Handshake-Dialog: Warum es Schuster anders sieht als Kwasniok und Schmidt

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Der Handshake-Dialog ist eine von mehreren Neuerungen rund um die Schiedsrichter und hat bereits Kritik auf sich gezogen - auch von Bundesliga-Trainern. Freiburgs Julian Schuster hält dagegen und nennt ein wichtiges Argument für den standardmäßigen Austausch mit den Referees.

Freiburgs Julian Schuster verteidigt den Handshake-Dialog der Trainer und Kapitäne mit dem jeweiligen Schiri

Freiburgs Julian Schuster verteidigt den Handshake-Dialog der Trainer und Kapitäne mit dem jeweiligen Schiri IMAGO/Steinsiek.ch

Die Kommission Fußball der DFL, die vorwiegend aus Sportchefs von Erst- und Zweitligisten besteht, hat die Anregung dazu gegeben, der Ligaverband hat ihn dann nach Rücksprache mit der "DFB Schiri GmbH" eingeführt: den Handshake-Dialog. Ein Treffen zwischen den Unparteiischen, beiden Trainern und Kapitänen in den Stadion-Katakomben.

"Im Sinne des Fair Play dient diese Zusammenkunft, die auch in der 3. Liga eingeführt wird, dem gegenseitigen Austausch und dem respektvollen Umgang aller am Spiel Beteiligten. Das Treffen findet 70 Minuten vor Anpfiff in der Kabine der Schiedsrichter statt", steht zum Sinn und Zweck der Maßnahme auf den DFB-Kanälen.

Kwasniok polemisch: "Alles Kokolores"

Anfang August kam in der 3. Liga erste Kritik am Handshake-Dialog auf, vor allem wegen des Zeitpunkts. Der missfällt auch Frank Schmidt, weil er "ungefähr in meine Besprechung bei Heimspielen" falle und ihm daher "Sorgen" bereite, sagte Heidenheims Trainer am Freitag. "Irgendjemand muss was ändern", fügte Schmidt an: "Am Ende des Tages wahrscheinlich ich, was die Besprechung vor dem Spiel betrifft."

Lukas Kwasniok hatte vor dem Bundesliga-Auftakt direkt polemische Worte gewählt, obwohl er den Handshake-Dialog zu diesem Zeitpunkt, wie Schmidt, erst einmal im DFB-Pokal vor dem Spiel in Regensburg erlebt hatte. "Alles Kokolores", sagte Kölns neuer Trainer und gab vor, für alle Beteiligten zu sprechen: "Da hat keiner Lust drauf."

Kwasnioks Argumente: "Die Gegenseite weiß nicht, was sie erzählen soll. Der Schiri weiß nicht, was er erzählen soll, weist auf die 8-Sekunden-Regel hin. Außer, dass die Vorbereitung unterbrochen wird, passiert halt nicht viel."

Was haben wir für Problematiken in niedrigen Klassen? Vielleicht sollte der eine oder andere auch überlegen, welche Verantwortung wir dafür haben.

Kölns Trainer plädierte sogar dafür, den Handshake-Dialog direkt wieder abzuschaffen: "Das ist wieder eine nette Idee, aber ich habe auch ganz viele Ideen, die sich im Nachhinein als falsch herausstellen. Es wäre schon ganz cool, wenn man das direkt wieder einkassieren würde." Wie er nach dem Dialog vor seinem erfolgreichen Liga-Auftakt in Mainz (1:0) mit Bo Henriksen, FIFA-Schiri Tobias Stieler und Co. denkt, ist bisher nicht überliefert.

Dafür nahm Julian Schuster am Samstagabend nach seinem missglückten Auftakt gegen Augsburg (1:3) eine grundsätzlich andere Position ein: "Es wird ein Stück weit belächelt", sagte Freiburgs Trainer mit Blick auf die bisher geäußerte Kritik: "Aber ich finde es gut. Man hat ein erstes Treffen, das emotionsfrei ist. Oft war das erste Treffen bisher noch kurz an der Seitenlinie, wo schon die Spannungen da sind. Es sorgt einfach für eine andere Ebene. Von daher ist es für mich völlig fein, dass man sich da kurz begegnet."

Schuster empfindet die Maßnahme nicht nur für die Beteiligten als Mehrwert: "Das ist auch ein Signal, nicht nur hier für uns. Was haben wir für Problematiken in niedrigen Klassen?", fragte der Ex-Profi, der mit 19 Jahren noch in der Bezirksliga für seinen Heimatverein FV Löchgau gekickt hatte, und betonte, wie wichtig der Bezug zur Fußball-Basis sei: "Vielleicht sollte der eine oder andere auch überlegen, welche Verantwortung wir dafür haben."

Seiner Ansicht nach sei der Austausch allgemein mit den Unparteiischen auf einem guten Weg. Speziell im Hinblick auf den Handshake-Dialog bekräftigte er abschließend: "Die ersten beiden Male waren für mich positiv." Es wird interessant sein, wie es mit dieser Maßnahme weitergeht, weil sich mit der Zeit Inhalte und Personen-Konstellationen natürlich wiederholen werden.

"Man muss in der Winterpause schauen, wie die Wirkung nach 17 Spieltagen ist. Aber natürlich kann man auch individuell andere Themen ansprechen, etwa, wenn in den vorangegangenen Spielen der Teams etwas vorgefallen ist. Vielleicht haben auch die Trainer Informationen darüber, ob Aktionen der Fans geplant sind, was für uns interessant ist", hatte Schiedsrichter Florian Badstübner im kicker-Interview vor dem Saisonstart mögliche weitere Inhalte des Handshake-Dialogs genannt, die über Appelle zum fairen Umgang und die Erinnerung an Regel-Neuheiten hinausgehen: "Man kann den Dialog nutzen, um viel präventiv zu arbeiten."

Carsten Schröter-Lorenz

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