Irans Verschleierungsgebot: Ermittlungen im Iran wegen unverschleierter Marathon-Läuferinnen

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Rund 5.000 Menschen im Iran haben an einem Marathon teilgenommen, einige Frauen unverschleiert. Deshalb ermittelt die iranische Justiz nun gegen die Organisatoren.

Aktualisiert am 6. Dezember 2025, 10:15 Uhr Quelle: DIE ZEIT, AFP,

 Besucher verfolgen am 7. April 2017 den ersten internationalen Teheran-Marathon. Beim Marathon auf der iranischen Insel Kisch starteten manche Frauen ohne die im Iran vorgeschriebene Kopfbedeckung.
Besucher verfolgen am 7. April 2017 den ersten internationalen Teheran-Marathon. Beim Marathon auf der iranischen Insel Kisch starteten manche Frauen ohne die im Iran vorgeschriebene Kopfbedeckung. © Atta Kenare/​AFP/​Getty Images

Nach der Teilnahme unverschleierter Frauen hat die iranische Justiz Ermittlungen gegen die Organisatoren eines Marathons auf der Urlaubsinsel Kisch im Süden des Landes eingeleitet. Die iranische Nachrichtenagentur Tasnim, die staatlicher Kontrolle unterliegt, sprach von einem "völligen Fehlen von Aufsicht" bei dem Marathon, was zur "Missachtung der Bekleidungsvorschriften durch einen großen Teil der Teilnehmerinnen" geführt habe.

Auch der Generalstaatsanwalt von Kisch teilte mit, die Veranstaltung sei in einer Weise abgelaufen, die gegen die Schicklichkeitsregeln verstoßen habe. Daher sei ein Strafverfahren gegen die Ausrichter eröffnet worden. Die Behörde forderte zudem "entschlossene, abschreckende und unnachsichtige" Konsequenzen.

An dem Marathon auf Kisch hatten am Freitag mehr als 5.000 Menschen teilgenommen. Mehrere Läufe waren ausschließlich für Frauen vorgesehen. Bilder in sozialen Medien zeigten, dass einige Läuferinnen ohne Kopfbedeckung antraten – ein Verstoß gegen das in der Islamischen Republik Iran seit über vier Jahrzehnten geltende Verschleierungsgebot.

Immer mehr Frauen ohne Schleier

Seit einigen Jahren ignorieren immer mehr Frauen die Verschleierungspflicht. Auf den Straßen des Landes sind viele nur mit locker sitzendem Tuch auf dem Kopf oder ganz ohne Schleier unterwegs. Zahlreiche islamische Geistliche und konservative Politiker kritisieren diese Entwicklung.

Mehr als die Hälfte der iranischen Abgeordneten warf der Justiz diese Woche vor, zu lax gegen die anhaltenden Verstöße gegen die Bekleidungsvorschriften vorzugehen. Deshalb sprach sich Justizchef Gholamhossein Mohseni Edschei am Donnerstag für ein entschiedenes Vorgehen gegen die Verstöße aus.

Der iranische Präsident Massud Peseschkian hingegen ist der Auffassung, dass Frauen nicht zum Tragen des Schleiers gezwungen werden dürfen. Seine Regierung lehnte es ab, ein vom Parlament beschlossenes Gesetz zu unterzeichnen, das harte Strafen bei Verstößen gegen die Bekleidungsvorschriften vorsieht.

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