Kanada: Zehntausende Menschen vor Waldbränden evakuiert

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Brandkatastrophe in Kanada Zehntausende Menschen vor Waldbränden evakuiert

In Kanada brennt der Wald, und selbst in US-Bundesstaaten bleibt Menschen die Luft weg: Extreme Rauchentwicklung erzwingt selbst weit entfernt die Evakuierung tausender Menschen. Alles hofft jetzt auf Regen, aber das wird dauern.

01.06.2025, 20.11 Uhr

Foto: Government Of Manitoba / EPA

Seit mehr als einer Woche brennt der Wald in drei aneinander grenzenden kanadischen Provinzen, und noch ist nicht absehbar, wie lang es dauern wird, die Flammen unter Kontrolle zu bekommen. Mehr als 25.000 Menschen wurden bisher evakuiert, da Dutzende der Waldbrände auch am Sonntag noch nicht unter Kontrolle zu bringen waren. Die Luftqualität in Teilen Kanadas und der angrenzenden US-Gebiete ist so schlecht, dass erhebliche Gesundheitsrisiken bestehen, so die Behörden. Der Rauch führe zudem regional zu extrem eingeschränkter Sicht. Luftqualität und Sichtweite könnten über kurze Entfernungen schwanken und von Stunde zu Stunde »erheblich variieren«, warnte die Behörde für öffentliche Sicherheit in Saskatchewan am Sonntag.

Laut Scott Moe, Premierminister von Saskatchewan, lasse das anhaltend heiße und trockene Wetter einige Brände sogar noch wachsen und bedrohe weitere Gemeinden. Ressourcen zur Bekämpfung der Brände und zur Unterstützung der Evakuierten seien knapp bemessen.

»Die nächsten vier bis sieben Tage sind absolut kritisch«, sagte Moe auf einer Pressekonferenz am Samstag. Danach bestünde Hoffnung, dass sich die Wetterlage ändere und es zu intensiven Niederschlägen im gesamten Norden kommen könne. Darauf hoffen nun alle, doch klar ist auch: Das wird noch dauern.

Die meisten der evakuierten Bewohner kommen bisher aus Manitoba, das schon letzte Woche den Notstand ausgerufen hatte. Dort wurden bis Samstag etwa 17.000 Menschen evakuiert, in Alberta waren es 1300. In Saskatchewan wurde es nötig, rund 8000 Einwohner zeitweilig umzusiedeln und die Verantwortlichen dort warnen, dass diese Zahl noch steigen könnte.

Im Norden Manitobas hat ein Feuer die Gemeinde Cranberry Portage vom Stromnetz getrennt, sodass rund 600 Einwohner am Samstag zwangsevakuiert werden mussten. Die meisten der Evakuierten in Manitoba stammen jedoch aus Flin Flon, das fast 645 Kilometer nordwestlich der Provinzhauptstadt Winnipeg liegt. Rund 5000 Menschen mussten dort ihre Häuser in Stich lassen.

Das Feuer, das Flin Flon bedroht, brach vor einer Woche in der Nähe von Creighton, Saskatchewan, aus und übersprang schnell die Grenze nach Manitoba. Die Einsatzkräfte haben große Mühe, die Flammen einzudämmen. Wegen des starken Rauchs und wegen unautorisierter Drohnenflüge mussten Löschflugzeuge zeitweise am Boden bleiben – Drohnen entwickeln sich zu Gaffer-Werkzeugen, die die öffentliche Sicherheit gefährden.

Die Forstbehörde des US-Landwirtschaftsministeriums entsandte ein Löschflugzeug nach Alberta und sagte zu, 150 Feuerwehrleute und Ausrüstung nach Kanada zu schicken.

Auch in einigen Teilen der USA erreichte die Luftqualität am Sonntag »ungesunde« Werte. Risiken bestanden zeitweilig in North Dakota und in kleinen Teilen von Montana, Minnesota und South Dakota, so die US-Umweltschutzbehörde.

Unterbringung Evakuierter am Limit

In ganz Manitoba wurden Evakuierungszentren für die Brandflüchtigen eröffnet. Neben öffentlichen Gebäuden werden auch Hotels in Anspruch genommen, die aber teils bereits mit Urlaubern, Geschäftsleuten und Kongressbesuchern belegt sind.

Manitobas indigene Führer forderten am Samstag auf einer Pressekonferenz, dass die Hotelzimmer in den Städten den Evakuierten Vorrang geben sollten. Kyra Wilson von der Assembly of Manitoba Chiefs sagte, es handele sich um eine der größten Evakuierungen in der Provinz seit den 1990er Jahren. »Es ist wirklich traurig, dass unsere Kinder auf dem Boden schlafen müssen. Die Menschen sitzen, warten in den Gängen«, sagte Wilson auf einer Pressekonferenz. »Sie sind müde.«

Die Saison für Waldbrände in Kanada dauert von Mai bis September. Die schlimmste Waldbrandsaison in der Geschichte des Landes war 2023. Damals wurde ein Großteil Nordamerikas monatelang von gefährlichem Rauch eingehüllt.

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