»Jean Pormanove«: Streamer Raphaël Graven starb nicht durch Gewalteinwirkung Dritter

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Eine Illustration zeigt den Streamer Graven und das Logo der Plattform Kick, die nun in der Kritik steht

Eine Illustration zeigt den Streamer Graven und das Logo der Plattform Kick, die nun in der Kritik steht

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Dado Ruvic / REUTERS

Der Tod eines Streamers vor laufender Kamera hat in Frankreich eine Debatte über Gewalt in Liveübertragungen ausgelöst. Jetzt steht fest: Der französische Streamer Raphaël Graven mit dem Künstlernamen »Jean Pormanove« ist laut Obduktion nicht durch die Gewalteinwirkung Dritter gestorben.

Er starb aus einem medizinischen oder toxikologischen Grund. Das teilte die Staatsanwaltschaft in Nizza mit.

Noch untersucht werde der Ablauf der letzten Übertragung, während derer der 46-Jährige in der Nacht zum Montag vor den Augen der Zuschauer starb.

Der Gewaltvideo-Creator mit Hunderttausenden von Followern nutzte verschiedene soziale Plattformen für Gaming-Übertragungen. Er unterzog sich aber auch immer wieder extremen Challenges.

»Ich habe es satt, ich will weg«

Am Ende ging dem Streamer die Gewalt aber wohl selbst zu weit. »Ich habe es satt, ich will weg«, schrieb er laut dem Sender BFMTV in einer Nachricht an seine Mutter. Aber er werde von den anderen festgehalten.

Die Staatsanwaltschaft teilte mit, dass sie aufgrund früherer Berichte von »Mediapart« Anfang des Jahres bereits Beteiligte an den Liveübertragungen vernommen und Graven und ein weiteres mutmaßliches Gewaltopfer befragt habe.

Beide hätten entschieden abgestritten, Opfer von Gewalt zu sein, und von einer Inszenierung vor der Kamera gesprochen, mit der sie Geld verdienten. Jean Pormanove habe den Ermittlern gegenüber von monatlichen Einnahmen in Höhe von 6000 Euro gesprochen.

Graven soll vor seinem Tod einen sogenannten Marathon-Stream im Netz übertragen haben. Wie das Onlineportal »Mediapart« berichtete, soll er in diesem Stream, der vor seinem Tod bereits über zwölf Tage andauerte, angegriffen worden sein. Ein als Batman verkleideter Streamer und weitere Anwesende hätten demnach während der Übertragung auf ihn eingeschlagen.

Der Stream ging insgesamt über 298 Stunden. Er endete damit, dass Graven regungslos im Bett lag, in manchen Medien ist davon die Rede, dass er einen Erstickungsanfall erlitten haben soll. Inzwischen ist das entsprechende Video nicht mehr online verfügbar.

Monatelange Misshandlung und Demütigung

Gravens Schicksal beschäftigt nun Frankreichs Behörden und Politik. »Der Tod von Jean Pormanove und die Gewalt, die er erlitten hat, sind absolut schrecklich«, schrieb Frankreichs beigeordnete Ministerin für Digitalisierung und KI, Clara Chappaz. Der Streamer sei monatelang live auf der Plattform Kick gedemütigt und misshandelt worden. Chappaz schaltete die Rundfunkaufsicht sowie die staatliche Meldestelle für illegale Inhalte im Internet ein.

Die Streamingplattform Kick, auf der Gravens Gewaltvideos gestreamt wurden, erklärte, dass sie den Tod bedauere. Man untersuche die Umstände mit höchster Dringlichkeit und arbeite mit den Behörden zusammen.

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