Im Zusammenhang mit der Ausgabe von Hilfsgütern durch die von Israel und den USA unterstützte Gaza Humanitarian Foundation (GHF) hat es im Gazastreifen laut Berichten erneut zahlreiche Tote gegeben.
Wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf lokale Gesundheitsbehörden meldet, wurden nahe der Stadt Rafah mindestens 27 Palästinenser getötet und Dutzende weitere verletzt.
Ein Sprecher des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz teilte mit, dass in dem Feldkrankenhaus in Rafah 184 Menschen mit Verletzungen eingeliefert worden seien, von denen schon bei der Ankunft 19 für tot erklärt worden seien. Acht weitere seien kurz darauf ihren Verletzungen erlegen. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig verifizieren.
Israels Armee bestätigte, es sei »in die Nähe einiger einzelner Verdächtiger« geschossen worden. Diese hätten die vorgesehene Route verlassen, sich den israelischen Truppen genähert und Warnschüsse ignoriert. Der Vorfall werde untersucht, hieß es.
Zugleich meldeten die Streitkräfte des Landes den Tod dreier Soldaten im Norden des Gazastreifens. Die Männer im Alter von 20 bis 22 Jahren waren laut einem Bericht der Zeitung »Haaretz« in Dschabalia in einem Geländewagen unterwegs gewesen und über einen auf ihrer Route platzierten Sprengsatz gefahren. Dieser sei detoniert. Dem Bericht zufolge wurden dabei auch zwei weitere Soldaten verletzt.
Weg zur Verteilstelle laut Augenzeuginnen vergeblich
Wie Reuters unter Berufung auf einen palästinensischen Augenzeugen im Gazastreifen berichtet, fielen die Schüsse gegen vier Uhr morgens in etwa einem Kilometer von der Verteilstelle. Zwei weitere Augenzeuginnen sagten demnach, die israelischen Truppen hätten das Feuer »wahllos« eröffnet. Auch habe es an der Verteilstelle keine Hilfsgüter mehr gegeben. Auch diese Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig verifizieren.
Das erneute Blutvergießen bei der Ausgabe von Hilfsgütern dürfte den internationalen Druck auf Israel weiter erhöhen. An dem massiven, andauernden Militäreinsatz des Landes im Gazastreifen gibt es inzwischen weitreichende Kritik.
Israel hat sich nach dem verheerenden Terroranschlag der Hamas und weiterer Gruppen am 7. Oktober 2023 mit mehr als 1700 Toten auf israelischer Seite die vollständige Zerstörung der Hamas zum Ziel gesetzt.
Mehr als 50.000 Palästinenser sollen im Zuge der israelischen Militärkampagne getötet worden sein, weite Teile des Küstenstreifens sind vollständig zerstört, die humanitäre Lage ist desaströs.
Den Vereinten Nationen zufolge ist die gesamte Bevölkerung im Gazastreifen – gut zwei Millionen Menschen – von einer Hungersnot bedroht. Zuletzt hatte Israel nach fast drei Monaten Blockade in begrenztem Umfang wieder Hilfslieferungen an die hungernde Bevölkerung erlaubt.
Besonders umstritten ist ein neuer Verteilmechanismus für Hilfsgüter über die Stiftung GHF, weil diese an der Uno und internationalen Hilfsorganisationen vorbei arbeitet. Ihr wird vorgeworfen, einseitig die israelischen Ziele im Gazastreifen zu unterstützen. Bereits zu Beginn der Verteilaktionen durch die GHF war es zu Tumulten gekommen, mehrfach gab es Berichte über tödliche Gewalt gegen Hilfesuchende an den Hilfszentren.