Eine Minute und sieben Sekunden lang ist der erste Wahlkampfspot der CDU. Unter dem Motto „Deutschland wieder nach vorne“ zeigt er Friedrich Merz, Carsten Linnemann und deutsche Landschaften aus der Vogelperspektive. Wir reisen mit einer Drohnenkamera über Sachsen und westdeutsche Städte. Der Reichstag ist zu sehen.
Bei Sekunde 53 fliegt die Aufnahme über eine Holzbodenterrasse auf einen idyllischen See zu, man sieht blauen Himmel, inmitten von grüner Natur. Leider ist das nicht Deutschland. Hier schiebt uns die CDU einen See in Dänemark unter.
Das Video ist seit längerem auf einer dänischen Website zur Eigentumsteilung von Ferienhäusern zu sehen. Ursprünglich stammt es von einer internationalen Agentur, die Fotos und Bewegtbilder verkauft. Von dieser Agentur wurde auch der blonde Junge engagiert, der bei Sekunde 24 fröhlich im frisch abgemähten Gras spielt: Dänisches Gras. Die Agentur gibt transparent an, wo das Filmchen entstanden ist. Die CDU hat sich daraus bedient.
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Falsche Polizistin, falscher Reichstag
Wer in entsprechenden Datenbanken sucht, findet auch den bei Sekunde 25 an einem Laptop sitzenden klug aussehenden Jungen mit großer Brille. Er taucht immer wieder in der Werbung auf, etwa für einen Optiker in Spanien. Vermutlich stammt er aus Amerika.
Jedenfalls wird die von der CDU verwendete Dame mit Mondtattoo von der Bildagentur als aus Amerika stammend angegeben. Mit der CDU hat die Frau nichts zu tun. Nicht immer greifen Parteien auf solch internationales Bildmaterial zurück. In der Merkel-Ära waren in CDU-Spots auch mal Mitarbeiter des Konrad-Adenauer-Hauses und deren Familienmitglieder zu sehen.
Einmal, im Jahr 2021, sorgte das sogar für Ärger. Die Gewerkschaft der Polizei kritisierte die CDU damals für ein Wahlkampfplakat mit einer als Polizistin verkleideten Mitarbeiterin als Motiv. „So wie Polizisten nicht in Uniform auf Parteiversammlungen gehen dürfen, sollten Parteien auch nicht mit Fake-Polizisten in unserem Outfit für sich werben“, sagte der stellvertretende Bundesvorsitzende Jörg Radek.
Unter dem Vorsitzenden Merz zeigte im Jahr 2023 ein CDU-Werbefilm anstelle des Reichstags den mit Portikus-Vorbau und Kuppel ähnlich aussehenden Präsidentenpalast Georgiens in Tbilissi.
Diese Verwechslung sorgte bundesweit für Erstaunen und Erheiterung. Nun, im Jahr 2024, wird zwar der echte Reichstag gezeigt, doch die bezaubernde Landschaft gehört zu Dänemark. Deutschland nach vorne bringen, will die CDU. „Ein Land, auf das wir stolz sein können.“ Bei der Bildauswahl sollte die Partei beginnen. Auf Anfrage der F.A.Z. äußerte sich das Konrad-Adenauer-Haus nicht zu dem Video.