Klatschen und vertauschte Rollen: Fünf besondere Liverpool-Real-Duelle

vor 1 Tag 1

Obwohl sich Real Madrid strauchelnd nach Anfield aufmacht, verheißt der jüngste Besuch der Königlichen dort Gutes. Ein anderes Gastspiel beim FC Liverpool hingegen nicht.

Wenn sich Liverpool und Real duellieren, geht es meistens dynamisch zur Sache.

Wenn sich Liverpool und Real duellieren, geht es meistens dynamisch zur Sache. imago images (3)

Finale 1981: FC Liverpool - Real Madrid 1:0

Was Real Madrid etwa gegenwärtig ist, war der FC Liverpool rund um 1981: der Seriensieger des Henkelpotts. So gingen die Reds damals mit einem ganz anderen Selbstverständnis in das Finale des Europapokals der Landesmeister, den Real seit 1966 nicht mehr gewonnen hatte und bis 1998 nicht mehr gewinnen sollte.

Die Königlichen verloren in Paris mit 0:1, obwohl sie spielerisch eigentlich mehr hermachten als der LFC - aus heutiger Sicht waren das fast ein wenig vertauschte Rollen. Sie agierten jedoch viel zu ängstlich, hatten selbst in Ballbesitz zu viele Leute hinter dem Ball, spekulierten heimlich auf das Elfmeterschießen, wie Sturmlegende Santillana später zugab. Liverpools Siegtorschütze Alan Kennedy gestand indes, dass er mit seinem entscheidenden Laufweg eigentlich nur Platz machen wollte. Unverhofft kommt oft.

Achtelfinale 2009: FC Liverpool - Real Madrid 4:0

Auch gegen Ende der 2000er Jahre traten die Königlichen nicht so auf, wie man sie inzwischen wieder kennt. Zwar hatten sie im Frühjahr 2009 gleich beide zurückliegenden spanischen Meisterschaften gewonnen - bis heute kam keine nationale Titelverteidigung dazu -, das lag aber auch an einem schwachen FC Barcelona, der das Ruder mit Pep Guardiola gerade im Begriff war, herumzureißen.

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In der Champions League ging ein Madrid, das sich nach der schlussendlich gescheiterten "Galactico"-Ära im Übergang befand, in diesen Jahren in Serie - aber nicht so wie heute. Gleich sechsmal in Folge sollte im Lieblingswettbewerb schon im Achtelfinale Schluss sein, das fünfte Mal 2009 gegen einen FC Liverpool, der schon das Hinspiel im Bernabeu mit 1:0 gewonnen hatte.

Im Rückspiel an der Anfield Road erlebte Real dann "sein Waterloo", wie der kicker schrieb. Mit 0:4 kam der Rekordsieger gehörig unter die Räder. Fernando Torres, Doppelpacker Steven Gerrard und Co. waren ihrem Kontrahenten in allen Belangen überlegen in einer Zeit, in der die Premier League nahezu immer mehrere Champions-League-Halbfinalisten stellte.

Finale 2018: Real Madrid - FC Liverpool 3:1

Mit bereits zwei aufeinanderfolgenden CL-Siegen im Rücken trat ein im Vergleich zu 2009 ganz anderes Real 2017/18 erneut im Finale um den größten europäischen Vereinstitel an, wo es in Kiew zum Trainerduell Zinedine Zidane gegen Jürgen Klopp kam.

Sergio Ramos sorgte für eine unschöne Szene, als er recht früh im Spiel so rustikal zu Werke ging, dass das Finale für Liverpools herausragenden Angreifer Mohamed Salah vorzeitig beendet war. Anschließend half es den Reds auch nicht, dass ihr Ersatzkeeper Loris Karius einen Abend zum Vergessen erwischte.

Gegen den wunderschönen Fallrückzieher des eingewechselten Gareth Bale zum 2:1 wäre zwar wohl jeder Schlussmann machtlos gewesen, die 3:1-Vorentscheidung hatte Madrid jedoch einem kompletten Karius-Aussetzer gegen Bales recht harmlosen Fernschuss zu verdanken. Zuvor war schon der königlichen Führung durch Karim Benzema ein Abspielfehler Karius' vorausgegangen. Real feierte den dritten Henkelpott in Folge.

Finale 2022: FC Liverpool - Real Madrid 0:1

Thibaut Courtois gegen Liverpool 2022

Thibaut Courtois macht die Tür zu - und ist im CL-Finale 2022 nicht zu bezwingen. IMAGO/Shutterstock

Vier Jahre nach Kiew bot sich ausgerechnet in Paris die Chance zur Revanche für Klopp und den LFC, die im CL-Endspiel diesmal Carlo Ancelottis Real gegenüberstanden - und ein starkes Finale spielten. Liverpool verbuchte vor allem dank brutalem Pressing das klare Chancenplus, drückte früh auf die Führung und spät auf den Ausgleich, fand seinen Meister jedoch wieder und wieder im glänzend aufgelegten Real-Keeper Thibaut Courtois.

Am Belgier (kicker-Note 1, Spieler des Spiels) war an diesem Abend einfach kein Vorbeikommen, an dem Real im Prinzip ein überragender Angriff ausreichte, den Vinicius Junior zum Siegtreffer veredelte. Die Madrilenen spielen Endspiele nicht, sie gewinnen sie, lautet eine gern zitierte Redensart aus der spanischen Hauptstadt. Sie hat ihre Berechtigung.

Achtelfinale 2023: FC Liverpool - Real Madrid 2:5

Einmal mehr waren die Reds auf Revanche aus, im CL-Achtelfinale vor zwei Jahren musste der Titelverteidiger zunächst an die Anfield Road. Dort startete Liverpool abermals furios, Darwin und Salah sorgten nach einem Fehler ausgerechnet von Courtois für ein schnelles 2:0. Die nächste Vorführung für Real? Mitnichten.

Vinicius Junior, Karim Benzema und Co. schüttelten sich, zeigten sich unbeeindruckt und warfen die Comeback-Maschine an. 5:2 siegte Madrid am Ende in Anfield, das Rückspiel im Bernabeu gewann die Ancelotti-Elf locker mit 1:0. "Ich habe keine andere Mannschaft gesehen, der Druck so wenig ausmacht", musste Klopp jüngst gegenüber Toni Kroos in dessen Podcast "Einfach mal Luppen" sinngemäß eingestehen. Das 2:5 war der beste Beweis.

Niklas Baumgart

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