»Ich habe die letzten neun Monate versucht, eine linke Hoffnung, eine linke Stimme in den Grünen zu sein, für alle, die sich vom Kurs nicht mehr abgeholt fühlen. Für alle, die keine Gegenstimmen mehr wahrgenommen haben und für alle, die geblieben sind, als so viele um sie herum gegangen sind,« sagte Nietzard.
Sie habe versucht, den Fokus auf »linke Themen« zu rücken. Das habe Kritik an der Polizei, sexuelle Übergriffe durch Männer und einen »Rechtsruck in der Migrationspolitik« betroffen. »Ziel meiner Kritik waren immer Menschen in Machtpositionen.« Sie kritisierte die Grünen als zu stromlinienförmig. Sie bleibe aber Parteimitglied und Mitglied der Grünen Jugend.
Nietzard hatte mit Äußerungen in sozialen Medien immer wieder Ärger und Unverständnis in den Reihen der Grünen ausgelöst. Anfang Juni entschuldigte sie sich für ein kurz zuvor hochgeladenes Video zu Gaza und Israel. Die Grüne Jugend erklärte in einem Transparenzhinweis, in der vorherigen Version des Videos sei »nicht deutlich genug geworden, dass der 7. Oktober ein antisemitischer Terroranschlag war«.
In der zu diesem Zeitpunkt bereits geänderten Version hatte Nietzard Medienberichten zufolge geäußert, seit dem 7. Oktober 2023 seien »über 50.000 PalästinenserInnen und 1200 Israelis bei militärischen Operationen umgekommen«.
Es war nicht das einzige Mal, dass Nietzard Kopfschütteln bei Grünenmitgliedern auslöste. Kurz zuvor, im Mai, hatte sie sich auf ihrem privaten Instagram-Kanal mit einem Pullover gezeigt, auf dem das Kürzel ACAB zu lesen war. Es steht für »All Cops Are Bastards«. Dazu trug sie eine Kappe mit der kapitalismuskritischen Aufschrift »Eat the rich«.
Grüne Jugend sind Kaderschmiede
Dafür hatte es auch parteiintern Kritik gegeben. Grünenchef Felix Banaszak nannte Nietzards Beurteilung der Polizei »inakzeptabel«. Cem Özdemir, Spitzenkandidat der Partei für die kommende Landtagswahl in Baden-Württemberg, kritisierte, bei den Grünen sei falsch, wer nicht kapiere, dass die Polizei auch Grünenwerte verteidige.