Papst Leo XIV. hat erstmals das Vorgehen der israelischen Streitkräfte im Gazastreifen in aller Schärfe verurteilt. Beim Mittagsgebet an seinem Urlaubsort Castel Gandolfo sage er: »Ich empfinde tiefen Schmerz über den Angriff israelischer Streitkräfte auf die katholische Kirche in Gaza-Stadt.« Der Beschuss folge »nach vielen, kontinuierlichen militärischen Angriffen gegen die Zivilbevölkerung und gegen religiöse Stätten in Gaza.
Vor Tausenden Menschen auf dem Platz vor der päpstlichen Sommerresidenz forderte Leo XIV. ein sofortiges Ende der »Barbarei des Krieges«. Die internationale Gemeinschaft rief der Papst auf, das humanitäre Völkerrecht zu beachten, sich für den Schutz der Zivilbevölkerung einzusetzen und dafür zu sorgen, dass das völkerrechtliche Verbot von Kollektivbestrafungen eingehalten werde.

Der Papst vor seiner Sommerresidenz Castel Gandolfo
Foto: Evandro Inetti / ZUMA Press Wire / IMAGOIsrael hatte zuvor eine katholische Kirche im Gazastreifen bombardiert. Mindestens drei Menschen waren bei dem Angriff getötet worden. Israel zufolge sei die Kirche versehentlich getroffen worden. In dem Gotteshaus sollen nach palästinensischen Angaben etwa 600 Vertriebene untergebracht gewesen sein.
Weiter forderte Papst Leo XIV. ein Ende der unverhältnismäßigen Gewalt und der gewaltsamen Vertreibung der Bevölkerung. An die christliche Minderheit im Nahen Osten gewandt, sagte der Papst: »Ihr seid im Herzen des Papstes und in dem der ganzen Kirche! Danke für euer Glaubenszeugnis!«
Uno spricht von »Massenvertreibung« in Gaza
Auch die Uno kritisiert das israelische Vorgehen in Gaza scharf. Das Uno-Nothilfebüro sprach von einem »verheerenden Schlag« für die humanitären Bemühungen durch einen neuen »Massenvertreibungsbefehl« der israelischen Armee für Menschen in der Stadt Deir al-Balah im Zentrum Gazas.
Israels Armee hatte angekündigt, ihre Einsätze in Deir al-Balah im Zentrum Gazas auszuweiten und rief die Menschen in mehreren Vierteln dazu auf, sich in den Südwesten zu begeben. Nach ersten Schätzungen hätten sich zum Zeitpunkt der Anordnung zwischen 50.000 und 80.000 Menschen in dem betroffenen Gebiet aufgehalten, erklärte Ocha. Uno-Mitarbeiter würden in dem Gebiet verbleiben.
Der Evakuierungsbefehl kommt, nachdem zuvor Dutzende Menschen während der Verteilung von Hilfsgütern getötet worden waren. Nach Angaben der von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde in Gaza wurden am Sonntag mindestens 73 Palästinenser in dem abgeriegelten Küstenstreifen getötet, die meisten davon bei einem Vorfall im Norden, wie Medien berichteten. Laut dem Welternährungsprogramm der Uno (WFP) hatte sich eine Menschenmenge einem WFP-Konvoi aus 25 Lkw genähert, als dieser den Grenzübergang Sikim überquerte. Daraufhin sei die Menge unter israelischen Beschuss geraten. Laut der Hamas-Behörde wurden 67 Menschen getötet.
Der Zwischenfall habe sich trotz der Zusicherung der israelischen Behörden ereignet, dass sich die Bedingungen für humanitäre Einsätze verbessern und bewaffnete Kräfte zu keinem Zeitpunkt entlang der Routen humanitärer Konvois präsent sein und eingreifen würden, so das WFP. Der Uno zufolge wurden an Verteilungsstellen bisher rund 800 Menschen getötet, die meisten wurden erschossen.
Ocha zufolge lägen nun 87,8 Prozent der gesamten Fläche des Gazastreifens in Gebiet, das zur Evakuierung ausgerufen oder vom Militär besetzt ist. Dadurch würden »2,1 Millionen Zivilisten in ein zersplittertes Gebiet von zwölf Prozent des Gazastreifens gezwängt, in dem grundlegende Dienstleistungen zusammengebrochen sind«, teilte die Uno-Organisation mit.