Das berühmte Disneyland Paris ist der meistbesuchte Freizeitpark Europas. Hier können sich gut betuchte Besucher außerhalb der Öffnungszeiten für eine beträchtliche Summe einmieten und Hochzeiten feiern. Als Kulisse dient dabei das Dornröschenschloss.
Eben dies geschah am frühen Samstagmorgen: Eine große Menschenmenge hatte sich versammelt, um eine Hochzeit zu feiern – doch einigen Mitarbeitern und dem Sicherheitsdienst kam das Setting seltsam vor: Sie riefen die Polizei, nachdem sie beobachtet hatten, dass es sich bei der sogenannten Braut um ein etwa neunjähriges Mädchen handelte. So berichten es unter anderem französische Medien und der britische »Guardian «.
Die französische Polizei vernahm daraufhin noch am Sonntag mehrere Personen, die mit der Anmietung in Verbindung standen. Dabei habe sich herausgestellt, dass es sich nicht um eine echte Hochzeitszeremonie gehandelt habe, teilte die zuständige Staatsanwaltschaft von Meaux fest, einer Gemeinde nordöstlich von Paris, rund 23 Kilometer vom Disneyland in Chessy entfernt.
»Die Gäste waren alle Schauspieler«
»Es hat sich herausgestellt, dass die Veranstaltung inszeniert war, die Gäste selbst waren alle Schauspieler«, sagte der stellvertretende Staatsanwalt gegenüber Agence France-Presse. »Es handelte sich also nicht um eine Hochzeit, sondern um die Inszenierung einer Hochzeit, die mit rund 100 Statisten gefilmt wurde. Sie hatten Disneyland Paris privat angeheuert und behauptet, es handele sich um eine echte Hochzeit.«
Vier Personen wurden in Polizeigewahrsam vernommen, darunter ein 22-jähriger Brite, der der falsche Bräutigam gewesen sein soll und die Veranstaltung organisiert haben soll.
Keine Gewalt, kein Zwang, aber ein verängstigtes Kind
Das junge Mädchen, das laut ersten Erkenntnissen aus der Ukraine stammt, habe keine »Gewalt oder Zwang« erlitten, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Ihre etwa 40-jährige Mutter wurde nach der Vernehmung entlassen, ebenso ein älterer lettischer Mann, bei dem es sich um den Kindsvater handeln soll. Es war unklar, was der Zweck der inszenierten Hochzeit war und welche Rolle das Kind dabei spielte. Allerdings habe das Mädchen einen verängstigten und verwirrten Eindruck gemacht, berichtet die Tageszeitung »Le Parisien «.
»Ich sah die Panik der Disney-Leute«
Der Zeitung zufolge wurden die Statisten, die als Gäste teilnehmen sollten, mit einem Bus zu dem Gelände gebracht. Eine der Statistinnen, die für eine vermeintlich echte Hochzeit engagiert worden war, sagte dem Radiosender France Inter: »Ich sah die Panik der Disney-Leute, dann sah ich durch das Fenster ein kleines Kind mit einem Hochzeitskleid. Eine Frau trug es auf dem Arm, und da habe ich verstanden, dass das Kind noch sehr klein war.«
Disneyland Paris teilte mit: »Eine private Veranstaltung, die bei uns gebucht war, wurde von unserem Personal sofort abgesagt, nachdem Unregelmäßigkeiten festgestellt worden waren. Die Polizei wurde gerufen und war schnell vor Ort.« Der Freizeitpark arbeitet demnach eng mit den Behörden zusammen und hat eine eigene Klage eingereicht.