Gegen die Uhr, gegen den Berg: Ein Bergzeitfahren, das gibt es bei der Tour de France nicht in jedem Jahr. Die Herausforderung mit dem doppelten Endgegner: die Uhr und der Berg. Der deutsche Radprofi Jonas Rutsch wurde anschließend gefragt, mit welchem Ziel er diese Aufgabe angegangen sei: »Dass es möglichst schnell vorbei ist.« Viele Fahrer, die im Gesamtklassement ohnehin schon weit zurücklagen, ließen es an diesem Tag allerdings locker angehen. Ihre Kräfte werden noch gebraucht.
Die 13. Etappe: Von Loudenville nach Peyragudes in den Pyrenäen sind es nur elf Kilometer, das hört sich ja entspannt an. Elf Kilometer allerdings fast immer nur bergauf, zum Schluss eine Rampe mit 16 Prozent Steigung. Und so kurz ist das Ganze im Vergleich gar nicht: 1988 gab es zum Auftakt der Rundfahrt einen Prolog mit der Länge von genau einem Kilometer. Und der Tagessieger – Surprise, Surprise – heißt erneut Tadej Pogačar. Er distanzierte Jonas Vingegaard, den Zweiten. Florian Lipowitz wurde hinter Teamkollege Primož Roglič überzeugender Vierter.
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Mit der Lizenz zum Siegen: Der Zielbereich am Altiport, dem Regionalflughafen der Gegend, war 1997 Drehort für den James-Bond-Film »Der Morgen stirbt nie« mit Pierce Brosnan. Die Welt ist nicht genug für Pogačar, und der Konkurrenz bleibt nur ein Quantum Trost.
Eine Frage der Technik: Zeitfahrrad oder das normale Rennrad? Das musste jeder der Topfahrer vor dem Start für sich selbst beantworten. Zeitfahrstar Remco Evenepoel, der am Freitag viel an Boden verlor, Florian Lipowitz und Primož Roglič starteten auf dem Spezialrad, Pogačar wie die große Mehrheit der Fahrer auf einem herkömmlichen Gerät. Und Jonas Vingegaard wagte die volle Kampfmontur: Zeitfahrlenker und Zeitfahrhelm.

Das Zeitfahen, der Berg, die Fans, die Hitze
Foto: Jan De Meuleneir / Photo News / IMAGOBergzeit I: Das erste Bergzeitfahren bei der Tour gab es 1939. So war das damals: Erst mal fuhren die Profis eine »normale« Alpen-Bergetappe, anschließend ging es dann über 64 Kilometer gegen die Uhr hinauf zum Col d’Iseran. Anschließend wurde am Nachmittag noch eine Flachetappe angehängt. Dass der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte sich darum nicht gekümmert hat, kann nur daran liegen, dass es ihn damals noch nicht gab.
Die schlimme Erinnerung: Vor genau 30 Jahren stürzte Olympiasieger Fabio Casartelli bei einer Pyrenäen-Etappe so schwer, dass er an den Verletzungen starb. Fürchterliche Bilder waren das damals, das viele Blut. Und ein Menetekel, was im Radsport passieren kann. Casartelli war damals ohne Helm unterwegs.
Der Deutsche: Von Florian Lipowitz ist in den ersten Tagen dieser Tour in dieser kleinen Rubrik noch nicht so richtig viel die Rede gewesen. Anders als in der ARD, wo Florian Naß und TV-Experte Fabian Wegmann von Beginn an offenbar eine interne Wette laufen hatten, wie oft man den Terminus »Florian Lipowitz« in einer Liveübertragung aussprechen kann (heute 42-mal). Aber seit der ersten Bergankunft am Donnerstag mit dem überzeugenden dritten Platz ist auch hier nur noch die Rede von ihm. Lipowitz fuhr auch im Zeitfahren bärenstark. Der Podiumsplatz ist nähergerückt.

Die einen entspannen, die anderen nicht
Foto: Marco Bertorello / AFPDie Startliste lügt nicht: Matteo Vercher aus Frankreich hatte um 13.10 Uhr das große Vorrecht, die Etappe zu eröffnen. Der Grund dafür ist jetzt weniger schmeichelhaft für ihn: Er ist der Letzte im Gesamtklassement. Um 17.05 Uhr ging dann der letzte Fahrer auf die Strecke: Logischerweise Tadej Pogačar.
Bergzeit II: An Bergzeitfahren hat Bora-nicht-mehr-Kapitän Primož Roglič eher so medium gute Erinnerung. 2020 fuhr er den sicheren Gesamtsieg vor aller Augen ins schwarze Loch, der damals noch junge Tadej Pogačar dominierte die Konkurrenz und nahm ihm das Gelbe Trikot noch ab. Der Start seiner Weltkarriere.

Florian Lipowitz auf dem Zeitfahrrad
Foto: Benoit Tessier / REUTERSSeppelts Way: Immer wenn Tadej Pogačar zu überragend fährt, wächst das Stirnrunzeln im Publikum, und Hajo Seppelt bekommt in der ARD Sendezeit. Am Freitag hatte seine Dopingredaktion das Publikum über die Substanz Aicar aufgeklärt, die den körpereigenen Stoffwechsel aktiviert, von der aber niemand weiß, ob es im Radsport als Dopingmittel eingesetzt wird. Gefunden wurde bisher nichts. ARD-Livekommentator Naß nach dem Beitrag: »Aicar. Wir merken uns mal diesen Namen.« Zurück zum Sport.
Bon Appetit: Heute ist das schwarze Bigorre-Schwein an der Reihe. Es heißt, das Fleisch der Tiere werde auch deswegen so geschätzt, weil sich die Schweine ausschließlich von Eicheln, Kastanien und Kräutern aus der Region ernähren. Die Hartwürste, der Schinken, die Blutwurst – das schreibt die Fachpresse: »Das fein marmorierte Fleisch der sehr alten Rasse, die bereits auf prähistorischen Höhlenzeichnungen zu sehen ist, ist deutlich fettreicher als jenes der Industriekonkurrenz.« Zum Dessert dann noch Gateau a la Broche, der pyrenäische Kuchen, der am Spieß gebacken wird. Ein Kilogramm Mehl, ein Kilogramm Zucker, ein Kilogramm Butter, 24 Eier, etwas Rum und ein Hauch Vanille. Danach nur noch hinlegen. Anstrengender als ein Bergzeitfahren.
Was macht Antwerpes: Der ARD-Moderator ist beim Almauftrieb in den Pyrenäen dabei und steht daneben, wenn der Pastor die Kuhherde und die Ziegen segnet. Immerhin keine Schlafschafe im Öffentlich-rechtlichen, die AfD-Fans können sich also wieder hinlegen.
Erkenntnis der Etappe: Pogačar hat jetzt schon mehr als vier Minuten Vorsprung auf die Konkurrenz. Das Ding ist durch, oder? Aber man kann sich die Tour im weiteren Verlauf ja auch wegen der schönen Landschaften anschauen.
So geht’s weiter: Nur ein Wort: Königsetappe. Von Pau nach Luchon-Superbagneres geht es auf 183 Kilometer über die Legenden: der Col du Tourmalet, der Col d’Aspin, der Col de Peyresoude. Die ewigen Klassiker der Tour de France. Radprofi Maximilian Schachmann im Interview dazu: »Morgen kommt der Hammer.«