanteristen seien gestern am späten Abend während eines Bodeneinsatzes in Beit Hanun im Norden des Gazastreifens durch eine Bombe am Straßenrand getötet worden, die am Straßenrand platziert gewesen sei.
14 weitere Soldaten seien verletzt worden, zwei von ihnen schwer. Die Soldaten seien beim Versuch, die Verletzten zu bergen, unter Beschuss geraten, wie die Zeitung Times of Israel unter Berufung auf die Ermittlungen der Streitkräfte berichtete.