Zwei Auswärtsspiele, zwei Niederlagen; allerdings gibt es auch leichte Fortschritte beim VfL Bochum. Die Zweifel an der Qualität des Kaders bleiben dennoch.

Steht mit seiner Mannschaft gegen Münster schon wieder unter Druck: Bochums Trainer Dieter Hecking. IMAGO/DeFodi Images
Ein bisschen konsterniert blickte Timo Horn in die Runde, den leicht negativen Ansatz bei den Fragen seiner Gesprächspartner konnte der Bochumer Torhüter nicht nachvollziehen. Das 1:2 auf Schalke sei eben nicht das gerechte Ergebnis, führte der VfL-Keeper an, er hatte weitere Fortschritte im Spiel der Bochumer Mannschaft gesehen.
Unterm Strich aber ist der Druck vor dem zweiten Heimspiel gegen Münster nicht kleiner geworden. Erneut muss der VfL eine Auswärts-Schlappe korrigieren, wie auch nach dem Saison-Auftakt bei Darmstadt 98. Ein Sieg aus drei Spielen, das ist eine Ausbeute am unteren Limit. Gegen Münster darf jedenfalls kein Ausrutscher passieren, um nicht gleich ins Hintertreffen zu geraten.
Holtmann ist nicht zu ersetzen
Fortschritte gab es am dritten Spieltag durchaus zu sehen beim Absteiger, der die Partie lange kontrollierte, allerdings trotz aller Überlegenheit nur sehr wenige Torchancen herausspielte. Der Angriffszug vor dem Führungstor durch Gerrit Holtmann war vorzüglich, eine flotte Kombination, doch besonders zahlreich waren solche gelungenen Angriffe nicht.
Zu den Gegentoren: Zurecht monierte Horn, der Ausgleich sei durch ein "Flippertor" gefallen, zu verteidigen war das halt nicht. Pech, kann passieren. Beim zweiten Gegentor allerdings wurde der eingewechselte Colin Kleine-Bekel allein gelassen, dann auf dem falschen Fuß erwischt, schon schlug es im kurzen Eck ein, und Schalke brachte das 2:1 über die Runden. Übrigens auch, weil die Gäste trotz offensiver Wechsel in der Schlussphase weiterhin wenig Torgefahr verbreiteten.
Das ist nicht ganz neu. Kurios: Gerade in der Phase, als Torschütze Holtmann mit seinem Speed enorm wichtig gewesen wäre, musste der Flügelstürmer vom Platz. Offensichtlich reicht es bei ihm nicht für 90 Minuten; ein Spieler ähnlicher Qualität und mit vergleichbaren Tempo findet sich nicht im Bochumer Kader.
Der wirkt immer noch etwas unrund, auch wenn die Schwachstelle längst erkannt ist. Ein beweglicher Stürmer, der im Idealfall auch über den Flügel angreifen kann, wird noch gesucht, das schon seit Wochen; Vollzug gibt es noch nicht. Bleibt nur die Hoffnung auf die letzte Transferwoche.
Lenz überzeugt, Wätjen und Co. bislang bedingt
Und Münster wird schon eine Antwort auf die Frage geben, ob der neuformierte VfL noch nicht ins Rollen gekommen ist, weil das Finetuning noch nicht stimmt, oder ob grundsätzlich die Qualität des Kaders nicht ausreicht.
Allerdings sind natürlich auch positive Beispiele zu entdecken. Cajetan Lenz zum Beispiel hat sich unter Dieter Hecking enorm weiterentwickelt und ist im Grunde genommen schon eine feste Größe im defensiven Mittelfeld geworden. Stark präsentiert sich auch Verteidiger Leandro Morgalla; die anderen Youngster haben schon ein paar Highlights eingestreut, spielen aber auch noch sehr wechselhaft. Das gilt für Kjell Wätjen und Mats Pannewig, ebenso für Francis Onyeka, der auf Schalke seine Bochum-Premiere erlebte.
Eines der größten Fragezeichen liefert ausgerechnet Routinier Kevin Vogt. Der Rückkehrer müsste aufgrund seiner Vita und Persönlichkeit ein Anführer im Team sein, hängt aber aktuell noch ein wenig durch. Womöglich auch, weil er zuletzt bei Union Berlin nur selten zum Zuge kam und ihm sichtbar die Spielpraxis fehlt.
Andererseits aber ist Bochums Abwehrchef dank seiner Routine und Erfahrung natürlich in der Lage, zeitnah die Chefrolle zu übernehmen und mit seiner Robustheit der Abwehrkette Halt zu verleihen.
Vogt scheiterte mit einem ziemlich schwach geschossenen Elfmeter auf Schalke; zuvor hatte schon Matus Bero im Pokalspiel vom Punkt vergeben. Wer darf nun ran?
"Das war merkwürdig. Im Training haut Kevin den Ball immer sicher ins Eck", erzählte Philipp Hofmann. Beim nächsten Mal, so der Mittelstürmer, werde er selbst sich die Chance nicht entgehen lassen. Seine forsche Ankündigung: "Seid sicher, dann schnappe ich mir den Ball."
Oliver Bitter