Die frühere KZ-Sekretärin Irmgard Furchner ist im Alter von 99 Jahren gestorben. Das haben das Landgericht Itzehoe und die Staatsanwaltschaft Itzehoe dem SPIEGEL bestätigt. Zuerst hatte der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag berichtet . Laut einem Sprecher der Staatsanwaltschaft Itzehoe starb Furchner bereits am 14. Januar 2025.
Furchner wurde Ende 2022 wegen Beihilfe zum Mord in 10.505 Fällen und wegen Beihilfe zum versuchten Mord in fünf Fällen verurteilt. Sie erhielt eine Jugendstrafe von zwei Jahren, ausgesetzt zur Bewährung. Furchner hatte zwischen Juni 1943 und April 1945 als Stenotypistin des Lagerkommandanten Paul Werner Hoppe gearbeitet – und damit nach Ansicht des Gerichts bei der systematischen Tötung Tausender Hilfe geleistet.
Furchner war zwar keine direkte Beteiligung an einer Massenvernichtung nachgewiesen worden. Aber sie habe mit ihrer Arbeit das Konzentrationslager am Laufen gehalten. Über ihren Schreibtisch soll der Schriftverkehr zwischen verschiedenen Konzentrationslagern gegangen sein, sie soll Deportationslisten für Züge nach Auschwitz aufgegeben und Material zur Herstellung des Giftgases Zyklon B bestellt haben. Zu Beginn ihrer Arbeit war sie 18 Jahre alt. Im August 2024 hat der Bundesgerichtshof das Urteil bestätigt.
Der Prozess gegen Furchner hatte wegen des hohen Alters der Angeklagten international Aufsehen erregt. Er hatte zudem Fragen darüber aufgeworfen, ob aufwendige Prozesse gegen mutmaßliche NS-Helfer ohne direkte Tatbeteiligung Jahrzehnte nach der Tat verhältnismäßig seien.
Etwa 110.000 Menschen aus 28 Ländern waren nach Angaben des Dokumentationszentrums Arolsen Archives zwischen 1939 und 1945 im KZ Stutthof und seinen 39 Außenlagern inhaftiert. Fast 65.000 überlebten das Lager nicht.