Ein halbes Länderspiel hat die zweikampfstärkste defensive Mittelfeldspielerin der Bundesliga hinter sich. Lisanne Gräwe (21) will im DFB-Dress nun weiter punkten - mit zwei klaren Vorbildern.
Spielt viele Bälle: Lisanne Gräwe. IMAGO/Kessler-Sportfotografie
Normal ist es für Lisanne Gräwe noch lange nicht geworden. "Ich bin gestern nach wie vor mit ein wenig Aufregung angereist", gab die 21-Jährige am Dienstag zu. Und doch sei es anders, nachdem sie nun schon die Abläufe, die Spielerinnen und den Staff kenne: "Es ist immer noch was Neues für mich, aber nicht mehr ganz neu."
Ein Länderspiel hat die defensive Mittelfeldspielerin hinter sich, genauer gesagt eine Hälfte, im Test gegen Australien Ende Oktober (1:2). "Dass ich von Anfang an spielen durfte und das Vertrauen vom Trainerteam bekommen habe, war etwas Besonderes", rekapitulierte Gräwe, "weil ich damit nicht gerechnet habe". Zum anderen sei ihre Familie in Duisburg vor Ort gewesen und viele Freunde, die sie dort überrascht hätten: "Es war sehr schön und ich war froh, dass ich diesen besonderen Moment mit meiner Familie und mit meinen Freunden teilen konnte."
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Sportlich bot sie eine solide Leistung (kicker-Note 3,5) und verdiente sich - vor allem in den Wochen danach auf Klubebene - ihre abermalige Nominierung. Während etablierte Spielerinnen auf der Position wie Lena Lattwein, Sara Däbritz und Lina Magull nur Abruf bereitstehen, berief Bundestrainer Christian Wück das Talent direkt.
Im Klub spielt Senß vor Gräwe - in der Nationalelf neben ihr?
Dass Gräwe in Zürich gegen die Schweiz am Freitag (20 Uhr) und gegen Italien in Bochum am Montag (20.30 Uhr, jeweils LIVE! bei kicker) auf der Doppel-Sechs weitere Einsatzchancen winken, versteht sich von selbst. Vielleicht sogar neben ihrer Vereinskollegin Elisa Senß, mit der sie so einige Parallelen verbinden
Beide wechselten von Bayer 04 Leverkusen zur SGE, beide sind im zentralen Mittelfeld zu Hause und 1,61 Meter groß. "Elisa und ich haben in Leverkusen schon zusammen auf der Sechs gespielt. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht", sagte Gräwe, die Senß "als Mensch und als Spielerin" sehr schätze: "Ich mag sehr, wie sie spielt."
In Frankfurts System mit Raute schickt Trainer Niko Arnautis Gräwe meist als alleinige Sechs und Senß schräg davor auf der Acht ins Rennen. "Ihre Stärke ist, dass sie ein bisschen mehr Zug zum Tor hat", findet Gräwe: "Daher passt die Position auch besser zu ihr als zu mir. Wir ergänzen uns da ganz gut."
Von Kroos-Videos zu Bellingham-Videos
Weil Wück beim DFB aber auf eine Doppel-Sechs und nicht auf eine Raute setzt, bleibt nur abzuwarten, ob die beiden Teamkolleginnen auch mal mit dem Adler auf der Brust zusammen die Verantwortung in der Zentrale erhalten. Konkurrenz gibt es mit Sjoeke Nüsken und Janina Minge jedenfalls.
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"Im Zentrum ist es wichtig, dass man die Übersicht hat, die Ruhe am Ball", erklärte Gräwe: "Die Position liegt mir ganz gut. Ich habe da meine Position gefunden. Vor allem im letzten Jahr haben mir die Abläufe auf der Sechs gutgetan." Die Frage nach ihrem Vorbild beantwortete sie passend dazu: "Als Kind habe ich mir sehr viele Videos von Toni Kroos angeschaut. Irgendwann ging es dann über zu Messi, aber er ist halt gar nicht mein Spielertyp - eher dribbelstark und so. Da liegen nicht so meine Stärken."
In letzter Zeit habe sie "vor allem viele Videos von Jude Bellingham angeschaut" und versuche sich vom früheren Dortmunder etwas abzuschauen - gerade in puncto Zweikampfstärke. Das scheint schon zu fruchten. In der Bundesliga liegt die Frankfurterin zurzeit bei 66,3 Prozent in der laufenden Saison: klare Ligaspitze auf ihrer Position.
Paul Bartmuß