Die österreichische Bundesregierung plant ein Maßnahmenpaket, das den Waffenbesitz künftig strenger regeln soll. Schon am Mittwoch will sie die Neuregelung beschließen.
16. Juni 2025, 11:53 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, Reuters, jse
Die österreichische Bundesregierung plant nach dem Amoklauf in einem Grazer Gymnasium mit elf Toten ein strengeres Waffenrecht. Demnach solle der Zugang zu Schusswaffen in Zukunft stärker kontrolliert und die Eignungskriterien für den Waffenbesitz strenger ausgelegt werden. Auch bestimmte Risikogruppen sollen vom Waffenbesitz ausgeschlossen werden.
"Unsere Verantwortung endet nicht mit der Staatstrauer oder mit einer Schweigeminute", sagte Kanzler Christian Stocker (ÖVP) im Parlament. Um ähnliche Vorfälle künftig zu verhindern, müssten nun die richtigen Lehren aus der Tat gezogen werden. Das geplante Maßnahmenpaket soll an diesem Mittwoch von der Regierung bestehend aus der konservativen ÖVP, der sozialdemokratischen SPÖ und den liberalen Neos im Ministerrat beschlossen werden.
Regierung will auch betroffene Familien finanziell unterstützen
Die Regierung kündigte über die Gesetzesänderung hinaus auch an, einen Entschädigungsfonds für die Familien der Toten und Verletzten schaffen zu wollen, um diese bei den Kosten für Begräbnisse oder Unterstützungsmaßnahmen an der betroffenen Schule finanziell unterstützen zu wollen. Den Maturantinnen und Maturanten des Grazer Gymnasiums soll außerdem gewährt werden, auf ihre mündliche Prüfung zu verzichten.
Auf lange Sicht werde zudem der Ausbau der psychosozialen Betreuung an Schulen geplant, um etwa gefährdete Jugendliche in verpflichtenden Beratungsgesprächen für Schulabbrecher frühzeitig zu identifizieren. Um Warnsignale schneller zu erkennen, soll auch der behördenübergreifende Datenaustausch verbessert werden.
Der Täter hatte auf X mutmaßlich zwei US-Amokläufer als Profilbild
In der vergangenen Woche hatte ein 21-jähriger Österreicher an seinem ehemaligen Gymnasium zehn Menschen mit einer Schrotflinte und einer Pistole erschossen, weitere verletzt und anschließend sich selbst getötet. Die Tatwaffen besaß er legal. Die Regierung kündigte an, die Polizeipräsenz vor Schulen bis Ende des Schuljahres zu erhöhen.
Angaben der Polizei zufolge hatte der Täter relativ isoliert gelebt und seine Zeit vor allem mit dem Spielen von sogenannten Ego-Shootern verbracht, einem Computerspielgenre, bei dem die Spielenden in der Ich-Perspektive spielen. Kurz vor der Tat hatte der 21-Jährige Medienberichten zufolge auf der Plattform X ein Bild seiner ehemaligen Schule geteilt. Als Profilfoto habe er das Bild zweier US-Amoktäter des Schulmassakers von Columbine aus dem Jahr 1999 gehabt. Vonseiten der Polizei sind diese Angaben bisher nicht bestätigt, das Tatmotiv gilt weiter als unklar.