"Jeder macht sein eigenes Ding": Ex-Trainer Geraerts schießt gegen Schalke

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Karel Geraerts, Ex-Trainer von Schalke 04, hat sich zwei Monate nach seiner Entlassung bei den Knappen erstmals zu Wort gemeldet. Dabei übte er deutliche Kritik am Verein.

 Karel Geraerts.

Sprach erstmals über seine Entlassung auf Schalke: Karel Geraerts. IMAGO/DeFodi

Seit dem 21. September, ein Tag nach der kuriosen 3:5-Niederlage des FC Schalke gegen Darmstadt, ist Karel Geraerts arbeitslos. Der Belgier, der Anfang Oktober 2023 bei den Knappen auf Thomas Reis gefolgt war, wurde nach vier Pleiten aus den ersten sechs Spielen dieser Saison gemeinsam mit Sportdirektor Marc Wilmots beurlaubt.

Etwas mehr als zwei Monate später hat sich der 42-Jährige erstmals zu seiner Entlassung auf Schalke geäußert. In einem Interview mit der belgischen Tageszeitung Het Laatste Nieuws blickte Geraerts zurück - und sprach über einige Probleme im Verein.

Zunächst ging Geraerts auf die Thematik um die aus dem Profikader gestrichenen Timo Baumgartl und Dominick Drexler ein. Die Personalien bewertete Geraerts im Nachgang unterschiedlich. "Baumgartl hatte für mich einen sehr schlechten Einfluss auf die Gruppe. Ich bin lange genug in Umkleidekabinen gewesen, um zu wissen, wann jemand negative Stimmung verbreitet", erklärte Geraerts die Situation um den Verteidiger. "Drexler wiederum hat sich zu einem Zeitpunkt unprofessionell verhalten, als ich vereinbart hatte, dass sich von nun an alles um die Mannschaft drehen sollte", so Geraerts.

Anschließend ging Geraerts auch auf den Umgang mit der Medienlandschaft rund um den FC Schalke ein. "Bei meiner Ankunft haben die Leute gesagt, das ist weltweit die Top 30, was die Medienberichterstattung angeht. Und das hat sich dann auch bewahrheitet", blickte Geraerts zurück und meinte damit auch die hohe Durchlässigkeit von Interna.

Geraerts wusste nach Darmstadt Bescheid

Schnell kam dabei auch Ben Manga, der Kaderplaner der Knappen, zur Sprache. "Er ist vor allem mit mir aneinandergeraten. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was der Grund dafür war." Geraerts erwähnte anschließend eine öffentliche Aussage, in der Manga ihn offen für seine Personalentscheidungen kritisiert hatte. "Seitdem habe ich ihn nie wieder gehört. Das war eine Bombe in Deutschland. Alle haben darüber gesprochen. Und Marc (Wilmots, d. Red.) und ich mussten es vor den Kameras erklären. Nach dieser Sache brannte der Kessel", so Geraerts weiter.

Und dann folgte auch noch das erwähnte 3:5 gegen Darmstadt, das das Fass letztlich zum Überlaufen brachte. Geraerts erahnte bereits seine Entlassung. "Das war das verrückteste Spiel meines Lebens. Ich kam nach dem Spiel rein und sagte zu Tim und Peter (Co-Trainer Smolders und Balette, d. Red.): 'Jungs, vergesst es. Das werden wir nicht überstehen'." Einen Tag später war für Geraerts dann Schluss auf Schalke.

Dann ist es für einen Trainer und einen Verein unmöglich, erfolgreich zu sein.

Etwas weniger als ein Jahr war Geraerts S04-Trainer, in dieser Zeit, so sagt er selbst, hat er mehr erlebt als in seiner ganzen Karriere zuvor. "Innerhalb von Schalke gibt es sehr viele Spannungen. Und jeder hat seine eigene Agenda und macht sein eigenes Ding." Den sportlichen Misserfolg (Punkteschnitt 1,29)  machte Geraerts zudem nicht an seiner Person alleine fest. "Obwohl wir keine Mittel hatten, waren alle Werkzeuge dafür vorhanden. Die Mannschaft wuchs zusammen, aber nicht alle im Verein zogen mit dem gleichen Eifer an einem Strang. Dann ist es für einen Trainer und einen Verein unmöglich, erfolgreich zu sein."

Die Entscheidung für den Wechsel nach Gelsenkirchen bereut Geraerts aber nicht. "Ich hatte immer das Gefühl, dass ich die Dinge unter Kontrolle hatte. Trotz der ganzen Aufregung und der begrenzten Mittel." Geraerts sprach zudem von einer grundsätzlich "guten Arbeitsbeziehung zu den Spielern, den Fans und den Medien".

Auf Geraerts folgte Kees van Wonderen, der seine ersten drei Pflichtspiele mit Schalke zwar verloren hatte, zuletzt aus drei Spielen aber fünf Punkte holte. Am Freitagabend (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) geht es für S04, das aktuell Platz 13 belegt, mit einem Heimspiel gegen Kaiserslautern weiter.

tso

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