Szene des Spiels: Bei nur einem Tor im Spiel fällt es leicht, die entscheidende Szene auszuwählen. Es war die 41. Minute, als Eintracht Frankfurts junger Keeper Kaua Santos aus seinem Tor herauspreschte, um den anstürmenden James Maddison im Strafraum umzurammen. Schiedsrichter Davide Massa brauchte zwar den Videobeweis, um diesen klaren Regelverstoß zu erkennen, aber entschied dann auf Elfmeter. Dominic Solanke verwandelte, das Tor reichte Tottenham Hotspur zum Halbfinaleinzug. Und Manuel Neuer kann froh sein, dass Davide Massa und sein Schiedsrichter-Team nicht 2014 das WM-Finale von Rio (Mario Götze wird sich erinnern) gepfiffen haben.
Ergebnis des Spiels: Eintracht Frankfurt, der Bundesliga-Dritte, verliert nach dem 1:1 Teilerfolg in London im Hinspiel das Rückspiel gegen den 15. der Premier League 0:1 und ist damit als letztes deutsches Team aus dem Europapokal ausgeschieden. Kein deutsches Team in einem internationalen Halbfinale? Das hat es zuletzt vor vier Jahren gegeben. Zum Spielbericht geht es hier entlang.
Die erste Halbzeit: Beim übertragenden Sender waren sich alle von Lothar Matthäus bis Co-Kommentator Felix Kroos schon vor dem Anpfiff einig, dass die Eintracht dies wohl gewinnen werde. Aber die Elf von Trainer Dino Toppmöller wirkte von Beginn an nervös, hatte kaum zwingende Chancen. Zudem musste Mario Götze früh mit Oberschenkelproblemen ausgewechselt werden. Dann noch die Elfmeterszene: Es lief nicht gut.
Die zweite Halbzeit: Tottenham war dem zweiten Tor zunächst näher, doch dann kamen die Minuten des Rasmus Kristensen. Der Eintracht-Verteidiger ist erst in dieser Woche fest bis 2029 verpflichtet worden, so etwas sollte motivieren. Dreimal hatte der Däne den Ausgleich auf Kopf und Fuß, dreimal vergab er ziemlich kläglich und untermauerte nachdrücklich, warum er nominell Abwehrspieler ist. Es waren die größten Chancen für den Erstligisten, und es blieben die letzten.

Ex-Bayernstürmer Mathys Tel
Foto: Ronald Wittek / EPASpieler des Spiels: Mathys Tel ist im Winter vom FC Bayern zu Tottenham Hotspur gewechselt und ersetzte am Donnerstag den verletzten Kapitän Heung-Min Son. Er machte das sehr ordentlich und konnte am Ende sagen: Alles richtig gemacht. Harry Kane ist umgekehrt von Tottenham nach München gewechselt, um einen Europacup zu gewinnen. Er ist ausgeschieden, Mathys Tel ist noch im Wettbewerb.
Wetter des Spiels: Endlich Regen in Deutschland. Es strömte vom Anpfiff fast pausenlos bis zum Ende. Immerhin mussten diesmal in Frankfurt keine Schieberollen zum Einsatz gebracht werden wie anno dazumal 1974 bei der WM gegen Polen.
Fehlgriff des Spiels: Vor dem Anpfiff hatten die Eintracht-Fans eine gewohnt beeindruckende Choreografie entrollt. »Die Adler sind auf Beutezug«, war da zu lesen und darunter: »Wir ham noch lange nicht genug.« Dieser zweite Satz ist allerdings ein Zitat der mindestens umstrittenen Band »Böhse Onkelz«. Keine Sorge: Hier wird jetzt nicht weiter diskutiert, ob die Band rechts ist, noch rechts ist, jemals rechts war oder nicht. Das sollen die üblichen Verdächtigen in den sozialen Medien tun.
Mode des Spiels: Vielleicht lag es ja auch an den Trikot der Spurs, dass sie am Ende siegten. Waren sie doch in ihrem Olivgrün kaum vom Rasen zu unterscheiden. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius dürfte begeistert von dieser Tarntracht gewesen sein und sie demnächst seinem Herzensverein VfL Osnabrück anempfehlen.

Rasmus Kristensen hatte allen Grund zur Verzweiflung
Foto: Christopher Neundorf / EPAStatistik des Spiels: Die hatte RTL-Livekommentator Marco Hagemann allesamt parat. Also zumindest alle möglichen Statistiken, die aussagten, dass Frankfurt doch noch weiterkommen wird. Weiterkommen muss. Wenn er nicht zwischendurch ständig Werbeansagen in Sachen Kings League, NFL und Premier League, demnächst alle irgendwo bei irgendeinem RTL-Sender zu bestaunen, hätte machen müssen, hätte er sicher noch weitere präsentiert.
Nostalgie des Spiels: Das erste Aufeinandertreffen von Tottenham und Frankfurt stammt aus dem Europapokal der Pokalsieger 1982. Und jetzt kommen nur noch Namen: Osvaldo Ardiles, Steve Archibald, Glenn Hoddle, Bruno Pezzey, Willi Neuberger, Bernd Nickel, Bum Kun Cha, Norbert Nahtweih. Früher war nicht alles schlechter.
Erkenntnis des Spiels: Man hat gelernt, dass auch ein übertragender Sender eine deutsche Mannschaft nicht zum Weiterkommen kommentieren kann. Und das war vielleicht ja auch ganz gut so mit dem Ausscheiden: Jetzt ist schließlich schon Karfreitag, und dann gilt eh in Deutschland Feierverbot.