Als die Hamas am 7. Oktober 2023 in Israel einfiel, um Männer, Frauen und Kinder abzuschlachten und zu entführen, war Yair Golan einer der Ersten, der in den Süden des Landes fuhr. Auf eigene Faust rettete er mehrere Menschen vor den palästinensischen Terroristen. In Israel feierten viele den ehemaligen Vizegeneralstabschef und Politiker als Helden.
Doch nun steht Golan massiv in der Kritik. Der Grund: Der Vorsitzende der linken Partei »Die Demokraten« hat am Montag in einem Radiointerview erklärt, die Regierung von Premier Benjamin Netanyahu forciere mit ihrer Kriegsführung im Gazastreifen, dass Israel Gefahr laufe, zu einem international geächteten »Pariastaat« zu werden, wie es dereinst Südafrika gewesen ist. Er fügte hinzu: »Ein Land, das bei gesundem Verstand ist, führt keinen Krieg gegen Zivilisten, es tötet keine Babys als Hobby und setzt sich nicht die Vertreibung der Bevölkerung zum Ziel.«
Regierungs- und Oppositionspolitiker sind empört, prangern Inhalt und Form der Kritik des Generals a.D. an:
Premier Netanyahu warf ihm das Verbreiten von »abscheulichem« Antisemitismus vor.
Außenminister Gideon Sa’ar schwor, Golans Aussagen würden ihm »nicht vergeben«.
Justizminister Yariv Levin erklärte, Golan müsse der Generalsrang aberkannt werden.
Bildungsminister Yoav Kisch forderte die Generalstaatsanwaltschaft auf, Ermittlungen gegen Golan wegen Aufwiegelung einzuleiten.
Oppositionspolitiker Benny Gantz kanzelte Golans Aussagen als »falsch und extremistisch« ab. Mit Blick auf mögliche Klagen vor dem Internationalen Strafgerichtshof warnte er, solche Aussagen könnten ungeahnte Folgen für die Soldatinnen und Soldaten haben.
Auch Oppositionspolitiker Yair Lapid ist entsetzt, bezeichnet Golans Aussagen als »Geschenk an unsere Feinde«.
Ex-Premier Ehud Barak erklärte derweil, Golan hätte besser andere Worte wählen sollen, nahm ihn aber grundsätzlich in Schutz und bezeichnete ihn als »mutigen und direkten Mann«.
Golan veröffentlichte nach dem Interview eine Erklärung. Darin stellte er klar, dass sich seine Kritik gegen die Regierung – und hier primär gegen die Fantasien der radikalen Minister Itamar Ben-Gvir und Bezalel Smotrich – gerichtet habe, nicht gegen die Soldatinnen und Soldaten. »Dieser Krieg muss zu einem Ende gebracht werden«, beendete er seine Erklärung. »Wir müssen die Geiseln nach Hause bringen und Israel wieder aufbauen.«