Das Alphabet-Tochterunternehmen Waymo hat vom US-Bundesstaat Kalifornien die Genehmigung erhalten, seinen Robotaxi-Betrieb auf weitere Gebiete der Bay Area rund um San Francisco und weiter südlich, einschließlich San José, auszuweiten. "Wir freuen uns sehr, Ihnen mitteilen zu können, dass die CPUC unseren Antrag für den Betrieb unseres vollständig autonomen kommerziellen Ride-Hailing-Dienstes in der South Bay und fast ganz San José genehmigt hat!" schrieb das Unternehmen am Montag in einem Post auf X.
Trotz der Zulassung durch die California Public Utilities Commission (CPUC) will Waymo seine Dienste in der San Francisco Bay Area aber nicht sofort ausweiten. "Auch wenn sich unser Betrieb dadurch in naher Zukunft nicht ändern wird, freuen wir uns darauf, die Vorteile von Waymo One in Zukunft in mehr Gebieten der Bay Area zu nutzen", so das Unternehmen weiter.
Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert dazu einen Unternehmenssprecher: "Wir wollen Waymo One in weitere Teile der Bay Area bringen, und jede Ausweitung des Dienstes wird methodisch im Laufe der Zeit erfolgen." Es gäbe "keine unmittelbaren Pläne oder einen Zeitplan, den man teilen könnte". Gründe für den Aufschub nannte er nicht. Eine mögliche Erklärung ist die derzeit noch begrenzte Anzahl an Fahrzeugen.
Rückrufaktion fast der gesamten Flotte
Waymo bietet seinen Robotertaxi-Service derzeit in den US-amerikanischen Großstädten Phoenix, San Francisco, Los Angeles und Austin an. Die Flotte des Start-ups umfasst aktuell 1.500 Fahrzeuge und bietet mehr als 250.000 bezahlte Fahrten pro Woche. Bis zum Jahr 2026 sollen 2.000 weitere vollautonome Fahrzeuge zu der Flotte hinzukommen.
In der vergangenen Woche wurde bekannt, dass Waymo mehr als 1.200 selbstfahrende Fahrzeuge zurückruft, um die Software zu aktualisieren. Das betrifft fast die gesamte Flotte. Damit soll das Risiko von Kollisionen mit parkenden Autos und anderen feststehenden Objekten beseitigt werden. Die US-Verkehrsbehörde NHTSA (National Highway Traffic Safety Administration) hatte deswegen im letzten Jahr eine Untersuchung gegen Waymo eingeleitet, die sie nach weiteren Vorfällen kurz darauf ausweitete. Die Untersuchung dauert weiter an.
Umkämpfter Markt
Die Genehmigung für Waymo zur Ausweitung des Betriebs in Kalifornien kommt zu einem Zeitpunkt, da andere Konzerne auf den Markt autonom fahrender Taxis drängen. Erst Mitte April kündigte Volkswagen an, von 2026 an selbstfahrende Autos in Zusammenarbeit mit Uber in den USA auf die Straßen zu bringen. Tesla-Chef Elon Musk wiederum erklärte, Tesla wolle Ende Juni einen eigenen Robotaxi-Service im texanischen Austin starten – zunächst mit 10 bis zwanzig Wagen des Model Y.
Allerdings ist nach einigen Unfällen Teslas Autopilot ins Visier der Behörden geraten. Die NHTSA will klären, wie dieser mit schlechten Bedingungen umgeht. 2,4 Millionen Fahrzeuge sind betroffen. Und auch hinsichtlich des geplanten Taxi-Dienstes von Tesla mit autonom fahrenden Autos sieht die Verkehrssicherheitsbehörde noch ungeklärte Fragen.
Startpunkt Kalifornien
San Francisco hat für Waymo eine besondere Bedeutung. Hier begann die Alphabet-Tochter Mitte 2023 ihren Rund-um-die-Uhr-Robotaxi-Service. Allerdings gab es bald Spannungen wegen der autonomen Fahrzeuge. Diese waren gegen den Widerstand der städtischen Behörden von der zuständigen bundesstaatlichen Behörde zugelassen worden. Dagegen reichte San Francisco im Januar 2024 Klage ein.
Immer wieder kam es auch zu Zwischenfällen. Anfang Februar 2024 fuhr ein Waymo-Fahrzeug einen Radfahrer an, der leicht verletzt wurde. Nur wenige Tage später erreichte die Auseinandersetzung eine neue Qualität: Eine Menschenmenge beschädigte und beschmierte ein leeres Robotertaxi von Waymo mitten auf einer belebten Straße in San Francisco und setzte es unter Applaus schließlich in Brand.
Die Ereignisse trugen wohl dazu bei, dass der Antrag Waymos auf Ausweitung des Robotaxi-Betriebs auf die kalifornische Metropole Los Angeles von den Regulierungsbehörden zunächst gestoppt wurde. Nach einigem behördlichem Hackhack begann das Unternehmen dann damit, zunächst einer begrenzten Gruppe von Kunden Fahrten in Los Angeles anzubieten. Im Sommer 2024 erprobte Waymo zudem fahrerlose Robotertaxis auf Autobahnen in San Francisco. Im November weitete Waymo seinen Robotaxi-Service in Los Angeles dann schließlich auf rund um die Uhr aus. In Zukunft will das Unternehmen auch in Washington, D.C. und New York seine autonom fahrenden Taxen auf die Straßen bringen.
(akn)