Großbritannien will künftig Geflüchtete, die über den Ärmelkanal kommen, wieder nach Frankreich zurückschicken. Für jeden zurückgeschickten Menschen werde Großbritannien einen Migranten legal einreisen lassen, kündigte der britische Premierminister Keir Starmer an. »Ich freue mich, unser Abkommen über dieses nie dagewesene Pilotprojekt anzukündigen«, sagte Starmer bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron in London. Damit hätten nur Menschen, die zuvor nicht versucht hätten, illegal nach Großbritannien zu kommen, eine Chance auf eine legale Einreise, betonte er.
Macron verwies darauf, dass es seit dem Brexit kein Migrationsabkommen mehr zwischen Großbritannien und der EU gebe. Ihm zufolge schaffe die derzeitige Situation einen Anreiz, dass »Menschen sich zur Überquerung des Ärmelkanals entscheiden«, sagte Macron. Bei den Migranten, die legal einreisen sollen, geht es voraussichtlich um Menschen, die bereits Familie in Großbritannien haben.
Großbritannien zahlt Frankreich seit dem Sandhurst-Abkommen 2018 Geld dafür, die Zahl der Überfahrten einzudämmen – ohne großen Erfolg. Sobald ein Boot auf dem Wasser ist, dürfen Sicherheitskräfte nach internationalem Seerecht nur eingreifen, wenn es sich in Seenot befindet. Dennoch sollen französische Sicherheitskräfte nach den Vorstellungen des französischen Innenministers Bruno Retailleau Geflüchtetenboote künftig bis zu 300 Meter vor der Küste stoppen können. Kritiker befürchten, dass ein solches Vorgehen zu noch mehr Unfällen führen wird.