Warum Hegerberg einen Elfmeter bekam, obwohl sie im Abseits stand

Bekam gegen Italien einen Elfmeter - und verschoss erneut: Norwegens Kapitänin Ada Hegerberg. IMAGO/Shutterstock

Als Norwegen im EM-Viertelfinale gegen Italien am Mittwochabend einen Foulelfmeter zugesprochen bekam, protestierte Andrea Soncin, der Trainer der Italienerinnen derart heftig, dass er die Gelbe Karte sah. Worüber er sich genau beschwerte, war nicht klar, gut möglich aber, dass es damit zu tun hatte, wo sich die gefoulte Ada Hegerberg im Moment des Vergehens befand: im Abseits nämlich.

Beim Stand von 0:1 aus Sicht der Norwegerinnen hatte Lisa Naalsund in der 58. Minute nach einer zunächst abgewehrten Ecke noch einmal in den Strafraum geflankt, wo Elena Linari Hegerberg zu Boden riss. Das Foul war eindeutig, Hegerbergs Abseitsstellung spätestens nach Ansicht der TV-Bilder allerdings auch. Trotzdem lag Star-Schiedsrichtern Stephanie Frappart aus Frankreich richtig, auf den Punkt zu zeigen.

Wann ein Abseitsvergehen nicht geahndet wird

In den Fußballregeln heißt es nämlich im Kapitel "Abseitsvergehen": "Wenn sich ein Spieler in einer Abseitsstellung mit der Absicht zum Ball bewegt, diesen zu spielen, und er gefoult wird, bevor er den Ball spielt oder zu spielen versucht oder bevor er mit einem Gegner einen Zweikampf um den Ball führt, wird das Foul geahndet, da es vor dem Abseitsvergehen geschehen ist."

Hegerberg und ihrer Mannschaft brachte die Entscheidung am Ende allerdings nichts: Die 30 Jahre alte Kapitänin, die bereits im Vorfeld in der Kritik gestanden hatte, setzte den Elfmeter rechts neben das Tor - und vergab damit bereits zum zweiten Mal bei dieser EM vom Punkt. Beim 2:1-Auftaktsieg gegen die Schweiz hatte sie links vorbeigeschossen.

Eine weitere Parallele allerdings: Jeweils traf die Angreiferin, die in beiden Partien bis zu ihrem Elfmeter kaum im Spiel gewesen war, trotzdem, gegen die Schweiz vor, gegen Italien kurz nach ihrem Fehlschluss. Das EM-Aus konnte Hegerberg in Genf dennoch nicht verhindern. Italien hatte dank Cristiana Girellis 2:1-Siegtor in der Schlussminute das letzte Wort und beförderte die Italienerinnen ins Halbfinale, wo am Dienstag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) Schweden oder England wartet.

jpe