Israel-Iran-Krieg: USA und EU warnen Iran vor Sperre der Hormus-Meerenge

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Über die Straße von Hormus wird ein Fünftel der globalen Öllieferungen transportiert. Der Iran droht mit einer Sperre. Der Ölpreis könnte dadurch um 50 Prozent steigen.

Aktualisiert am 23. Juni 2025, 11:24 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, AFP, Reuters,

 Nicht nur die Ölexporte Irans, sondern auch weiterer Staaten der Region verlaufen größtenteils durch die Straße von Hormus.
Nicht nur die Ölexporte Irans, sondern auch weiterer Staaten der Region verlaufen größtenteils durch die Straße von Hormus. © Hamad I Mohammed/​File Photo/​Reuters

Die USA und die EU haben den Iran davor gewarnt, die Meerenge von Hormus an seiner Südküste zu sperren, die eine wichtige Rolle beim weltweiten Ölhandel spielt. Eine Blockade wäre "extrem gefährlich und für niemanden gut", sagte die EU-Außenbeauftragte Kaja Kalles vor einem Treffen mit Außenministerinnen und -ministern der Mitgliedstaaten. "Die Sorgen vor Vergeltung und einer Eskalation des Krieges sind enorm." 

Der iranische Sender Press TV hatte am Sonntag nach den Angriffen der USA auf iranische Atomanlagen berichtet, dass der iranische Sicherheitsrat über eine Blockade der Meerenge entscheide. Zuvor habe das Parlament seine Unterstützung für die Maßnahme erklärt. 

Die USA warnten den Iran daraufhin ebenfalls vor einem solchen Schritt. US-Außenminister Marco Rubio bezeichnete eine Blockade als "wirtschaftlichen Selbstmord" seitens der iranischen Führung. Zugleich bezeichnete er das Szenario als eine "massive Eskalation, die eine Antwort verdienen würde. Nicht nur von uns, sondern auch von anderen." So sei etwa auch China auf die Lieferungen über die Meerenge angewiesen. "Ich ermutige die chinesische Regierung in Peking, (den Iran) deswegen anzurufen", sagte Rubio dem Sender Fox News. 

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Ölpreis könnte auf 120 Dollar steigen

Über die Straße von Hormus, die zwischen dem Iran und Oman verläuft, werden täglich etwa 20 Millionen Barrel (3,18 Milliarden Liter) Öl und Kraftstoffe transportiert – ein Fünftel der globalen Fördermenge. Nicht nur der Iran, sondern auch Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, der Irak und Kuwait exportieren einen Großteil ihres Öls über die Meerenge. Noch gravierender ist die Bedeutung der Straße von Hormus für den Handel mit Flüssiggas (LNG): Etwa ein Viertel aller weltweiten Transporte verlaufen dort. 

Sollte der Iran die Straße sperren, könnte der Ölpreis nach Einschätzung von Ökonomen auf 120 Dollar pro Barrel steigen – etwa 40 Dollar mehr als derzeit und der höchste Stand seit drei Jahren. Falls der Preis länger auf diesem Niveau verbleibt, würde es das Wirtschaftswachstum in Europa gefährden. Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commmerical Bank, sagte der Nachrichtenagentur Reuters, es sei sogar eine globale Rezession möglich. 

Weniger betroffen als Europa wären die USA, die mehr Öl exportieren als importieren. Allerdings würde dort laut Erwartung von Ökonomen auf lange Sicht ebenfalls die Inflation wieder steigen. Zudem könnten sich die Einnahmen Russlands, dessen Staatshaushalt zu großen Teilen vom Ölexport finanziert wird, deutlich erhöhen und Russland die Finanzierung seines Krieges gegen die Ukraine deutlich erleichtern.

Angriffe auf Tanker und beschlagnahmte Schiffe

Die Straße von Hormus ist Dutzende Kilometer breit, allerdings ist ein nur drei Kilometer breiter Streifen tauglich für die Schifffahrt. In Spannungszeiten gab es in den vergangenen Jahrzehnten bereits mehrfach Angriffe auf den Ölexport über die Meerenge. So hatten beide Kriegsparteien im iranisch-irakischen Krieg zwischen 1980 und 1988 versucht, jeweils die Exporte des Gegners zu stören. 2012 drohte der Iran als Vergeltung für westliche Sanktionen mit einer Blockade. 

Im Mai 2019 wurden vor der Küste der Vereinigten Arabischen Emirate außerhalb der Straße von Hormus vier Schiffe angegriffen, darunter zwei saudische Öltanker. Drei Schiffe wurden 2023 und 2024 vom Iran beschlagnahmt. 

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