Entschlüsselte Chats: Europäische Ermittler nehmen kriminelle Netzwerke hoch

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Europäische Strafverfolger machen weiter regen Gebrauch von Datenbeständen, die sie 2021 erbeutet haben, bei dem als Falle konzipierten Messenger AN0M sowie beim Knacken des Kommunikationsdienstes Sky ECC. Ermittler in ganz Europa und der Türkei haben auf Basis daraus gewonnener Erkenntnisse nun mehrere Razzien durchgeführt.

Dabei hätten sie vier große kriminelle Netzwerke zerschlagen, die für Drogenschmuggel in die EU und die Türkei verantwortlich gewesen seien, hat die die Razzien koordinierende Einrichtung Europol am Dienstag mitgeteilt. Die Durchsuchungen fanden demnach am 15. April in mehreren europäischen Ländern samt Türkei statt und richteten sich "gegen die Führungsspitze" und "die logistischen Zweige" der organisierten Banden. Insgesamt seien 232 Verdächtige festgenommen worden, inklusive "hochrangiger Zielpersonen, die eine zentrale Rolle im Drogenhandel und bei Geldwäscheoperationen spielten". An den von Europol koordinierten Ermittlungen hätten sich Strafverfolger unter anderem aus Belgien, Frankreich, den Niederlanden, Spanien und der Türkei beteiligt. Aus Deutschland war das Bundeskriminalamt (BKA) mit dabei.

Im Laufe der Razzien beschlagnahmten die beteiligten Polizeikräfte Vermögen im Wert von über 300 Millionen Euro, darunter 681 Immobilien und 127 Fahrzeuge. Den Beamten seien auch mindestens 21 Tonnen Betäubungsmittel und 3,3 Millionen Ecstasy-Tabletten in die Hände gefallen. Die Ermittler werfen den ins Visier genommenen kriminellen Organisationen, die einzeln operiert haben sollen, vor, sich "als dominierende Akteure im europäischen Drogenhandel" nebst Begleitkriminalität wie Gewaltverbrechen etabliert zu haben.

Europol beschreibt die "Bulut" (türkisch für Cloud) getaufte Operation als "datengetrieben". Die zuständigen französischen Behörden hätten dafür entschlüsselte Sky-ECC-Daten an die Türkei weitergegeben, um die lokalen Ermittlungen zu unterstützen. Die australische Bundespolizei habe den kleinasiatischen Behörden zudem aus Anom abgeschöpfte Informationen zur Verfügung gestellt.

Eine von Europols Aufgaben war, Informationen über Verdächtige mit Fluggastdatensätzen und anderen Systemen abzugleichen und so die heimliche Überwachung wichtiger Ziele zu ermöglichen. Europol-Vizedirektor Jean-Philippe Lecouffe betonte die anhaltende Bedeutung der erbeuteten Chat-Nachrichten auch nach vier Jahren: Damit stehe niemand jenseits des Gesetzes, "wenn Länder zusammenarbeiten und auf der Grundlage solider Aufklärungsinformationen handeln". 2023 etwa zerschlugen die belgische und spanische Polizei mithilfe von Europol und Sky-ECC-Daten ein Bankensystem für Geldwäsche.

(ds)

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