Die selbstfahrenden Autos des Google-Ablegers Waymo fahren inzwischen deutlich entschlossener – und manchmal auch risikoreicher. Laut dem Unternehmen wurde die Software angepasst, damit sich die Fahrzeuge besser in den dichten Stadtverkehr von San Francisco einfügen.
Fahrgäste berichten, dass Waymos inzwischen schneller überholen, enger auffahren und nicht mehr so lange zögern wie früher. »Früher waren sie zu vorsichtig, jetzt fahren sie fast wie ein Uber-Fahrer«, sagt die Anwohnerin Jennifer Jeffries dem »Wall Street Journal« . Der Medienbericht listet mehrere fragwürdige Manöver auf, von denen in sozialen Netzwerken berichtet wird – etwa illegale Wendungen, zu frühes Beschleunigen an Zebrastreifen oder das sogenannte »California Stop«, bei dem ein Fahrzeug einem Stoppschild zwar abbremst, aber nicht vollständig anhält, sondern mit reduzierter Geschwindigkeit weiterfährt. Offenbar lieferte sich ein Waymo auch ein Rennen mit anderen Fahrern, um zuerst an der nächsten Kreuzung anzukommen – und wechselte dann die Spur, ohne zu blinken.
Eine Start-up-Gründerin berichtete erstaunt, sie habe beobachtet, wie zwei Waymo-Taxis in einem Tunnel zeitgleich die Spur tauschten. Für sie verhielten sich die autonomen Systeme »mehr wie ein Taxifahrer, wie ein aggressiver Taxifahrer aus New York«.
»Selbstbewusstes« Fahrverhalten
Im Vorort San Bruno berichten Polizisten bereits im September in einem Social Media Post über ein Waymo-Taxi, das trotz Verbots gewendet hatte. Da in Kalifornien ein Auto ohne Fahrer jedoch nicht belangt werden kann, sei es bei einem Gespräch mit der Leitstelle geblieben. Bisher können die Ordnungshüter niemandem einen Strafzettel ausstellen, wenn kein Mensch am Steuer sitzt. Ab Juli 2026 soll in Kalifornien ein neues Gesetz gelten, nach dem die Betreiberfirmen verantwortlich gemacht werden können. Die Polizei erklärte, sie hoffe, dass Waymo das Programm ändere, damit solche Fehler nicht mehr vorkämen. Doch nun sieht es eher nach dem Gegenteil aus.
Waymo bestätigt Änderungen im Fahrverhalten. Ziel sei es, die Fahrzeuge »selbstbewusst und durchsetzungsstark« agieren zu lassen, sagte Produktdirektor Chris Ludwick. Wenn Roboterautos zu passiv reagieren, könnten sie laut dem Unternehmen den Verkehrsfluss behindern. Die Waymos sollten mit »gesundem Menschenverstand« entscheiden, so Ludwick. Grundsätzlich blieben sie darauf programmiert, die Verkehrsregeln zu beachten – aber da gelte es oft in »Nuancen« zu denken, wie wichtig eine Regel in der konkreten Situation sei, oder auch im Konflikt zwischen verschiedenen Regeln abzuwägen. Das Unternehmen verweist darauf, dass seine Fahrzeuge in bisher über 100 Millionen gefahrenen Kilometern in fünf US-Städten 91 Prozent weniger Unfälle mit schweren Verletzungen verursacht hätten als menschliche Fahrer.

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