Seit Mittwoch ist bekannt, dass Christian Neidhart über den Sommer hinaus keine Zukunft bei Kickers Offenbach hat. Nun steht eine sofortige Trennung im Raum, während Geschäftsführer Christian Hock bei den Vertragsgesprächen mit den Spielern das Tempo erhöht.

Vorzeitiges Ende? Christian Neidhart könnte Offenbach bereits in den kommenden Tagen verlassen. IMAGO/Fussball-News Saarland
"So ist die Dynamik im Fußball", sagt Christian Neidhart. Es ist seine lapidare Antwort auf die Frage nach einem Widerspruch. Im März hatte der Trainer der Offenbacher Kickers noch mitgeteilt, dass er seine vor knapp zwei Jahren begonnen Arbeit gerne über das Rundenende hinaus fortsetzen würde. Das wäre damals auch im Sinne von Geschäftsführer Christian Hock und OFC-Boss Joachim Wagner gewesen. Doch nun folgte die beidseitige Kehrtwende. Man habe sich "in beidseitigem Einvernehmen darauf verständigt, den zum Saisonende auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern", teilte der Klub kurz und knapp auf seinen Social-Media-Kanälen mit. "Nach konstruktiven, offenen und respektvollen Gesprächen kam man zu dem gemeinsamen Entschluss, die Zusammenarbeit zum Ende der Saison nicht weiter fortzusetzen." Zwei Sätze, das war es.
Hock, der Neidhart zum OFC geholt und stets das vertrauensvolle Verhältnis zwischen dem Trainer und ihm betont hatte, wollte die Entscheidung "nicht groß kommentieren. Das ist alles noch zu frisch". Allerdings gab er zu: "In den vergangenen Wochen haben sich aufgrund der Leistungen, die sich natürlich auch teilweise mit den Verletzungen erklären lassen, Situationen ergeben, bei denen man ins Grübeln kommt." Die Folge: Neidhart wartete zuletzt vergeblich auf das angekündigte Vertragsangebot und kündigte an, eine "Deadline" setzen zu wollen. Das ist nun nicht mehr nötig.
Von den Verantwortlichen enttäuscht
Neidhart, der den OFC nach einer enttäuschenden ersten Saison (Platz 11) im zweiten Jahr - trotz zahlreicher Ausfälle - zwischenzeitlich an die Tabellenspitze geführt hatte, inzwischen mit seinem Team als Zweiter aber zehn Punkte Rückstand auf Klassenprimus Hoffenheim II hat, ließ durchblicken, dass er von den Verantwortlichen enttäuscht ist. Erst mal stehe das Heimspiel gegen den FC 08 Villingen (Donnerstag, 19 Uhr) an - mit dem 56-Jährigen als Kickers-Trainer. "Danach werde ich überlegen, ob es Sinn ergibt, die letzten vier Spiele auch noch durchzuziehen."
Hock war zuletzt merklich von Neidhart abgerückt. Spätestens nach der 1:4-Pleite beim KSV Hessen Kassel und dem jüngsten 1:5-Debakel beim FC Homburg war das Verhältnis zwischen beiden nicht mehr dasselbe. Dass der Trainer öffentlich gefordert hatte, dass beim OFC "sauber und ehrlich" kommuniziert werden müsse, war ungewöhnlich. Zuletzt hatten sich zudem die Gerüchte gehäuft, dass die Mannschaft nicht mehr geschlossen hinter Neidhart stehe. Es soll Kritik an dessen Umgangsformen und der Taktik gegeben haben. Der Trainer und Hock waren jedenfalls bemüht darum, nicht viel zu den Gründen für die vermeintlich gemeinsame Entscheidung zu sagen.
Kader-Verjüngung in der Diskussion
Der Geschäftsführer stellte auf Anfrage klar, dass man vor dem Runden-Ende keinen neuen Trainer vorstellen werde. Das könnte sich allerdings ändern, falls Neidhart vorher geht. Gesucht wird aufgrund des Sparkurses (die Rede ist von Kürzungen im sechsstelligen Bereich) möglicherweise jemand, dem eher zugetraut wird, auch mit einem geringeren Etat und einem verjüngten Kader Erfolg zu haben. Neidhart hatte zumeist auf gestandene Spieler gesetzt, sein Team ist eines der ältesten der Liga. Er habe noch "keine Gespräche" mit möglichen Nachfolgern geführt, betonte Hock und kündigte zugleich an, nun die Vertragsgespräche mit den Spielern zu forcieren: "Da bin ich ja schon die ganze Zeit dran."
Christian Düncher