Pier Silvio fährt mit dem Ferrari vor: Kaum hatte der neue Mehrheitseigner von Pro Sieben Sat.1, Berlusconi junior, vor ein paar Tagen dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder versichert, dass München der Standort der Sendergruppe und Bayern als Medienstandort ganz vorn dabei bleibe, und eine entsprechende Absichtserklärung unterschrieben – da wird der komplette Vorstand der Sendergruppe rasiert.
Alles „in bestem Einvernehmen“
Der Vorstandschef Bert Habets packt die Koffer, der Finanzchef Martin Mildner und der für das operative Geschäft zuständige Markus Breitenecker ziehen ebenfalls von dannen. Die drei gehen, wie es in der Mitteilung der Sendergruppe heißt, „in bestem Einvernehmen“, also mit dicken Abfindungen, und können sich schon einmal auf die Weihnachtseinkäufe vorbereiten, auch wenn es heißt, Bert Habets werde dem neuen Vorstandschef bis Ende des Jahres beratend zur Seite stehen.
Der neue starke Mann, der Habets’ Rat bestimmt nicht braucht, sondern klare Vorstellungen haben dürfte, wie es bei Pro Sieben Sat.1 unter Führung des neuen Mehrheitseigners, der Berlusconi-Holding Media for Europe (MFE), laufen soll, heißt Marco Giordani. Er war bislang Finanzchef der MFE, arbeitet seit 25 Jahren für die Berlusconis, erst für den inzwischen verstorbenen Senior, dann für dessen Sohn.
Er ist der Mann, der die Vision einer paneuropäischen Sendergruppe umsetzen soll. Dass er an allen Hebeln sitzen wird, kann man schon allein daran erkennen, dass es den Posten des „Chief Operating Officer“, von dem sich der erwähnte Markus Breitenecker verabschiedet, fortan gar nicht mehr gibt. Bei Pro Sieben Sat.1 operiert der Vorstandsvorsitzende künftig selbst. Eine neuen Finanzchef braucht es allerdings. Den Job übernimmt übergangsweise Bob Rajan vom Beratungsunternehmen Alvarez & Marsal.
„Der Führungswechsel unterstreicht das Ziel, die strategische Transformation von Pro Sieben Sat.1 weiter zu beschleunigen“, heißt es, und schnell sind die Italiener in der Tat. Erst haben sie beim Wettbieten um die Anteile an Pro Sieben Sat.1 den tschechischen Teilhaber, die Holding PPF, clever ins Abseits manövriert, dann Tuchfühlung mit der Politik aufgenommen und die Hürden der Medienaufsicht flugs hinter sich gelassen.
Die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich der Medienanstalten (KEK) stellte gerade erst fest, dass „sich die Marktposition der Pro Sieben Sat.1 Media SE“ nicht verändere, „der Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung wird durch die Übernahme nicht verstärkt“. Das werden wir noch sehen. Gerade entwickelt sich die Übernahme zu einem Überfall.

vor 2 Tage
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