Friedrichs-Preis: Sophie von der Tann weist Kritik zurück

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Die Nahost-Korrespondentin der ARD, Sophie von der Tann, ist am Donnerstag in Köln mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis ausgezeichnet worden, ebenso die Leiterin des ARD-Studios Istanbul/Teheran, Katharina Willinger. Die Kritik an von der Tann, wie sie etwa Esther Schapira in der F.A.Z. geübt hatte – die Korrespondentin berichte einseitig und verzerrend zulasten der Israelis über den Konflikt zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas –, spielte bei der Zeremonie eine Rolle, inhaltlich aufgegriffen wurde sie nicht.

Voßkuhle: ein „veritabler Kulturkampf“

Der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, nannte die Kritik an Sophie von der Tann in seiner Keynote laut Manuskript „völlig überzogen“. Die freie Presse werde bedroht von Autokraten und rechtsgerichteten Populisten wie Donald Trump in den USA, sagte Voßkuhle. Die Kritik an traditionellen Medien habe sich inzwischen zu einem „veritablen Kulturkampf“ ausgeweitet, den „alternative Medien“ wie „Nius“, „Tichys Einblick“ oder „Apollo News“ befeuerten. Gleichwohl, so Voßkuhle, bedürfe der öffentlich-rechtliche Rundfunk einer „grundsätzlichen Reform“. Es gehe um die Sicherung von Vielfalt und Mut, ebenso um Vorbilder und eine Kultur des kritischen Journalismus.

Für die Jury sagte die ARD-Moderatorin Sandra Maischberger, wie der Evangelische Pressedienst berichtet, Sophie von der Tann berichte kritisch über alle Seiten, das sei für eine deutsche Journalistin in Israel und in den palästinensischen Gebieten besonders schwierig. Von der Tann hatte vor der Preisvergabe im „Morgenmagazin“ der ARD gesagt, „Unterstellungen“, sie schüre Judenhass und berichte verzerrend, entbehrten „jeglicher Grundlage“. Die Vorwürfe träfen sie persönlich, sie lebe in Israel, ihr Job sei es, eine „Balance zu schaffen zwischen Empathie und Distanz“. Bei ihrer Dankesrede sagte sie, Anfeindungen gegen sie seien kein Einzelfall. Unabhängiger Journalismus und Demokratie gerieten immer mehr unter Druck. „Dem müssen wir uns mit Selbstbewusstsein entgegenstellen, für unsere Werte einstehen und weiter Journalismus nach journalistischen Kriterien machen.“

Die „journalistischen Kriterien“ der Korrespondentin und des öffentlich-rechtlichen Rundfunks bei Berichten über Nahost stehen indes in Rede. Vor dem WDR-Funkhaus versammelten sich 100 Demonstranten zu einer Mahnwache, ihnen gegenüber 50 Gegendemonstranten. An der Preisvergabe hatte ein Dutzend Initiativen Kritik geübt, 70 Nahost-Korrespondenten hatten sich in einem Brief mit von der Tann solidarisiert.

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