Bericht: Intel prüft den Verkauf seiner Netzwerk- und Edge-Sparte

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Der US-Chipkonzern Intel überlegt, seine Netzwerk- und Edge-Sparte zu veräußern, da das Unternehmen sich von Unternehmenssparten trennen will, die der neue CEO als nicht entscheidend ansieht. Das berichtete am Dienstag exklusiv die Nachrichtenagentur Reuters mit Verweis auf drei mit der Angelegenheit vertraute Quellen.

Die Gespräche über den möglichen Verkauf der Sparte, die in den Geschäftsberichten von Intel als NEX abgekürzt wird, sind dem Bericht zufolge Teil der Strategie des neuen Intel-Chefs Lip-Bu Tan, sich auf die Bereiche zu konzentrieren, in denen der Konzern in der Vergangenheit erfolgreich war: PC- und Rechenzentrumschips. Laut Tan hat Intel einen Anteil von etwa 68 Prozent am PC-Chipmarkt und 55 Prozent am Markt für Rechenzentren. Das werde man ausbauen, so der Intel-CEO am Montag in Taipeh bei einer Feier zum 40-jährigen Bestehen des Unternehmens.

Intel habe darüber nachgedacht, wann und wie man sich von seiner Netzwerk- und Edge-Sparte trennen könnte, so eine mit der Angelegenheit vertraute Quelle gegenüber Reuters. Auch habe man Unternehmen kontaktiert, die an einer Übernahme interessiert sein könnten. Im Jahr 2024 erwirtschaftete die NEX-Sparte von Intel einen Umsatz von 5,8 Milliarden US-Dollar, wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht. Zum Vergleich: Die Client Computing-Sparte (CCG) und die Sparte Rechenzentrum und KI (DCAI) haben 30,3 bzw. 12,8 Milliarden US-Dollar umgesetzt.

Ein formeller Verkaufsprozess für die NEX-Einheit sei aber bisher nicht eingeleitet worden. Auch wurden laut zwei der Quellen noch keine Bieter angefragt. Allerdings habe Intel in den vergangenen Wochen Gespräche mit Investmentbankern geführt, um einen Berater für den Verkaufsprozess auszuwählen, so eine der Quellen. Eingestellt von Intel wurde aber noch kein Banker, sagte eine andere der Quellen.

Hintergrund der Veräußerungsabsicht der NEX-Sparte ist demnach ein von Tan angedachter Strategiewechsel für Intel. Die Einheit, die Chips für Telekommunikationsausrüstungen herstellt, verliert vor diesem Hintergrund für Intels Kernstrategie an Bedeutung, sagte eine Quelle. Und auch Intels Netzwerkgeschäft sei ein Verkaufskandidat, da Konkurrenten wie Broadcom entscheidende Teile dieses Marktes fest im Griff haben, so eine weitere Quelle. Dem Bericht zufolge hat Intel sein Portfolio an Geschäftsbereichen mit dem allgemeinen Ziel erörtert, zu entscheiden, ob es strategisch sinnvoll wäre, mit einem anderen Unternehmen zusammenzuarbeiten oder Beteiligungen zu verkaufen. Die Gespräche innerhalb von Intel befinden sich demnach in einem frühen Stadium. Auch könnte der Konzern beschließen, neben dem Verkauf der NEX-Geschäfte weitere Maßnahmen zu ergreifen, heißt es.

Intel hat bereits damit begonnen, sich von einigen Geschäftsbereichen zu trennen. Im April verkaufte der angeschlagene Chipkonzern eine Mehrheitsbeteiligung an dem FGPA-Spezialisten Altera für 4,46 Milliarden US-Dollar an die US-amerikanische Kapitalbeteiligungsgesellschaft Silver Lake. Der Deal ist Teil von Tans Strategie zur Verschlankung des Konzerns. Zur Bekanntgabe der jüngsten Geschäftszahlen Ende April bestätigte Tan zudem eine weitere Kündigungswelle.

Lip-Bu Tan ist im März zu Intel zurückgekehrt. Er übernahm nicht nur den Chefposten, sondern auch wieder einen Sitz im Verwaltungsrat. "Ich sehe erhebliche Chancen, um unser Geschäft so neu zu gestalten, dass es unsere Kunden besser bedient und für unsere Aktionäre Wert schafft", sagte er anlässlich seiner Bestellung.

Intel befindet sich seit Jahren in schwierigem Fahrwasser, nicht zuletzt deshalb, weil das Unternehmen bei den modernsten Fertigungsverfahren hinter die weltweit führenden Chiphersteller zurückgefallen ist. Das Unternehmen schrieb immer wieder tiefrote Zahlen. Um schnell die Kosten zu senken, griff der kriselnde Halbleiterkonzern zu einem drastischen Stellenabbau. Anfang Dezember 2024 versetzte Intel dann seinen CEO Pat Gelsinger in den Ruhestand. Dieser hatte mit Milliardeninvestitionen den Kurs verfolgt, Intel Foundry, das Auftragsfertigungsgeschäft des angeschlagenen Konzerns, als Konkurrenz zum taiwanesischen Branchenführer TSMC zu etablieren. Das belastete die Finanzen von Intel, brachte aber nicht den erhofften Erfolg. Die Übergangs-Co-Chefs von Intel haben den geplanten KI-Chip eingemottet. Der neue Chef will nun das Unternehmen straffen.

(akn)

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