Indiana Pacers verlieren NBA-Finals gegen Oklahoma City Thunder: Brutaler kann ein Märchen nicht enden

vor 16 Stunden 1

Szene des Spiels: Die Partie war vorbei, aus den Lautsprechern tönte Queen, die Heimfans von Oklahoma City Thunder feierten. Aber die wichtigste Szene spielte sich abseits des Trubels ab. Auf einem Flur in den Katakomben der Thunder-Arena stand ein junger Mann, die Kameras zeigten ihn nur von hinten. Kapuze auf dem Kopf, Kopf auf der Brust, Körper auf Krücken. Er wartete auf seine besiegten Mitspieler, die ihm weinend um den Hals fielen. Sie hätten ihn länger gebraucht als nur sieben Minuten und fünf Sekunden. Länger konnte er aber nicht. Der Mann war Tyrese Haliburton, der beste Spieler und gefallene Held der Indiana Pacers.

Ergebnis: Oklahoma City Thunder hat die Meisterschaft in der NBA-Saison 2024/2025 gewonnen. Im siebten, alles entscheidenden Spiel der Finalserie gegen die Indiana Pacers gewann OKC 103:91 (47:48). Nach Dirk Nowitzki 2011 ist Isaiah Hartenstein der zweite deutsche NBA-Champion.

Shai Gilgeous-Alexander mit der Bill Russell Trophäe für den wichtigsten Spieler der NBA-Finals

Shai Gilgeous-Alexander mit der Bill Russell Trophäe für den wichtigsten Spieler der NBA-Finals

Foto: Julio Cortez / AP

Das Höchste: Im Basketball gibt es keinen größeren Preis als die Meisterschaft in der NBA. Die Liga ist nicht nur die stärkste der Welt, sondern auch die gründlichste. 82 Spiele muss man bestehen, und dann kommen erst die Playoffs, eine brutale K.-o.-Phase mit vier Runden im Best-of-seven-Modus. Alle Jahre wieder mündet dieser langwierige Wettbewerb in ein Game 7 der Finalserie. Friss oder stirb, ein einziges Spiel um alles – der ultimative Gipfel in dieser Sportart.

Das Brutalste: Viel war während der Finals über die rechte Wade Haliburtons berichtet worden, trotz einer Zerrung hatte sich der Pacers-Star immer wieder auf den Court gezwungen. So auch in Game 7, das Haliburton stark begann, ehe seine Saison ausgerechnet im wichtigsten Moment so bitterlich endete, wie man es sich nur vorstellen kann. Bei einem Antritt ging er nieder, blieb liegen und hämmerte mit den Fäusten aufs Parkett, das Gesicht verzerrt. Die Zeitlupe zeigte ein heftiges Zucken in Haliburtons unterer Wade, nahe der Ferse. Später bestätigte sich der Verdacht: Es war die Achillessehne.

Tyrese Haliburton mit Schmerzen nach seiner Verletzung

Tyrese Haliburton mit Schmerzen nach seiner Verletzung

Foto: Nate Billings / AP / dpa

Die Kraft der Freundschaft: Das erste Viertel war nicht mal vorbei, als die Pacers ihren Anführer verloren, der zu dem Zeitpunkt bereits drei Dreier versenkt hatte. Indiana bewies beeindruckende Resilienz, wie schon oft in dieser Märchensaison voller Unwahrscheinlichkeiten. Bennedict Mathurin half von der Bank, Haliburtons Co-Star Pascal Siakam zeigte seine Klasse und die Pacers hielten sich nicht nur im Spiel, nach einem spektakulären Dreier von Andrew Nembhard führten sie sogar zur Pause (48:47). Der egalitäre Ansatz dieses Teams, in dem jeder mal darf, zahlte sich aus.

Das Gewitter: Die zweite Hälfte begann zunächst als heftiger Schlagabtausch, dann schaltete die berüchtigt aggressive Thunder-Defense einen Gang hoch und erzwang Ballverlust nach Ballverlust. Mit ein paar Heldentaten hielt T.J. McConnell sein Team noch ein paar Minuten am Leben, fast zehn Minuten lang punktete außer dem Bankspieler kein anderer Pacer. Die tösenden Fans und gnadenlosen OKC-Verteidiger erstickten Indianas Gegenwehr schließlich, Mitte des letzten Viertels betrug die Führung 21 Punkte. Das war nicht mehr aufzuholen.

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Heimvorteil: In der Geschichte der NBA war es das 20. Mal, dass die Finalserie erst im siebten Spiel entschieden wurde. Gleichstand nach sechs Spielen legt eigentlich eine Paarung auf Augenhöhe nahe, offenbar ist der Heimvorteil bei solch einem wichtigen Spiel dann aber doch entscheidend, denn zum 16. Mal gewann dieses größte aller Spiele der Gastgeber.

Neue Gesichter jedes Jahr: Für OKC ist es der erste Titel seit dem Umzug nach Oklahoma City und der zweite seit 1979, als das Team noch Seattle Supersonics hieß. Übergeben wurde die goldene Meisterschaftstrophäe von Adam Silver. Der Ligachef ist seit 2014 im Amt und betreibt eine Linie, die Parität in der NBA sichern soll. Mit Erfolg, denn zwölfmal durfte Silver schon den Meister krönen, wobei ihm neun verschiedene Teams gegenüberstanden. Bei seinem Vorgänger David Stern waren es nur acht – in einer Amtszeit von 30 Jahren.

Der Beste: Es gab auch noch eine zweite Trophäe zu überreichen, die für den wertvollsten Spieler der Finalserie (Finals MVP). Diese ging an Shai Gilgeous-Alexander, der in den Finals im Schnitt auf 30,3 Punkte und 5,6 Assists pro Spiel kam. Der 26-jährige Kanadier krönte eine der besten Saisons, die es jemals auf der Guard-Position gegeben hat. Seit 25 Jahren gab es keinen Spieler mehr, der in derselben Saison bester Scorer der Liga war, zum MVP der Hauptrunde und zum MVP der Finals gewählt wurde. Der bislang letzte war Shaquille O'Neal, ansonsten gelang das nur Michael Jordan und Kareem Abdul-Jabbar.

Pssst, das Baby schläft: Der Reihe nach durften die Thunder-Schlüsselspieler bei der Siegerehrung ein paar Worte sagen, gemeinsam feierten sie auf dem Podium ihren Triumph. Auch dabei war Hartenstein, der seinen Sohn Elijah auf dem Arm hielt. Dem Einjährigen war das Ganze aber herzlich egal, er schlief einfach. »Weiß nicht, warum er jetzt gerade schläft. Es ist wohl nicht laut genug«, sagte Hartenstein und animierte die Fans. Der Kleine regte sich nicht mal ein bisschen.

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Vorsorge: Mit einer gerissenen Achillessehne wird Haliburton höchstwahrscheinlich die gesamte Folgesaison verpassen. Offenbar fürchteten die Pacers genau dieses Szenario, als ihr Star trotz Verletzung immer wieder auflief. Deshalb sorgten sie mit einem Trade vor, der auf den ersten Blick unwichtig schien, ihnen aber ihr eigenes Auswahlrecht in der ersten Runde der Draft (Talentauswahl) 2026 zurückbrachte. Wenn Indiana nächstes Jahr ohne Haliburton schlechter spielt, gibt es zum Trost immerhin die Chance auf ein Toptalent.

Randnotizen über Randnotizen: Nicht nur der Kampf um die Meisterschaft hielt die NBA dieser Tage in Atem. Erst kam am Freitag die Nachricht über den Verkauf der Los Angeles Lakers, das glamouröseste Team der Liga – bei einem Gesamtwert von zehn Milliarden US-Dollar. Dann, am letzten Tag der Saison und wenige Stunden vor Game 7, machten Berichte über den Wechsel von Kevin Durant die Runde: Einer der drei größten Spieler seiner Generation geht von den Phoenix Suns zu den Houston Rockets.

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